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155 - Die toten Augen von St. Lamberti

155 - Die toten Augen von St. Lamberti

Titel: 155 - Die toten Augen von St. Lamberti
Autoren: Dämonenkiller
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gehen."
    „Ich denke, Phillip hat deinen Magischen Zirkel mitgenommen?"
    „Don hat mir Ungas Kommandostab und Zirkel gebracht", sagte Dorian. „Ich melde mich aus Münster, wenn es etwas Neues gibt. Bis dann."
    Er legte auf.
    Don Chapman stand plötzlich auf dem Schreibtisch.
    „Ich kann sowieso nicht nach Island zurück", sagte er. „Und bevor ich mich hier auf der Burg zu Tode langweile, gehe ich lieber mit euch."

    Die zuckenden Flammen von einem halben Dutzend schwarzer Kerzen warfen ein gespenstisches Licht. Die Quaderwände des achteckigen, großen Verlieses waren zur Hälfte mit schwarzen Tüchern verhängt. Acht Reihen niedriger Bänke, die für Kleinkinder bestimmt zu sein schienen, füllten die eine Hälfte des achteckigen Raumes aus. Die andere wurde von einer Art Altar beherrscht, der sich über drei Wände des Achtecks ausbreitete.
    Das Licht der Kerzen reichte nicht aus, den Altar aus der tiefen Dunkelheit zu reißen. Doch jetzt bewegte sich etwas vor dem Altar. Eine schlanke Gestalt in einem schwarzen Umhang erhob sich. Die Flammen der Kerzen beleuchteten ihr Gesicht. Es war ein wunderschönes, engelgleiches Antlitz. Die Haut war rein und fast weiß. Die fein geschwungenen Linien ihres Mundes und der Brauen gaben ihr ein sanftes, überirdisches Aussehen. Doch der erste Eindruck wurde von den schwarzen, kalt glitzernden Augen sofort wieder zerstört.
    Die Frau war nervös. Immer wieder schaute sie zur Tür, die sich neben dem Altar befand. Ihr Atem ging schneller, als sie Schritte vernahm.
    Sie trat auf die Tür zu und stieß sie auf. Ihr schönes Gesicht verzog sich. Ein Hauch nach Verwesung wehte ihr entgegen.
    „Du kommst spät, Thoragis", sagte sie mit weicher, einschmeichelnder Stimme, die zu ihrem engelhaften Gesicht paßte.
    Die Gestalt, die sich aus dem Dunkel des schmalen Ganges näherte, verursachte ein schlurfendes Geräusch. Humpelnd bewegte sich das entsetzlich riechende Wesen, das in verfaulter, erdbehangener Kleidung steckte, durch die Tür.
    Die schöne Frau starrte in die leeren Augenhöhlen des aufgeschwemmten, zerfressenen Gesichts. „Du weißt, daß ich diese Gestalt nicht mag, Thoragis", sagte sie unwillig. Ihre schwarzen Augen gleißten, als würden Flammen in den Pupillen lodern.
    Mit der Gestalt ging eine Veränderung vor sich. Sie schien zu wachsen. Die verfaulte Kleidung löste sich auf, und Sekunden später stand ein gutaussehender Mann von vielleicht fünfunddreißig Jahren in einem modischen Straßenanzug vor ihr.
    „Gefalle ich dir so besser, Beatha?" fragte der Mann.
    Die schöne Frau zog die Nase kraus. Der widerliche Gestank blieb. Sie wußte, daß der Ghoul Thoragis ihn auch nicht mit dem stärksten Parfüm würde überdecken können.
    „Warum wolltest du mich sprechen? Du weißt, daß die ersten Frauen bald hier sein können."
    „Er ist da, Beatha!" sagte der Ghoul.
    „Der Dämonenkiller?" stieß die schöne Frau hervor.
    Der Ghoul schüttelte den Kopf.
    „Nein, Dorian Hunter noch nicht. Aber dieser Hermaphrodit. Ich sah ihn vor dem Portal von St. Lamberti." Er erschauerte. „Seine Ausstrahlung bereitete mir körperliche Schmerzen, Beatha. Ich werde mich nicht noch einmal in seine Nähe wagen!"
    „Das brauchst du auch nicht. Du kennst deine Aufgabe. Du wirst dich um Dorian Hunter kümmern. Aber sei auf der Hut. Er wird die Hexe mitbringen. Du darfst sie nicht unterschätzen. Mach keinen Fehler, Thoragis. Es könnte sonst dein letzter sein."
    Das Gesicht des Mannes blieb unbewegt.
    „Eine deiner Schwestern ist tot", sagte er mit Genugtuung in der Stimme.
    Die schöne Frau zuckte heftig zusammen.
    „Sie hat ihre Drohung also wahrgemacht", flüsterte sie.
    Der Ghoul nickte.
    „Hast du etwas anderes erwartet, Beatha? Ihr Bann brach, als du in die Stadt zurückgekehrt bist.
    Jetzt wird sie versuchen, ihre Rache zu vollenden."
    „Wen hat sie getötet?" fragte Beatha mit schwacher Stimme.
    „Deine Schwester Gabi Brock."
    „Anna Kibbenbrocks Blut!" flüsterte die schöne Frau. Sie konnte das Zittern ihrer feingliedrigen, schlanken Hände nicht unterdrücken.
    „Kannst du sie nicht töten, Thoragis?" keuchte sie.
    Er schüttelte den Kopf.
    „Sie ist ein Schattenwesen, Beatha. Sie wird erst zerfallen, wenn ihre Rache vollendet ist. Du solltest Münster so schnell wie möglich wieder verlassen, denn sie kann dir nicht folgen, weil sie in Münster bleiben muß."
    Die schwarzen Augen der schönen Frau sprühten.
    „Du weißt, daß ich nicht fort kann, bevor
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