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1546 - Die Leichenfalle

1546 - Die Leichenfalle

Titel: 1546 - Die Leichenfalle
Autoren: Jason Dark
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tatsächlich in eine andere Zeitebene hineingeraten, in der das Haus noch gestanden hatte.
    Die Tür war wieder hinter mir zugefallen, als hätte sie mir ein Zeichen geben wollen, doch zu bleiben. Vor mir sah ich keinen einzigen Einrichtungsgegenstand. Der gesamte Bereich war leer, und hier hätte sich kein normaler Mensch wohl fühlen können.
    Ich spürte die klamme Kälte auf meiner Haut, als ich tiefer in das Haus hinein schritt und sich meine Augen plötzlich weiteten, weil ich die Türen jetzt besser sah.
    Riegel verschlossen sie.
    Das kannte ich schon von der Eingangstür her. Nur waren die hier nicht so groß. Ich ging sicherheitshalber die Türen ab und entdeckte, dass keine offen war. Um das zu erreichen, musste ich die Riegel zur Seite schieben.
    Willkürlich suchte ich mir eine Tür aus und hielt dicht vor ihr an. Mein Herz klopfte schon schneller, als ich mein Ohr gegen das Holz legte, um zu lauschen.
    In meiner Umgebung war die Stille nicht verschwunden. Ich hätte hören können und müssen, wenn sich hinter der Tür etwas tat. Aber auch da war es still.
    Das befriedigte mich nicht. Ich fasste den etwa in Halshöhe liegenden Riegel an und zog ihn zurück. Nicht unbedingt schnell, denn ich wollte jeden verräterischen Laut vermeiden, auch beim Aufziehen der Tür.
    Es klappte nicht. Die alte Tür knarrte in den Angeln, aber sie schwang mir entgegen, und so konnte ich einen Blick in den Raum dahinter werfen.
    Er war nicht leer.
    Und was ich dort sah, ließ mich vor Schreck erstarren. Es gab einen alten Stuhl, der allerdings angekettet war. Und auf der Sitzfläche hockte eine Gestalt, die ich erst beim zweiten Hinsehen als einen Mann erkannte. Das lange Haar, das keine Farbe mehr aufwies, wuchs nicht nur bis in den Nacken hinein, es fiel auch bis weit über die Stirn ins Gesicht. Da erreichten die Enden der Strähnen beinahe den Mund des Mannes.
    Man konnte bei ihm auch nicht von einem normalen Sitzen sprechen. Er hing mehr auf seinem Stuhl, und es kam schon einem Wunder gleich, dass er nicht zu Boden gefallen war.
    Ich glaubte nicht, dass er mich gehört hatte. Sonst hätte er vielleicht den Kopf gedreht. Aber er war auch nicht still. Er brabbelte etwas vor sich hin. Es waren keine Worte, die man verstehen konnte. Es war nur ein undeutliches Gemurmel, das sich schon fast gebetsmühlenähnlich anhörte.
    Schon beim Öffnen der Tür war mir eine Wolke aus einem widerlichen Gestank entgegen geweht. Ich hatte schnell den Mund geschlossen und atmete flach durch die Nase.
    Der Gestank drang aus einem Eimer hervor, der zur Hälfte mit einer ekligen Flüssigkeit gefüllt war.
    Noch hatte ich keinen Blick in das Gesicht des Mannes werfen können.
    Ich wollte auch nicht weiter in die Zelle hineingehen, die ein vergittertes Fenster hatte, aber das Gesicht des Mannes wollte ich schon sehen, und deshalb machte ich mich durch ein Räuspern bemerkbar.
    Der Mann hörte auf zu brabbeln.
    Ich räusperte mich erneut, und dieses nochmalige Geräusch sorgte dafür, dass er den Kopf zur Tür hin drehte und mich sah.
    Ich sah ihn auch!
    Ich erschrak zutiefst. Mein Blick fiel in das Gesicht eines Wahnsinnigen.
    Ein debiles Lächeln hatte sich um seinen Mund gelegt. Es gab zwar einen Blick der Augen, aber er war alles andere als normal. Dieser Blick zeigte den Ausdruck eines Kindes. Hinzu kam der schiefe Mund. Auf der Oberlippe sah ich den verkrusteten Schleim, der sich mal in der Nase befunden hatte, und mir fiel auch die Schale auf, die er zwischen seine Beine geklemmt hatte. Darin befand sich Wasser, das auch nicht mehr klar aussah.
    Es gab keinen Zweifel. Der Mann, der dort auf dem Stuhl saß, war dem Wahnsinn verfallen. Sein Geist war verwirrt. Er sah mich zwar, doch er reagierte nicht. Er glotzte mich nur an, und seine Augen waren einfach nur leer.
    »He!«, sprach ich ihn an. Es war ein Versuch. Vielleicht war er noch fähig, Auskunft über sich zu geben, was er wohl auch wollte, doch aus seinem Mund drang nur das Brabbeln, und an den Lippen zerplatzten kleine Speichelbläschen.
    »Kannst du mich hören?«
    Er brabbelte weiter, und ich sah ein, dass es keinen Sinn hatte. So zog ich mich zurück, schloss die Tür und legte den Außenriegel wieder vor.
    Mit einer solchen Entdeckung hatte ich nicht gerechnet. Ich musste mich zunächst mal gegen die Wand lehnen und das verkraften, was ich gesehen hatte.
    Konnte es sein, dass dieses Haus eine - wie man früher sagte Irrenanstalt beherbergte?
    Wenn das zutraf, waren sicherlich
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