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1566 - Das Musical-Gespenst

1566 - Das Musical-Gespenst

Titel: 1566 - Das Musical-Gespenst
Autoren: Jason Dark
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diese unterirdische Welt begrenzte.
    Zum ersten Mal seit längerer Zeit erlaubte er sich wieder ein Lächeln.
    Vor einer Mauer zu stehen war für ihn ein erster Erfolg, denn in der Mauer konnte es auch eine Tür geben. Dass er sich noch unter der Bühne befand, stand fest. Hinter einer Tür würde er dann vielleicht einen Ausgang finden, von dem aus er über eine Treppe oder Leiter nach oben gelangte.
    Dazu kam er nicht mehr. Johnny stoppte auf der Stelle ab, als er im Dunkel vor sich eine Bewegung sah. Über dem Boden schimmerte es hell, und er hörte auch wieder diesen hohlen Klang, als die drei Totenschädel aneinander stießen.
    Indra kam!
    Nach wenigen Augenblicken geriet sie in das Licht.
    Sie hatte sich nicht verändert. Den Zylinder trug sie auch weiterhin tief in die Stirn gezogen. Ein Lächeln war auf ihren Lippen auch nicht zu sehen, und sie hatte bisher kein Wort gesagt, sodass Johnny wieder an ein Gespenst erinnert wurde.
    Es ging nicht mehr weiter, das wusste er genau. Hier war Schluss für ihn. Endgültig.
    Indra sprach wieder.
    »Wo wolltest du denn hin? Hast du nach einem Ausgang gesucht?«
    »Ja, daran dachte ich.« Johnny hatte seiner Stimme einen festen Klang gegeben. Er wollte nicht, dass die Gestalt etwas von seinem Unbehagen bemerkte.
    Indra schüttelte den Kopf. »Es gibt keinen Ausgang für dich. Es ist alles verschlossen.«
    »Das dachte ich mir. Ich habe es dennoch versucht.«
    »Dein Pech.«
    »Und jetzt?«
    Indra lachte. »Jetzt gehörst du mir. Mit Haut und Haaren. Das sagt man doch so - oder?«
    »Ja, schon. Aber was hast du mit mir vor? Und auch mit meinem Freund. Was soll das alles?«
    Das Gespenst lachte Johnny an.
    »Was redest du denn da? Seid ihr nicht zu mir gekommen? Hat euch nicht die Neugierde hergetrieben? Wolltet ihr nicht mehr über das Musical-Gespenst erfahren? Hat sich da nicht etwas herumgesprochen? Ein Gespenst im Theater! Das gab es schon mal, aber das war ein Phantom, ein armseliger Tropf, der einer Liebe nachrannte, die von Beginn an nichts werden konnte. Das Phantom der Oper bin ich nicht, ich bin viel gefährlicher. Ich werde mir das holen, was ich brauche.«
    »Bin ich das?«
    »Du und dein Freund.« Sie bewegte ihre rechte Hand, sodass die Schädel wieder gegeneinander stießen und dieses hohle Geräusch entstand. »Sie brauchen Nachschub, und den werden sie bekommen. Die Zeit des Wartens ist vorbei. Indra ist zurück.«
    Das hätte sie Johnny nicht erst zu sagen brauchen. Er sah es selbst, und er überlegte, wie er aus dieser Lage entkommen konnte.
    Es gab eigentlich nur eine Möglichkeit, da ihm die Chance für eine Flucht genommen worden war.
    Kämpfen!, dachte er. Ich muss kämpfen. Ich muss gegen sie gewinnen.
    Ich muss sie angreifen, um zu überleben.
    Johnny wollte nicht, dass sein Kopf als Totenschädel an ihrem Arm hing, denn er glaubte nicht, dass sie ihm etwas vorgemacht hatte.
    Was tun? Ohne Waffen kämpfen? Nur mit den bloßen Händen?
    Nein, da konnte er nicht gewinnen. Er brauchte etwas, mit dem er sich zur Wehr setzen konnte. Vieles hätte er jetzt für eine mit geweihten Silberkugeln geladene Waffe gegeben, aber die lag zu Hause bei seinem Vater.
    Ihm fiel auf, dass sich die Schlange auf dem Stab bewegte. Ihr Körper zuckte hin und her, ohne dass er den Halt verlor. Johnny sah auch, wie dieses Tier sein Maul öffnete und dabei immer ins Leere schnappte, aber bei diesen Bissen waren auch die Zähne zu sehen, die wie helle Stifte hervortraten.
    Johnny sah es als ein widerliches Biest an. Er ekelte sich davor, und er hatte sogar den Eindruck, einen leichten Blutgeruch wahrzunehmen.
    Dabei glaubte er nicht an eine Täuschung.
    Er wich zurück.
    Indra lachte. »Ja, geh nur. Versuche es, mir zu entkommen. Es würde mich sehr freuen. Ich warte darauf. Ich mag es, wenn man es mir nicht zu leicht macht und ich jemanden jagen kann.«
    Johnny hielt an. »Wer bist du denn? Bist du ein Mensch? Spielst du in diesem Musical mit?«
    »Noch nicht. Ich habe mich bisher zurückgehalten, aber ich bin eigentlich immer dabei. Und morgen werde ich meinen ersten großen Triumph auf der Bühne feiern. Dann bin ich nicht mehr das, was alle erwarten. Dann ist es kein Spiel mehr, dann bin ich echt.«
    Johnny verstand das alles nicht genau.
    »Sieht so wie du das Gespenst aus?«, fragte er.
    »Ja, es ist der Albtraum des Ghostwriters. Er hat es erfunden. Es ist die Hauptperson in seiner Horror-Geschichte. Die Ausgeburt seiner Fantasie, aber er hätte nie für möglich
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