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1564 - Wenn die Toten sprechen

1564 - Wenn die Toten sprechen

Titel: 1564 - Wenn die Toten sprechen
Autoren: Jason Dark
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sprachen, umso größer wurde ihr Staunen. Manchmal vergaß sie sogar, Luft zu holen, und schüttelte den Kopf.
    »Und das trifft alles so zu, wie ihr es erzählt habt?«
    Wir nickten synchron.
    Sie blies die Luft aus und hob die Schultern.
    »Da stehe auch ich vor einem Rätsel«, sagte sie. »Von diesem Mädchen oder Teenager habe ich noch nie gehört, wirklich nicht.«
    »Schade.«
    Sie schaute mich scharf an. »Das alles hat sich angehört, als sollte ich euch einen Rat geben.«
    »Kann sein.«
    »Aha, jetzt wird es spannend.«
    »Wir haben ja davon gesprochen, wie diese Retterin erschienen ist. Sie war plötzlich da, und sie war ebenso plötzlich wieder verschwunden. Du weißt, auf was ich hinaus will.«
    »Ja, das Beamen.«
    Ich nickte. »Wie bei dir, Glenda. Ich habe keine Beweise, nur einen Verdacht. Ich kenne das Phänomen auch nur aus Erzählungen, aber so ähnlich ist es auch bei dir.«
    »Nein, John, nein. Saladin ist tot. Ich bin die einzige lebende Person, in deren Adern sich noch das Serum befindet.«
    »Und das weißt du genau?«, fragte Suko.
    »Ich gehe davon aus.« Sie lachte. »Nein, ich glaube nicht, dass ihr das Phänomen des Teenagers auf mich zurückführen könnt. Das wäre zu unwahrscheinlich.«
    »Okay, es war nur eine Idee.«
    Glenda holte sich auch einen Kaffee. »Müsst ihr dieser Sache denn nachgehen?«
    »Nein«, sagte ich. »Sir James hat uns nur informiert. Die Entführung ist ja gut ausgegangen. Und darüber bin ich froh. Aber wir werden es im Hinterkopf behalten.«
    Glenda nickte uns zu.
    »Das ist auch besser so. Ihr habt nichts in den Händen, und man kann eigentlich nur froh sein, dass es dieses Mädchen gibt. Sonst wäre Lilian Portman bestimmt nicht gerettet worden.«
    Der Aussage schlössen wir uns an.
    Trotzdem blieb bei mir ein ungutes Gefühl zurück.
    Es konnte auch Neugierde sein, denn ich hatte etwas gehört, das ein ungelöstes Rätsel war, und als Rätsellöser tat ich mich nun mal gern hervor…
    ***
    Es war die Zeit zwischen Nacht und Tag. Die Natur schlief noch, aber sie stand bereits in den Startlöchern, um zu erwachen, und das geschah als Erstes bei den Vögeln, die ihre Lieder zu zwitschern begannen, als wollten sie alle andere Lebewesen wecken.
    Es gibt den Nebel nicht nur im Herbst, sondern auch im Frühjahr.
    Und dieser neue Morgen brachte die Voraussetzungen, die wie geschaffen waren, um Nebel bilden zu können. Besonders dort, wo die Gegend durch Gewässer etwas feuchter war, aber auch über andere Stellen hatte der Nebel seine grauen Tücher gelegt und die Welt mit seinem Gespinst umwoben.
    Wie auch den alten Friedhof, der schon mehr zu einem Park geworden war, weil dort niemand mehr begraben wurde. Dass es sich um einen Friedhof handelte, sah jeder an den alten Grabsteinen, die wie Erinnerungsstücke an das Vergangene aus dem Boden hervorschauten und zumeist so hoch waren, dass wucherndes Gras sie nicht überdecken konnte.
    Bäume schälten sich aus der Nebelsuppe hervor. Nicht mehr nur kahl, denn erste kleine Blätter sprossen bereits.
    Ein Friedhof, ein nicht offizieller Park, eine Stätte der Stille, die nicht allen Menschen geheuer war, denn es gab einfach zu viele Grabsteine, an denen der Spaziergänger vorbeigehen musste. Und ein sensibler Mensch hatte damit seine Probleme.
    Nicht so die einsame Gestalt, die kein Kind mehr war, aber auch noch keine junge Frau. Sie befand sich in einem Zwischenstadium. Man konnte sie als Teenager ansehen, der sich an diesem frühen Morgen auf den Weg gemacht hatte, um über den Fredhof zu gehen.
    Es gab keine angelegten Wege. Wer sich in dieses Gelände begab, der schritt über eine Grasfläche hinweg und vorbei an den grauen Steinen, die aus dem Boden ragten, als wollten sie den Menschen eine Botschaft bringen.
    Um diese Zeit war es immer still auf dem alten Friedhof. Aber der Nebel drückte diese Stille noch mehr dem Erdboden entgegen, und so gab es als einziges Geräusch das Zwitschern der Vögel, das hin und wieder aufklang.
    Maria ging ihren Weg. Sie kannte ihn. Der alte Friedhof war für sie so etwas wie eine zweite Heimat geworden, denn hier erlebte sie ein Phänomen, das sie sich nicht erklären konnte oder auch nicht wollte. Sie nahm es gern hin.
    Auch jetzt trug sie ihren rötlich schimmernden Mantel, auf dessen Stoff sich die Feuchtigkeit gelegt hatte, aber nicht nach innen drang, sodass ihr Körper geschützt blieb.
    Maria kannte sich aus. Sie nahm immer den gleichen Weg, und das seit dem Tag, an dem
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