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1548 - Höllensturz

1548 - Höllensturz

Titel: 1548 - Höllensturz
Autoren: Jason Dark
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entging kein einziges Wort.
    Allmählich sah ich klarer. Einer dieser anderen, dieser Geister, musste der Schatten gewesen sein, der Kathy und mich geholt hatte. Sicher existierten auch die anderen als Schatten, die man durchaus mit einem anderen Namen belegen konnte. Seelen.
    Die verruchten und bösen Seelen der Geschöpfe, die in die Hölle geschickt worden waren und die als Warnung für andere Menschen in dem Felsrelief zu sehen waren.
    Aber wo kamen sie her? Aus der Hölle? Aus dem Reich, in das man die Menschen getrieben hatte?
    »Kathy«, flüsterte ich.
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    »Bitte, Kathy…«
    »Nein!« Die Antwort bestand aus einem tiefen Röhren und war für mich kaum zu verstehen.
    »Kannst oder willst du mich nicht hören?«
    »Weg! Weg mit dir! Lass mich in Ruhe, verdammt noch mal!«
    »Aber du weißt, wer ich bin.«
    »Ich kenne keinen mehr. Ich kenne auch dich nicht. Ich - ich - habe ihnen eine neue Heimat gegeben…«
    »Wem?«
    Sie lachte mich scharf an.
    »Verdammt noch mal, ich will endlich wissen, wer in dir steckt!«, brüllte ich sie an. »Wer hat dich übernommen und zu dem gemacht, was jetzt vor mir steht?«
    »Ich bin ihre Heimat.«
    Egal, ob sie die Heimat irgendwelcher Fremden war, ich wollte nicht aufgeben. So einfach würde ich es der anderen Seite nicht machen, mir diese junge Frau zu entreißen.
    Ohne dass ich meine Reaktion auch nur im Ansatz gezeigt hätte, sprang ich auf Kathy zu. Ich wollte sie packen und an mich reißen, weil ich so bessere Chancen für uns sah.
    Kathy ließ es nicht zu. Ich sah ein, zu spät gehandelt zu haben, denn sie hatte sich voll gegen mich gestellt und rammte mir ihren Kopf gegen die Brust.
    Die Gegenwehr traf mich völlig überraschend. Ich verspürte einen scharfen Schmerz, bekam kaum noch Luft und musste zurück. Dabei rutschte ich aus und fiel hin.
    Meine Agen waren weiterhin geöffnet, und deshalb bekam ich auch alles mit.
    In den folgenden Sekunden wurden auch meine letzten Zweifel beseitigt, dass Kathy zu einer anderen Person geworden war. Denn plötzlich erhob sich ihr Körper in die Luft und explodierte vor meinen Augen.
    Schatten entstanden. Es gab keine Kathy Hamilton mehr, und ich lag am Boden und schaute zu, wie das verschwand, was mal ein Mensch gewesen war…
    ***
    »Neeeinn!«
    Es war ein schon irrer Schrei, den Suko vernahm und der dafür sorgte, dass er seinen Schlag abbrach. Die drei Riemen sanken kurz vor dem Relief zusammen, und auch der Schrei verwehte.
    Suko drehte sich um. Er wusste, dass der Mann hinter ihm geschrien hatte.
    Der Professor war bis zur Wand zurückgewichen und hatte an ihr eine Stütze gefunden. Ansonsten wäre er zusammengebrochen.
    Suko ließ seine Peitsche sinken. Im Moment verstand er nichts. Das wollte er ändern und näherte sich dem Archäologen, der weiterhin mit sich und seinem veränderten Zustand zu kämpfen hatte. Sein Gesicht zeigte einen entsetzten Ausdruck, als hätte er irgendetwas Schreckliches gesehen, was nur für ihn sichtbar gewesen war. Er klebte regelrecht an der Wand, und das Zittern hatte seinen gesamten Körper erfasst.
    »Können Sie mir sagen, Professor, was passiert ist?«, fragte Suko mit möglichst ruhiger Stimme.
    »Sie dürfen nicht mit der Peitsche zuschlagen!«
    »Warum nicht?«
    »Weil Sie sie töten würden.«
    Suko schüttelte den Kopf. »Bitte, bei allem Respekt. Wen sollte ich töten? Die Steinfiguren etwa?«
    »Nein…«
    »Wen dann?«
    »Kathy.«
    Suko glaubte, sich verhört zu haben, deshalb fragte er noch mal nach.
    »Ihre Studentin?«
    »Jaja…«
    Fast hätte Suko gelacht, ließ es aber bleiben. »Das ist doch Unsinn. Kathy und John Sinclair sind verschwunden, das wissen Sie selbst am besten.«
    Der Professor schaute Suko mit einem Blick an, der den Inspektor zweifeln ließ.
    »Nicht?«, fragte er.
    Askin nickte.
    »Dann sind die beiden also da drin?«
    Der Archäologe war in die Knie gesackt. Jetzt trieb es ihn wieder hoch.
    Er stützte sich dabei an der Wand ab.
    »Ich weiß es nicht«, flüsterte er und deutete auf seine Brust. »Dort habe ich es gespürt. Es war wie eine Botschaft.«
    »Von Kathy?«
    »Ja.«
    Suko wusste nicht mehr, was er noch glauben sollte. Er konnte die Vorgänge nicht begreifen. Sie wirkten auf ihn sinnlos, und das sollte bei all seiner Erfahrung schon etwas heißen. Da lief etwas in völlig falschen Bahnen, und er ärgerte sich in diesem Moment fast, nicht zugeschlagen zu haben.
    Er sah, dass sich der Professor wieder gefangen hatte.
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