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1556 - Schatten der Vergangenheit

Titel: 1556 - Schatten der Vergangenheit
Autoren: Unbekannt
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eine Veränderung in der Energieversorgung. Das Licht im Bedienungsraum wurde schummrig. Gleichzeitig wandte sich Stalker seiner Kriegskiste zu, wie er den Behälter nannte. Sein Körper verdeckte den größten Teil der Öffnung, die sich übergangslos in der vorderen Wand bildete. Er trat an den Container heran und verschwand in seinem Innern. Nichts deutete darauf hin, daß die Kiste soeben noch eine Öffnung besessen hatte.
    Leander Feyering hatte fürs erste genug gesehen. Er schaltete die Mikrosonde ab und deaktivierte das Terminal. Er erhob sich und wandte sich zur Tür. Die Beleuchtung strahlte wieder heller, und als er in die Trainingsanlage zurückgekehrt war, um zu duschen, meldete der Syntron, daß die Energieschwankungen in diesem Sektor des Schiffes aufgehört hatten.
    Der Kadett von der terranischen Raumakademie nickte nachdenklich. Er reimte sich zusammen, was los war.
    Die Kiste verbrauchte Energie, die sie sich offenbar aus den Reservoiren des Schiffes holte.
    Während er duschte, ließ er sich über den Interkom der Anlage eine Verbindung mit dem Syntronverbund des Schiffes schalten. Er schilderte den Vorgang und erkundigte sich nach ähnlichen Ereignissen.
    Er erhielt einen abschlägigen Bescheid. Es war das erste Mal, daß so etwas vorgekommen war.
    Leander bedankte sich und eilte in Richtung seiner Kabine, um sich umzuziehen und in der Zentrale bei Shina Gainaka um ein Gespräch zu bitten.
    Er war überzeugt, daß er etwas Wichtiges beobachtet hatte. Etwas ging vor, dem sie möglichst rasch auf die Spur kommen mußten.
    Der kleine Wandschrank stand offen, und Leander brauchte nur einen oberflächlichen Blick hineinzuwerfen, um festzustellen, daß sich der Ertruser schon wieder seinen Compiler ausgeliehen hatte.
    Und das, obwohl es erst fünf Tage her war, daß er die Simusense-Simulation beinahe nicht überlebt hätte.
    Für Feyerings Generation stellte die Beschäftigung mit dem Simusense ein aufregendes Abenteuer dar. Sie alle hatten die Dunklen Jahrhunderte nicht mehr miterlebt. Sie waren Kinder der Aufbauzeit, egal, von welchem Planeten sie stammten. Teilweise sahen sie die Vergangenheit durch eine rosarote Brille, weil sie sich die Zustände in der Zeit vor 1147 einfach nicht vorstellen konnten.
    Ja, es gab Jugendliche, die die Feier des 49er Jahres zu einer Art Kult stilisierten, ohne genau zu wissen, was es damit eigentlich auf sich gehabt hatte.
    Monos, der Schöpfer einer neuen Art von Lebewesen, die Verkörperung einer Macht, die die Grenzen der Schöpfung überschritt - war es das, was die eigentliche Faszination dieser historischen Gestalt ausmachte? Simusense war so etwas wie ein Symbol, ein technisches Erbe, das aus jener Zeit übriggeblieben war.
    Sicher, die Anlagen waren alle zerstört, die Konstruktionspläne vernichtet, soweit sie überhaupt existiert hatten. Das, was heute als Simusense durch die Bastelstuben der Jugendlichen geisterte, war nicht viel mehr als ein Abklatsch mit technischen Tücken. Der Gedanke von der schrankenlosen Freiheit über die Grenzen des Universums hinaus war es, was die Jugend in ihrer schwärmerischen Zeit für solche Experimente begeisterte.
    Leander hatte selbst ein paar Erfahrungen mit Experimenten dieser Art gemacht. Inzwischen war er über das Alter hinaus, und er kannte die Gefahren und auch die Sucht, die daraus entstehen konnte.
    Monos alias Foch war nur ein Kunstgeschöpf gewesen, das jemand auf die Milchstraße losgelassen hatte, der sich Bewahrer von Truillau nannte. Es konnte für einen gewöhnlichen Sterblichen keinerlei Attraktivität besitzen, für Wesen aus der Retorte allerdings schon.
    Und hier begann das Verständnis Feyerings für Jank Petranz und seine Träume. Er wußte, daß alle Worte nichts nützten, daß Jank sie nach Tagen wieder verdrängt hatte. Er hatte eine andere Erziehung genossen, besaß ein anderes Weltbild.
    Seine Eltern waren Klone, die es während der MonosÄra zu Ansehen gebracht hatten. Für sie stellte Foch auch heute noch so etwas wie die Allmacht dar.
    Blasphemie!
    Mehr fiel Leander im Augenblick nicht dazu ein. Er verließ seine Kabine und schritt durch den Gemeinschaftsraum hinüber zu der Tür am anderen Ende der Wand. Eine Weile blieb er lauschend stehen, dann betätigte er den Kontakt und ließ die Tür aufgleiten.
    Jank Petranz saß mit dem Rücken zur Tür an seinem Schreibtisch und summte ein ertrusisches Lied. Es klang schief, was er da von sich gab, aber Leander hatte nichts anderes erwartet. Der
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