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1538 - Teufelspilger

1538 - Teufelspilger

Titel: 1538 - Teufelspilger
Autoren: Jason Dark
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angemeldet waren, hatten wir einen unproblematischen Zutritt zum Allerheiligsten des Yard, in dem es besonders viele Computerexperten gab, die einen regelrechten Hackerclub bildeten.
    Da wollten wir nicht hin. Uns interessierte die medizinische Abteilung.
    Ein Kollege ging vor. Seine Haare wuchsen so struppig wie eine Bürste auf dem Kopf.
    Dr. Morris war uns nicht unbekannt. Ich wusste auch, wie er aussah.
    Klein, bebrillt, mit einem hageren Gesicht und grauen gescheitelten Haaren, die sehr penibel lagen.
    Wir wurden in sein Büro geführt, und unsere Ohren erreichte klassische Musik. Das hörte sich nach Motzart an. In einem roten Ledersessel, der hinter einem überladenen Schreibtisch stand, auf dem ein knallroter Totenschädel als Aschenbecher auffiel, saß Dr. Morris und lauschte der Musik. Unser Führer verschwand grinsend und ließ uns allein.
    Wir standen da wie zwei Schuljungen vor dem Direktor. Nur sprach uns Dr. Morris nicht an. Er saß auch weiterhin in seinem Sessel und dirigierte.
    Dabei war sein Mund zu einem Lächeln verzogen, und auf seinem Gesicht lag ein seliger Ausdruck.
    Ich wusste nicht, wie lange das Konzert noch lief, und ging schon vor, um etwas zu sagen, als der Wissenschaftler seinen Finger gegen die Lippen drückte und somit zunächst mal für Schweigen sorgte.
    Aber die Sinfonie ging ins Finale, das war zu hören, und nach ungefähr zehn Sekunden war es ruhig.
    »Das war es doch!«
    »Was, bitte?«, fragte ich.
    »Die Jupiter-Sinfonie.«
    »Kann sein.«
    Dr. Morris stand auf. »Ich brauche die Musik einfach. Sie macht mich locker und sagt mir, dass es auf dieser Welt trotz allem noch schöne Dinge gibt.«
    »So sehen wir das auch.«
    Er streckte uns die Hand entgegen. »Herzlich willkommen in der Unterwelt, Gentlemen.«
    Damit meinte er eine der Etagen, die keine Fenster hatten. Der Händedruck des Mediziners war kräftig, aber wir glaubten nicht, dass wir uns lange hier aufhalten würden, denn einen freien Stuhl sahen wir nicht.
    »So«, sagte er, »Sie wissen selbst, weshalb Sie hier sind und…«
    »Das wissen wir eben nicht«, widersprach Suko.
    »Ach?« Durch zwei dicke Brillengläser wurden wir angeschaut.
    »Seltsam, aber Sir James meinte, dass er seine Männer schickt, damit die den Fall klären sollen.«
    »Und worum handelt es sich dabei?«, fragte ich.
    »Um einen Toten.« Er strahlte uns an. »Das ist doch Ihr Metier, wenn ich mich nicht irre.«
    »Zur Not auch.«
    »Sehr gut.«
    »Wo finden wir ihn?«
    »Nicht hier, Mr Sinclair. Er liegt in meiner Hexenkammer.« Dr. Morris lachte. »So bezeichne ich mein kleines Labor. Keine Sorge, Sie brauchen nicht weit zu gehen.«
    Er schritt auf eine Tür zu, die aussah, als bestünde sie aus Holz. Doch das war nur Tarnung. Tatsächlich war sie aus Stahl, und Dr. Morris musste sich schon anstrengen, um sie zu öffnen. Wir hörten das leise Schwappen, dann war der Weg frei, der uns direkt zum Ziel führte.
    War es im Büro von Dr. Morris angenehm warm gewesen, so traf uns jetzt der Kälteschock. Es herrschte nicht nur die gleiche Temperatur wie in einem Leichenhaus, es roch auch so, und es gab natürlich etwas, das uns besonders interessieren musste.
    Für die Umgebung hatten wir keinen Blick. Wir starrten auf den mit Ablaufrinnen versehenen Tisch aus Kunststoff, der in der Mitte des Raumes stand und auf dem jemand lag.
    Wir konnten nicht erkennen, wie der Tote aussah, denn ein graues Tuch verdeckte ihn.
    Dr. Morris zog es noch nicht ab. Er baute sich an einem Ende des Tisches auf.
    Wir standen ihm gegenüber. Der Mann, der einen weißen Kittel trug, rückte seine Brille zurecht und nickte uns zu. Dann kam er auf den Fall zu sprechen und erklärte mit etwas vibrierender Stimme, dass unter dem Tuch das Corpus Delicti liegen würde.
    »Sie sprechen sicherlich von einer Leiche?«, fragte Suko.
    »Ja. Aber ich rede auch von einer besonderen Leiche, das muss ich Ihnen sagen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    Er ließ das Tuch noch liegen und erhöhte deshalb die Spannung in uns beiden.
    »Es ist ein Phänomen, was mit diesem Menschen passierte. Ich habe keine wissenschaftliche Erklärung dafür und war deshalb gezwungen, über meinen eigenen Schatten zu springen. Hätte mir jemand davon berichtet, ich hätte es nicht geglaubt, so aber bin ich eines Besseren belehrt worden.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann es noch immer nicht fassen, aber es ist eine Tatsache. Mit der normalen Logik komme ich nicht weiter, und so sehe ich mich gezwungen, ein
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