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1559 - Atlan und der Linguide

Titel: 1559 - Atlan und der Linguide
Autoren: Unbekannt
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weiterzuverfolgen - immerhin stand ihnen noch anderer Ärger bevor.
    Da entdeckte er eine schlanke, purpurfarben gekleidete Gestalt im Hintergrund der Zentrale.
    Aramus Shaenor stand in der Nähe des Schotts. Er wirkte geschmeidig, fast graziös. Obwohl er sich betont zurückhaltend gab, wirkte sein bloßer Anblick auf den Arkoniden wie das berühmte rote Tuch auf den Stier.
    Atlan hegte nicht den geringsten Zweifel daran, daß Aramus Shaenor im Augenblick genau jener Tätigkeit nachging, die der Arkonide bei seinesgleichen am allerwenigsten leiden konnte: Er lauschte.
    Und ob es sich lohnen wird! dachte Atlan. Tassagols Schlachtpläne haben es in sich. „Was schlägst du vor?" fragte er gutgelaunt.
    Tassagol hatte den Linguiden noch nicht entdeckt. Er ging daher mit gewohntem Elan an die Sache heran. „Das Gebirgsmassiv, in dem sie stecken, scheint mir tektonisch nicht so stabil zu sein, wie es auf den ersten Blick aussehen mag", erklärte er. „Die wenigen Meßergebnisse, die wir haben, deuten darauf hin, daß die Nakken in ihrem Versteck wieder einmal mit irgendwelchen fünfdimensionalen Phänomenen herumhantieren.
    Versuchsanordnungen dieser Art sind sehr empfindlich gegen Erschütterungen. Wir könnten den Stützpunkt unserer lieben Freunde mit ein paar wohlgezielten Schüssen ganz schön ins Wanken bringen. Das dürfte sie aus ihrem Versteck ins Freie treiben. Danach sind sie sicher eher bereit, uns Rede und Antwort zu stehen."
    Aramus Shaenor schien Tassagols Ausführungen mit großem Interesse zur Kenntnis zu nehmen.
    Er war nahe genug, um jedes Wort zu hören - er verfügte über ein sehr feines Gehör.
    Und über eine gehörige Portion Selbstdisziplin: Der Linguide verriet mit keiner Geste und keinem Blick, was er von Tassagols Vorschlägen hielt.
    Das war jedoch auch gar nicht nötig. Atlan konnte es sich auch ohne zusätzliche Erklärungen von seiten des Friedensstifters haargenau vorstellen.
    Wort für Wort. „Wir sprechen noch darüber", sagte er zu Tassagol mit einem bezeichnenden Blick in Richtung Schott.
    Er sah mit Wohlgefallen, daß Aramus Shaenor diesen Blick genau registrierte. Er war sicher, daß es den Linguiden fürchterlich ärgerte, wenn jemand Geheimnisse vor ihm hatte. „Später", fuhr er fort. „Wenn wir Zeit dazu haben und ungestört sind. Bis dahin wirst du deine weiteren Überlegungen zu diesem Thema bitte für dich behalten."
    Tassagol sah sich um, entdeckte den Linguiden und zuckte die Schultern. „Wir werden selbstverständlich sehr vorsichtig sein, wenn wir uns an den Stützpunkt der Nakken heranmachen", erklärte er. „Ich hege keine feindlichen Gefühle gegen diese Wesen."
    Der Linguide reagierte nicht. „Aber ich werde unsere Freunde dort herausholen!" fügte Tassagol hinzu. „Wenn es sein muß, auch mit Gewalt."
    Aramus Shaenor hob den Kopf und sah Tassagol geradewegs in die Augen. „Das wird nicht nötig sein", behauptete er.
    Seine Stimme war nicht laut, aber Atlan hätte darauf wetten mögen, daß man den Friedensstifter in der ganzen Zentrale hören und verstehen konnte.
    Der Arkonide stellte verärgert fest, daß es ihm nicht gelungen war, seinen Gegner auch nur für einen Augenblick aus dem emotionalen Gleichgewicht zu bringen.
    Er hatte gehofft, daß das offen zur Schau getragene, gegen Aramus Shaenor gerichtete Mißtrauen und die Ankündigung gewaltsamen Vorgehens den Friedensstifter zu einer deutlicheren, heftigeren Antwort verleiten würden.
    Worauf er wirklich wartete, das war irgendeine Reaktion, mit der Aramus Shaenor sich ins Unrecht setzte oder mit der er einen Mangel an Kompetenz offenbarte.
    Wenn es mir doch nur ein einziges Mal gelingen könnte, deine verdammte Selbstsicherheit zu erschüttern! dachte der Arkonide, indem er den Linguiden mit steinerner Miene beobachtete. Dann bekäme diese glatte Fassade, hinter der du dich verbirgst, endlich ein paar Löcher, durch die man sehen könnte, wie du wirklich bist. Und dann, mein Lieber, wäre es vorbei mit deiner Macht!
    Aramus Shaenor erwiderte Atlans Blicke wortlos. „Du solltest dich vorerst auf die Bionten konzentrieren", empfahl der Arkonide schließlich. „Da hast du genug zu tun."
    „Jeder sollte die Aufgaben erfüllen, für die er am besten geeignet ist", stimmte Aramus Shaenor überraschend zu und wandte sich ab.
    Damit bin ich ihn für diesmal los! dachte Atlan erleichtert.
    Er hatte sich zu früh gefreut. „Es geht los!" schrie jemand aus dem Hintergrund. „Sie kommen!"
    Aramus Shaenor
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