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1561 - Wächterin der Nacht

1561 - Wächterin der Nacht

Titel: 1561 - Wächterin der Nacht
Autoren: Jason Dark
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verschiedenen Welten aufgewachsen. Deshalb werde ich das tun, was ich für richtig halte.«
    »Es wird dir nicht gelingen. Du - du…« Judy wusste nicht mehr, was sie noch sagen sollte.
    Ich hoffte, dass sie Liliane noch etwas länger ablenkte. Den Kopf hatte ich bereits gedreht. Meine Augen waren jetzt weit geöffnet, weil ich jedes Detail sehen wollte.
    Liliane war sich so sicher, dass sie mir den Rücken zudrehte. Das Schwert hielt sie jetzt wie einen Stock. Die Spitze berührte den Boden, und eine Hand hatte sie auf den Knauf des Griffes gelegt.
    Sehr locker…
    In diesem Augenblick dachte ich nicht mehr an mein Kreuz. Ich wollte die Gestalt, die ihr Höllenaussehen angenommen hatte, anders treffen.
    In den folgenden Sekunden explodierte die Szene. Ein Sprung, ein Griff, und plötzlich hielt ich das Schwert in der Hand.
    Auch dieser pervertierte Engel brauchte seine Zeit, um die Überraschung zu verdauen. Er drehte sich heftig um und gab dabei einen schrillen Laut ab.
    In der Drehung erwischte sie der Schwerthieb. Ich stand dabei so günstig, dass ich mit einem Treffer alles beenden konnte. Ausgeholt hatte ich bereits.
    Und dann kappte ich mit einem Schlag beide Flügel!
    ***
    Ich schaute zu, wie die schwarzen Flügel zu Boden fielen.
    Meine Rechnung war aufgegangen. Ich hatte es nicht mit einem feinstofflichen Wesen zu tun, und ich konnte mir eine Bemerkung nicht verkneifen.
    »Jetzt kommst du nicht mehr weg!«
    Das wusste sie auch. Aber sie wollte mich anschauen, deshalb drehte sie sich um, und sie sah die Spitze des Schwerts auf ihren Hals gerichtet. Aber sie sah noch mehr, denn ich hatte die Klinge ein wenig gekantet und die Kette mit dem Kreuz an sie gehängt.
    Liliane wollte springen.
    Es blieb beim Vorsatz, denn jetzt war sie gezwungen, auf das Kreuz zu schauen.
    Ich sah ihr verändertes Gesicht jetzt zum ersten Mal aus der Nähe und starrte es an.
    Es war wirklich geschwärzt. Von den zwei unterschiedlichen Seelen in ihrer Gestalt war die eine nicht mehr vorhanden oder zurückgedrängt worden. Kein Heiliger würde sie mehr schützen, jetzt war sie nur noch durch das Erbe des Teufels gezeichnet, den die Mutter ebenfalls angebetet hatte.
    Plötzlich herrschte das große Schweigen. Und auch Judy verhielt sich still. Kein schweres Atmen mehr, kein Stöhnen, und auch von ihrer Zwillingsschwester hörte ich nichts.
    Das Kreuz bannte sie mit all seiner Macht. Wieder einmal erlebte ich, wozu es fähig war. Das allerdings reichte mir nicht. Ich wollte, ja, ich musste dieses Wesen vernichten, damit eine junge Frau ein normales Leben führen konnte.
    »Du bist schon jetzt so gut wie tot!«, erklärte ich ihr.
    Sie gab mir keine Antwort. In dem geschwärzten Gesicht waren selbst die Augen dunkel, und ich hatte das Gefühl, eine verbrannte Gestalt vor mir zu sehen.
    Sie hob die Arme. Ich sah die Hände, die ebenfalls schwarz geworden waren.
    Liliane bettelte nicht, sie rief auch nicht den Teufel oder die Hölle an.
    Möglicherweise hatte sie sich damit abgefunden, dass ich der Sieger war.
    Ich wollte sie auch nicht zu lange im Unklaren lassen und stieß ohne eine Vorwarnung zu…
    ***
    Die schmale Klinge drang tief in den Körper ein. Sie würde am Rücken wieder zum Vorschein kommen. Für mich war das nur ein nebensächlicher Effekt.
    Der Kontakt mit dem Kreuz war wichtiger. Das rutschte an der Kette durch die schräge Haltung der Klinge auf sie zu, und es kam zu der Berührung, wie ich es mir gewünscht hatte.
    Urplötzlich war alles anders. Ein gellender Schrei. Zwei Arme, die sich vom Körper fortbewegten, wobei dieser Körper reagierte, als würde er von Stromstößen geschüttelt.
    Liliane stand jetzt breitbeinig. So versuchte sie, Haltung zu bewahren. Sie schwankte unter den fortwährenden Stromstößen, sie zitterte, sie riss die Arme hoch, als könnte sie vom Himmel Hilfe erwarten, die sie natürlich nicht erhielt.
    Dafür reagierte die Hölle.
    Es war schlimm. Diese Kräfte kannten keine Gnade. Wer in ihren Diensten stand und versagt hatte, der wurde vernichtet.
    Oder half mein Kreuz dabei?
    Ich sah kein Licht, wie es normal gewesen wäre. Kein helles Strahlen, keine Aura, und doch war das Licht vorhanden. Es hatte sich in den dunklen Körper hineingebohrt oder sich dort gebildet, denn es war dabei, die Schatten zu zerstören.
    Und mit den Schatten verging die gesamte Gestalt. Sie flog in Fetzen auseinander, zwischen denen es fahl leuchtete, und dieses Leuchten konnte nur eine Wirkung meines Kreuzes
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