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1566 - Das Musical-Gespenst

1566 - Das Musical-Gespenst

Titel: 1566 - Das Musical-Gespenst
Autoren: Jason Dark
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ich würde es zum richtigen Zeitpunkt hervorholen.
    Noch wartete ich ab. Durch den Schlitz im Vorhang sah ich, was ablief.
    Hinter mir und um mich herum war es ungewöhnlich still geworden. Da bewegte sich niemand mehr. Als ich mal einen kurzen Blick nach rechts warf, sah ich nicht nur die Tänzer und Tänzerinnen, sondern auch den Inspizienten, der auf der Stelle stand wie jemand, der auf eine Anordnung wartet.
    Dass die Schauspielerin tot war, daran gab es für mich keinen Zweifel.
    Und ich rechnete zudem damit, dass es nicht bei einer Leiche bleiben würde, denn dieses Wesen würde seinen Plan bis zum Letzten durchziehen, das stand fest.
    Besonders wichtig schien Johnny für sie zu sein. Einmal war er ihr entkommen, und das sollte ihr kein zweites Mal passieren.
    Sie sprach mit ihm. Sie lockte ihn. Sie erpresste ihn damit, den Schauspieler auf der Bühne zu töten, wenn er sich weigerte, zu ihr zu kommen, und so musste er ihr gehorchen.
    Er und Bill saßen in der ersten Reihe, und ich war gespannt, was Bill vorhatte. Wahrscheinlich würde er nach seinem Sohn an die Reihe kommen.
    Johnny kam.
    Er stieg eine schmale Treppe zur Bühnenrampe hoch, und ich sah, wie er die Bühne betrat. Ein Stich durchfuhr meinen Magen, denn jetzt wusste ich, dass sich Johnny in große Gefahr begeben hatte.
    Indra sonnte sich in ihrem Triumph. Sie besaß den besten Trumpf, den man sich vorstellen konnte. Durch ihr Schlangenwesen hatte sie alles im Griff. Es hatte sich an Jack Kerrys Kehle festgebissen und wartete nur darauf, richtig zubeißen und seine Kehle zerfetzen zu können.
    Johnny ging auf Indra zu.
    Ich hängte das Kreuz jetzt offen vor meine Brust.
    Danach zog ich die Beretta.
    Es geschah alles mit ruhigen Bewegungen. Meine Nervosität unterdrückte ich. In Augenblicken wie diesem die Nerven zu verlieren konnte fatal sein.
    Dann mischte sich Bill ein. Er sprach so laut, dass ich ihn dicht hinter dem Vorhang hören konnte, und ich überhörte auch nicht den schrillen Pfiff.
    Die Mündung meiner Waffe schaute aus dem Vorhangspalt. Mein Gesicht ebenfalls, und was dann geschah, ließ mir nur eine Möglichkeit offen.
    Ich musste schießen.
    Und ich musste dieses kleine Flugmonster treffen, das auf Johnnys Hals zujagte.
    Ich bin ein guter Schütze, aber in diesem Fall musste ich das fast Unmögliche wahr machen. Ich drückte ab.
    Der Schuss krachte. Die Kugel jagte aus dem Lauf und traf das Wesen mitten im Flug. Es wurde in die Höhe geschleudert, es schlug mit seinem Schwanz um sich und klatschte zu Boden, bevor es Johnny erreichen konnte…
    ***
    Ich hatte mir nicht nur einen Platz ausgesucht, wo ich durch eine Lücke im Vorhang schauen konnte. Es war auch ein Ort, in dessen Nähe die beiden Teile des Vorhangs zusammenstießen und auseinandergeschoben werden konnten.
    Genau das tat ich.
    Ich hatte freie Bahn.
    Plötzlich stand auch ich auf der Bühne, aber ich befand mich noch im düsteren Schattenteil und war von keinem der Anwesenden gesehen worden. Auch jetzt herrschte die Überraschung vor, denn der Abschuss der kleinen, hässlichen Kreatur passte einfach nicht in Indras Pläne.
    Ob sie nur überrascht war oder auch geschockt, konnte ich nicht erkennen. Jedenfalls tat sie nichts.
    Johnny und sein Vater waren für sie uninteressant geworden. Die Kreatur der Finsternis hatte nur Blicke für das leblose Schlangenwesen, dessen Körper von meiner geweihten Silberkugel zerfetzt worden war.
    Ein Kopf war nicht mehr zu sehen. Dafür lagen kleine Stücke auf dem Boden.
    »Das Finale gehört mir!«, sagte ich.
    Indra glotzte mich an. Der Hut war ihr verrutscht, und so konnte das Licht ihre Gestalt vom Kopf bis zu den Füßen ausleuchten. Mir fiel ihre Haut auf, die ich mit der einer Puppe verglich, zumindest von der leicht rosigen Farbe her.
    Schwarzes Haar. Das glatte Gesicht ohne eine einzige Falte. Wie eben bei einer Kunststoffpuppe, aber bei Indra gab es schon Leben im Gesicht, und das waren die Augen. Sie bewegten sich zwar nicht zuckend, aber sie waren auch nicht künstlich, das stellte ich mit einem kurzen Blick fest.
    Auch ihre Brüste waren ohne Makel und völlig glatt. Für mich sah so kein Mensch aus. Sie kam mir eher vor wie eine Figur aus einem Videospiel oder aus der virtuellen Second-Life-Welt.
    Die drei Totenschädel lagen noch auf dem Schreibtisch. Im Gegensatz zur Schreibmaschine waren sie nicht über die Kante gerutscht.
    Außer einem Stab sah ich keine weitere Waffe an ihr.
    Da ich das Kreuz weiterhin vor meiner
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