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155 - Kriminalfall Kaprun

155 - Kriminalfall Kaprun

Titel: 155 - Kriminalfall Kaprun
Autoren: Uhl Hannes
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Sprach- und Kulturbarrieren überwunden. Nun zieht es ihn wieder in die Ferne. Das Innenministerium aber zeigt sich skeptisch. Dass ein junger Mann sich zuerst freiwillig für ein Jahr beim Bundesheer meldet, um dann aus Gewissensgründen den Dienst an der Waffe zu verweigern,stößt auf Misstrauen. Deshalb inskribiert Matthäus erst einmal auf dem Wiener Juridicum. Er eifert seinem Vater Johannes nach, einem angesehenen Wirtschaftsanwalt in Wien. Sein Ziel ist es, die Kanzlei seines Vaters einmal zu übernehmen, auch wenn der ihm davon abrät: »Das willst du dir antun?«
    Matthäus’ Mutter Karin ist Architektin an der Technischen Universität. Um Matti, wie Matthäus von den Eltern gerufen wird, und seine Schwester großzuziehen, hat sie auf die große universitäre Karriere verzichtet. Den Kindern sollte ein guter Start ins Leben ermöglicht werden, in familiärer Geborgenheit. Im Theresianum, einer traditionsreichen Wiener Privatschule, die großen Wert auf Höflichkeit, gutes Auftreten sowie auf die Erziehung zur Internationalität legt, hat Matthäus den menschlichen Feinschliff erhalten. Er maturiert mit Auszeichnung, ohne den Ruf eines Strebers verpasst zu bekommen. Er gilt als konsequent in allem, was er tut. Sein Selbstbewusstsein weiß er mit einer unaufdringlichen Lässigkeit zu verbinden. Trotz seiner physischen Stärke ist er stets der konfliktvermeidende Typ, betont ruhig und gelassen, immer um Ausgleich bemüht. Die Kraft, die er sich bei den Kampfsportarten Taekwondo und Capoeira aneignet, spielt er nie aus.

    Matthäus Stieldorf im Sommer 2000 in Griechenland.
    Mit drei Jahren steht er schon auf Skiern, ungewöhnlich für ein Kind aus dem ostösterreichischen Flach- und Hügelland. Doch seine Eltern stammen aus Tirol. Der Skiurlaub in der Heimat, nahe Innsbruck oder am Arlberg, ist stets Bestandteil des Ferienprogramms. Für einen Kurzausflug fahren sie auch schon mal zum Hochkar in Niederösterreich, unweit der Bundeshauptstadt. So wird aus dem Stadtkind schnell ein guter Skifahrer. Als junger Gymnasiast schließt sich Matthäus im Skiurlaub am Arlberg einer Tourengruppe an und kommt gleich in die Einsergruppe mit den Besten. Wenig später hängt er seine Skier an den Nagel. Snowboarden ist sein neues Steckenpferd.
    In den gemeinsamen Skiurlauben der befreundeten Familien suchen die Jugendlichen jetzt den Kick abseits der Pisten. Kein Aufstieg ist ihnen zu lang, solange sie sich mit einer schönen Abfahrt im unberührten »Powder«, wie der Pulverschnee im jugendlichen Jargon genannt wird, belohnen können. Hier finden sie die große Freiheit, vor allem, wenn sie sich wie ihre Vorbilder auf der Half Pipe mit einem spektakulären »Jump« in Szene setzen können.
    Auf dem Gletscher in Kaprun waren die fünf Freunde noch nie. Am Freitagnachmittag fahren sie los. Die Eltern von Franz haben einen geräumigen Van zur Verfügung gestellt, damit sie die Snowboards und das Gepäck für das Wochenende gut verstauen können und die fünf Freunde sicher auf der Autobahn unterwegs sind. Matthäus packte seine Sachen im elterlichen Haus in Wien-Sievering. Der Vater ist an diesem Tag mit dem Lions Club auf Weinverkostung in der Südsteiermark. Die Mutter ist den ganzen Tag in einem Workshop auf der Uni. Die beiden telefonieren noch am Nachmittag, weil Matthäus seine Skihose nicht finden kann. Auch seine juristischen Bücher packt der Erstsemester für das Wochenende in Kaprun ein.
    »Komm schon«, sagt Matthäus zu Daniel, der sich noch immer nicht gerührt hat und reißt ihm die Bettdecke vom Körper, »schau raus, keine Wolke am Himmel.«
    »Kein Witz?«, fragt Daniel mit einem Krächzen.
    »Kein Witz«, antwortet Matthäus.
    »Sonne und Powder, hopp auf«, freut sich Tobi.
    Keine fünf Sekunden später sitzen Daniel, Stefan und Franz auf der Bettkante.
    »Auf geht’s«, ruft Franz, streckt sich noch einmal kräftig durch, um dann regelrecht in den Stand hochzuschießen. »Der Gletscher wartet auf uns.« Mit verkniffenen Augen streckt er den Kopf aus dem Fenster. Die Sonne hängt noch tief hinter dem Imbachhorn, doch die Spitze des Kitzsteinhorns leuchtet schon.

Kapitel 4
    Fünf nach halb neun. Das Thermometer zeigt minus 14 Grad auf dem Gletscher, in der Talstation auf einer Seehöhe von 911 Metern fünf Grad plus. Besser können die Bedingungen an diesem Samstag nicht sein, um das große Snowboard-Opening auf dem Kitzsteinhorn über die Bühne zu bringen. Es soll der pompöse Auftakt der Wintersaison
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