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156 - Die Rache der Schattenfrau

156 - Die Rache der Schattenfrau

Titel: 156 - Die Rache der Schattenfrau
Autoren: Dämonenkiller
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zähmen könne. Das Gericht warf sie in den Kerker. Jan van Leyden hörte von dieser aufrührerischen Rede. Er sah sich die Frau an, war beeindruckt von ihrer Schönheit und sagte, daß er sie heiraten würde, wenn sie ihm gehorsam sei. Elisabeth Wandscherer willigte ein. Aus welchen Gründen, weiß auch Kerssenbrock in seinem Buch nicht zu berichten. Wahrscheinlich war sich die Frau darüber im klaren, daß sie ihr Leben verwirkt hatte, wenn sie ablehnte."
    „Das ist aber nur der Anfang der Geschichte, oder?" fragte Coco Zamis.
    „Ja", sagte Hans Lettau. „Am 20. Mai 1535, nachdem der Hunger in der Stadt wütete und immer mehr Menschen sich entschlossen, Münster zu verlassen und sich dem Bischof zu ergeben, trat auch Elisabeth Wandscherer vor den König und bat ihn, die Stadt verlassen zu dürfen. Jan van Leyden reagierte voller Wut. Er rief das Volk zusammen und ließ Elisabeth zum Prinzipalmarkt schleppen, wo er sie eigenhändig enthauptete. Als Rechtfertigung sagte er: Der Vater wollte es. Sie war eine Rebellin.' Es heißt, daß Bernhard Rothmann danach das Lied Ehre sei Gott in der Höhe' angestimmt hätte. Alle sangen mit und vollführten einen wahnwitzigen Tanz um die Leiche Elisabeths herum. Die anderen Frauen Jan von Leydens an der Spitze."
    Hans Lettau schwieg. Er war blaß.
    Dorian sah, daß ihn die Erzählung stark mitgenommen hatte.
    Der Dämonenkiller wußte inzwischen, daß dieser Bernhard Rothmann damals kein normaler Mensch mehr gewesen war. Der Ghoul Thoragis hatte ihn im Auftrag Asmodis getötet und war in seine Gestalt geschlüpft, um die Macht der katholischen Kirche zu zerstören.
    „Wird irgendwo etwas über eine Frau Isolde gesagt?" fragte Dorian. „Hieß nicht eine Frau Bernd Knipperdollincks so?"
    Lettau zuckte mit den Schultern.
    „Darüber habe ich nichts gelesen, Herr Hunter", erwiderte er.
    Dorian war enttäuscht. Er hätte gern die Bestätigung von Lettau erhalten, daß der tote Ghoul Thoragis ihm die Wahrheit über Beatha Wolf gesagt hatte.
    Dorian nickte Coco Zamis zu. Er spürte eine Bewegung in seinem Mantelausschnitt, hob aber rasch die Hand, um zu verhindern, daß Don Chapman den Kopf herausstreckte.
    Noch brauchte niemand zu wissen, daß Dorian einen dreißig Zentimeter großen Puppenmann in seiner Manteltasche bei sich trug.
    Draußen dämmerte der Morgen herauf.
    Der Dämonenkiller wunderte sich, daß die Schattenfrau nicht wieder zugeschlagen hatte. Vielleicht hatte es etwas genützt, daß Krombach die potentiellen Opfer hatte beschatten lassen.
    „Gehen wir zum Kommissar, Leskien", sagte Dorian, während er sich erhob. „Aber vorher möchte ich noch einmal zum Rathaus, um nachzusehen, ob das Sendschwert inzwischen wieder da ist." Dorian vermutete, daß das Sendschwert die Mordwaffe war, mit der die Schattenfrau Gabi Brock getötet hatte. Es steckte in einer hölzernen Hand. Zu Zeiten des Jahrmarkts, der Send genannt wurde, befestigte man einen hölzernen Arm mit dem Schwert an einer Eisenstange in der Wand des Rathauses. Nach dem Mord war es kurz wieder aufgetaucht, dann jedoch abermals verschwunden. Leskien nickte.
    Sie verabschiedeten sich von Lettau, stiegen auf dem Kirchplatz in einen Polizeiwagen und fuhren zum Rathaus.
    Das Sendschwert steckte nicht in der hölzernen Faust.
    Leskien wendete und fuhr zurück.
    Dorian wechselte einen Blick mit Coco Zamis. Er las die Sorgen um Phillip darin.
    Der Dämonenkiller glaubte nicht, daß Phillip in großer Gefahr war. Die Dämonen würden sich so leicht nicht an ihn heranwagen. Und es schien, als habe er von der Schattenfrau nichts zu befürchten.
    Dorian dachte an den jungen Christoph von Waldeck, der ein Nachfahr des Bischofs Franz von Waldeck sein mußte, der damals die Stadt von den Wiedertäufern befreit hatte.
    Vielleicht konnte der Junge ihm Anhaltspunkte geben, wo die Schattenfrau und auch Phillip zu finden waren. Außerdem mußte er sich um die Sekte kümmern, die von Beatha Wolf ins Leben gerufen worden war. Sie nannte sich „Zirkel der Heiligen Dreiheit" und betete aller Wahrscheinlichkeit nach die Dämonendrillinge an.

    Die golden schimmernden Augen des Hermaphroditen betrachteten die Schattenfrau, die vor ihm in dem naßkalten, schmutzigen Verlies auf und ab ging. Manchmal schrammte die Spitze des langen Schwertes, das sie in ihren Knochenhänden hielt, über den steinernen Boden.
    Phillip spürte die Erregung der Schattenfrau.
    Sie hatte sich nicht um ihn gekümmert, seit sie von ihrem nächtlichen
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