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1561 - Wächterin der Nacht

1561 - Wächterin der Nacht

Titel: 1561 - Wächterin der Nacht
Autoren: Jason Dark
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nicht. Ich habe mein eigenes Leben und…«
    »Du hattest dein Leben, Judy. Du hast es lange genug gehabt. Jetzt wirst du an meiner Seite bleiben, und ich werde dich in andere Welten führen.« Auch jetzt wusste Judy nicht, was sie antworten sollte.
    Liliane ließ ihr auch Zeit, was gut für sie war, denn sie hatte sich zu einer Antwort entschlossen.
    »Du - du - bist kein Engel. Du kannst kein Engel sein. Engel sind anders. Sie lieben die Menschen, sie beschützen sie, aber sie töten sie nicht.«
    Auf den Lippen der Besucherin erschien ein abschätziges Lächeln.
    »Was weißt du schon von uns Engeln? Gar nichts, sage ich dir. Die Menschen kennen nur den Begriff, aber sie kennen uns nicht wirklich. Sie haben vergessen, was zu Beginn der Zeiten passierte. Der große Kampf der Engel. Er ist noch längst nicht vorbei. Er geht weiter, und das bis in alle Ewigkeit, das solltest du wissen.«
    »Ich will es aber nicht wissen. Das sind - ach, das sind Legenden, die sich Menschen ausgedacht haben.«
    »Meinst du?«
    »Ja, das meine ich.«
    »Dann bist du sehr dumm oder ignorant. Die Welt ist nicht so, wie sie die Menschen gerne hätten. Sie ist ganz anders. Ich weiß es, denn ich gehöre zu den Wissenden.«
    »Aber Engel töten nicht! Sie sind gut…«
    Liliane legte den Kopf schief. »Wir Engel haben noch eine Rechnung offen. Auch ich gehöre dazu, aber das werde ich dir später erklären. Ich möchte, dass du meine Begleiterin wirst und deshalb deine Wohnung aufgibst. Von jetzt an gehen wir den Weg gemeinsam.«
    »Nein, das kann ich nicht!« Judys Stimme klang jetzt schrill. »Das kann ich auf keinen Fall! Niemals werde ich das tun!«
    »Denkst du dabei auch an deine Freunde?«
    Das Blut schoss in Judys Kopf.
    Erneut hatte der Engel dieses Thema angesprochen, und sie wusste nicht, wie sie sich dagegen wehren sollte. Sie dachte an die Szene auf dem Hoteldach, wo Liliane zwar keinen Menschen ermordet, aber doch ziemlich schwer verletzt hatte. Von dieser Tat bis zum Töten war es kein großer Schritt.
    »Ich kann nicht!«, presste Judy hervor.
    Liliane hob den rechten Arm an und damit auch ihr Schwert. Die Spitze zeigte jetzt auf Judys Kehle, die plötzlich glaubte, dass sie zu weit gegangen war.
    Die Sekunden dehnten sich, und die blitzende Klingenspitze kam ihrer Kehle immer näher.
    Die junge Frau verkrampfte sich in ihrem Sessel. Aus dem normalen Leben herausgerissen zu werden und die Nähe des Todes zu spüren konnte sie einfach nicht kalt lassen.
    »Es ist nur ein winziger Schritt vom Leben bis in die Ewigkeit«, flüsterte die Besucherin.
    War das ihr Schicksal? Hatte sie überhaupt eine Chance, sich dagegen…
    Judys Gedanken brachen abrupt ab, denn in diesem Augenblick ertönte die Türglocke…
    ***
    »Halte mal an«, sagte Suko.
    »Warum?«
    »Halte einfach nur an, John!« Das klappte nicht sofort, da wir mit dem Rover mitten im Verkehr steckten. Ich musste erst eine Stelle finden, an der ich die anderen Autofahrer nicht störte. Und die Lücke fand ich direkt vor dem offenen Tor einer Einfahrt. Wenn jemand raus oder rein wollte, würde ich sofort wieder starten.
    »So, und jetzt möchte ich gern von dir wissen, weshalb wir hier stehen«, fragte ich meinen Freund.
    »Ich habe mir gedacht, John, dass es besser ist, wenn wir uns trennen und den Fall von zwei Seiten angehen.«
    »Das fällt dir aber spät ein.«
    »Nein, gerade zum richtigen Zeitpunkt.«
    »Das musst du mir erklären.«
    »Nichts leichter als das.« Er beugte sich nach links, um aus dem Fenster zu zeigen.
    »Hinter den Bäumen dort befindet sich das Krankenhaus, in dem die Verletzten liegen. Ich denke, dass ich sie schon mal befrage, während du dir die Aussagen dieser Judy King anhörst.«
    Ich schaute Suko an. Es war ihm ernst, das war nicht zu übersehen.
    Ich ließ mir seine Worte durch den Kopf gehen, und wenn ich ehrlich war, musste ich zugeben, dass der Vorschlag gar nicht so schlecht war. Arbeitsteilung war immer gut.
    »Und?«
    Ich nickte. »Okay, du sollst deinen Willen haben. Na ja, wir haben unsere Handys und bleiben miteinander in Verbindung.«
    Suko schnallte sich bereits los. »Bis später dann«, sagte er und öffnete die Tür.
    Er winkte mir noch mal kurz zu und überquerte die Straße mit schnellen Schritten.
    Sein Ziel konnte er bequem zu Fuß erreichen.
    Ich musste noch ein Stück fahren.
    Auf Judy King war ich gespannt und auch darauf, wie sie den Angriff verkraftet hatte. Ihr war zwar nichts passiert, aber die Erinnerung an die
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