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1564 - Wenn die Toten sprechen

1564 - Wenn die Toten sprechen

Titel: 1564 - Wenn die Toten sprechen
Autoren: Jason Dark
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und wenn er sich dabei gestört fühlte, schlug er mit seiner ganzen Gnadenlosigkeit zurück.
    So musste es auch hier gewesen sein.
    Maria fühlte sich so unendlich allein. Es war eine Einsamkeit, wie sie sie noch nie erlebt hatte und sich auch nicht erklären konnte. Das Haus war plötzlich zu einem Feind geworden. Hier war das Böse eingedrungen und hatte seine Spuren hinterlassen.
    Was tun?
    Die Polizei rufen?
    Ja, sie musste kommen. Die Beamten würden vor einem Rätsel stehen, und Maria wusste auch, dass man sie verhören würde. Wenn sie die Wahrheit sagte, würde man ihr nicht glauben. Also musste sie es anders versuchen. Vielleicht gab es einen Menschen, den sie als einen Verbündeten ansehen konnte. Doch das war sehr fraglich.
    Ihre Gedanken brachen ab, und das hatte seinen Grund. Die Tür war nicht wieder ins Schloss gefallen. Sie stand spaltbreit offen, und sie hörte, wie sich Schritte näherten…
    ***
    Silke Hartmann und ihr Mann Mike hockten gemeinsam auf dem Bett und hielten sich fest umklammert. Was sie aus der unteren Etage hörten, war grauenhaft!
    Schreie!
    Die Schreie einer Frau!
    Und da sie nur eine Frau kannten, die sich hier im Haus aufhielt, musste es sich um Edith Butler handeln.
    Das junge Ehepaar war aus dem Schlaf gerissen worden, und dabei hatten sie gedacht, in diesem Haus einige ruhige Nächte verbringen zu können. Sie brauchten nicht das wilde London, ihre Flitterwochen wollten sie mit Besuchen in Museen und Kirchen verbringen.
    Und jetzt das!
    Es waren nicht nur die schrecklichen Schreie, die sie hörten, zwischendurch klangen Wortfetzen auf, und die waren in einer wilden Panik geschrien worden.
    Beide taten nichts. Sie hockten zusammen auf dem Bett, hielten sich gegenseitig fest, um sich den nötigen Schutz zu geben. Sie wollten ihre Körper spüren, denn das bedeutete Leben. Eine Etage tiefer konnte nur der Tod hausen.
    Silke und Mike wussten nicht, wie lange die Schreie dauerten, aber irgendwann waren sie verstummt, und es trat eine tiefe Stille ein, die auch sie erfasste, denn keiner von ihnen sprach.
    Sie waren zwar still, aber das Zittern ihrer Körper hatte nicht aufgehört.
    Und sie waren froh, sich gegenseitig halten zu können.
    Mike spürte, dass die Wangen seiner jungen Frau tränennass waren. Er selbst hätte seine Angst am liebsten laut hinausgeschrien, und es kostete ihn große Mühe, ruhig zu bleiben und seine Lippen verschlossen zu halten.
    Silke schluchzte. Hin und wieder zog sie die Nase hoch. Sie hatte ihren Kopf gesenkt, als wollte sie sich verstecken und nichts mehr hören oder sehen.
    So reagierte ihr Mann nicht. Er hielt seinen Blick auf die Tür gerichtet, und immer wieder durchfuhren schlimme Vorstellungen seinen Kopf.
    Er glaubte nicht mehr daran, dass Edith Butler noch lebte. Nach den Schreien war das nicht mehr möglich. Jemand musste ihr auf eine grausame Weise das Leben genommen haben, und er dachte daran, dass sich der oder die Mörder noch im Haus befanden.
    Das wäre schrecklich gewesen, denn sie mussten damit rechnen, dass es Zeugen gab. Um ganz sicher zu gehen, würden sie bestimmt das Haus durchsuchen. Zimmer für Zimmer. So würde der Tod auch zu ihnen kommen.
    Aber er hörte nichts.
    Nach einer Zeitspanne, die ihm sehr lang vorkam, schob er Silke sanft von sich, die sofort zusammenschrak.
    »Was hast du vor?« Ihre Stimme klang tränenerstickt.
    »Ich schaue mal nach.«
    »Du willst weg?«
    »Nein, Silke, nein. Ich möchte nur etwas hören und vielleicht auch sehen.«
    Sie sagte nichts mehr und hielt Mike auch nicht zurück, als er das Bett verließ und sich mit möglichst leisen Schritten auf die nahe Tür zu bewegte.
    Dort hielt er an. Tief atmete er durch. Er wusste, dass er sich in Gefahr begab, aber er sah keine andere Möglichkeit.
    Ihr Zimmer lag in der zweiten Etage. Wären sie von hier aus dem Fenster gesprungen, hätten sie sich alle Knochen brechen können, und das wollten sie auf keinen Fall riskieren.
    Nach einer Weile hatte Mike den Mut gefasst, die Tür zu öffnen. Dass sie leise Geräusche von sich gab, konnte er nicht verhindern. Er hoffte nur, dass sie nicht tiefer unten gehört wurde.
    Mike Hartmann hatte Glück.
    So sehr er auch lauschte, er hörte nichts Verdächtiges. Es kam niemand die Treppe hoch. Er hätte auch die leisesten Trittgeräusche bei dieser Stille gehört.
    Es blieb ruhig.
    Aber er wartete noch ab, um sicher zu sein. Erst nach ein paar Minuten schloss er die Tür wieder und drehte sich zu seiner Frau um. Sie
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