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1559 - Kleine böse Nathalie

1559 - Kleine böse Nathalie

Titel: 1559 - Kleine böse Nathalie
Autoren: Jason Dark
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bekommen.«
    »Danke. Und sonst?«
    »Nun ja, ich hatte viel zu tun.«
    »Im Moment auch?«
    »Eigentlich immer. Außerdem ist Suko mit Shao nach New York geflogen, um dort an einer Geburtstagsfeier teilzunehmen. Da sie noch einige Tage Urlaub dranhängen, muss ich hier die Stellung halten.«
    »Auch nach dem offiziellen Feierabend?« Bill Conolly ließ einfach nicht locker.
    »Es kommt ganz darauf an, was man mir zu bieten hat.«
    »Eine schaurig schöne Sache.«
    »Aha. Was denn?«
    »Ich wollte einen Vortrag besuchen. Nein, lass es mich dir anders sagen. Da gibt es einen Mann, der die Nahtoderfahrungen von Menschen untersucht und darüber ein Buch geschrieben hat. Es ist zwar erst eine Woche auf dem Markt, doch es scheint sich zu einem Bestseller zu entwickeln. Der Verlag hat den Autor auf Lesereise geschickt, verbunden mit Autogrammstunden.«
    »Und da willst du hin?«
    »Ja, mit dir. Ich will dir die einsamen Abende verkürzen.«
    »Woher weißt du denn, dass meine Abende einsam sind?«
    »Davon gehe ich einfach mal aus.«
    Manchmal konnte Bill sich zu einem Quälgeist entwickeln. Zwar hatte ich auch an den Abenden keine Langeweile, aber Bill Conolly war mein ältester Freund. Um ihn nicht zu enttäuschen, stimmte ich schließlich zu.
    »Dann hole ich dich heute vom Büro ab.«
    »Wann startet die Lesung denn?«
    »Um neunzehn Uhr.«
    »Und wo findet sie statt?«
    »Nicht in der City. Etwas außerhalb in Richtung Croydon. Das Besondere daran ist, dass man sich die Leichenhalle eines Friedhofs ausgesucht hat. Nomen est omen.«
    »Humor hat er wohl, dein Autor.«
    »Kann man sagen.«
    »Okay, ich bin dabei. Kommst du allein, oder bringst du Sheila mit?«
    »Um Himmels willen. Die will Zuhause bleiben. Sie wäre dort niemals hingefahren, aber ich sehe das mit anderen Augen. Ich bin so etwas wie ein Kollege des Autors, und ich habe auch daran gedacht, über ihn zu schreiben. Da kann ein Interview nicht schaden. Außerdem ist es möglich, dass auch du etwas Neues erfährst.«
    »Ich bin außer Dienst.«
    Er lachte. »Seit wann das denn? Dann bis gleich.«
    Und so war es auch. Bill holte mich ab, und natürlich hatte Glenda Perkins wissen wollen, wohin wir beide fuhren.
    Ich erklärte es ihr, und sie konnte nur den Kopf schütteln.
    »Schon wieder jemand, der darüber schreibt. Das haben wir doch schon alles mal gehabt.«
    »Ich weiß. Aber Bill meinte, dass es sich trotzdem lohnt.«
    »Dann wünsche ich euch viel Spaß.«
    »Danke.« Ich erzählte ihr nicht, wo die Lesung stattfand.
    Natürlich war Bill pünktlich, und seinem Gesicht sah ich an, dass er sich auf den Abend freute.
    Ich wollte ihm die Vorfreude nicht mehr nehmen und hörte mit meinen kritischen Bemerkungen auf.
    Wir waren pünktlich und sogar noch zehn Minuten vor der Zeit, als Bill den Porsche auf dem Parkplatz eines Friedhofs ausrollen ließ und sich darüber wunderte, dass so wenig andere Fahrzeuge auf der Fläche standen.
    »Was hast du denn gedacht?«
    »Dass es voll ist.«
    »Vielleicht kommen die Fans ja noch.«
    Bill hob die Schultern. »Irgendwie glaube ich nicht daran. Das sagt mir mein Gefühl.«
    »Aber das Buch ist doch auf dem Weg, zu einem Bestseller zu werden, sagtest du.«
    »Ist es auch. Und deshalb wundert es mich schon, dass so wenig Betrieb herrscht.«
    »Vielleicht hast du dich im Datum geirrt.«
    Er warf mir einen bitterbösen Blick zu, der mir das Grinsen aus dem Gesicht trieb.
    Zugleich stiegen wir aus. Durch ein offen stehendes Tor betraten wir den Friedhof und mussten uns sofort nach rechts wenden, wo ein mit Pflastersteinen bedeckter Weg direkt auf die Leichenhalle zuführte, die sehr modern war.
    Man hatte viel Glas verwendet, das von grauen Säulen zusammengehalten wurde, die auch ein geschwungenes Satteldach abstützten, das mit glänzenden Kupferpfannen belegt war.
    Jetzt, im Monat März, waren die Tage schon etwas länger, und so ließ die Dämmerung noch auf sich warten.
    Wir waren aber nicht die einzigen Besucher. Vor der offenen Tür der Leichenhalle hatten sich einige Menschen versammelt. Es waren nicht mal ein Dutzend, und ich zählte mehr Frauen als Männer.
    Eine Frau im braunen Hosenanzug fiel mir besonders auf. Sie stand etwas erhöht, sprach auf die anderen ein und verstummte, als sie uns kommen sah.
    Auch die Wartenden drehten die Köpfe.
    Ich erkannte mit einem Blick, dass ihre Mienen nicht eben freundlich aussahen, und die Frau im braunen Hosenanzug sprach Bill und mich direkt an.
    »Es tut mir leid, aber
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