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1537 - Der Schlafwandler

1537 - Der Schlafwandler

Titel: 1537 - Der Schlafwandler
Autoren: Jason Dark
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ein Wachtposten am Ufer des kleinen Sees. Das kalte Rund des Mondes glotzte auf seine dunkle Gestalt nieder, sodass sie aussah wie von einem hellen Schleier umschmeichelt.
    Nein, sie würde nicht mehr auftauchen. Deborah Crane war genau den Weg gegangen, den man ihr vorgeschrieben hatte, und das war auch gut so. Es war genau nach Plan gelaufen.
    Wieder einmal…
    »Sie ist tot, nicht?«
    Als Karel die Stimme hinter sich hörte, zuckte er zusammen. Es war seine erste Reaktion seit Langem, aber er drehte sich noch nicht um.
    Steif wartete er.
    »Gib Antwort!«, verlangte die Frauenstimme.
    »Ja, sie ist weg!«
    »Das ist gut.«
    »Ich weiß.« Er hörte die leisen Schritte hinter sich und wartete, bis sie verstummt waren. Erst dann drehte er sich um und blickte auf die Gestalt der Frau, die nur einen Meter von ihm entfernt stand und ihn anschaute.
    Sie war kleiner als er. Sie trug einen Mantel, der aber nicht zugeknöpft war und deshalb offen stand. Ein kurzes Kleid aus Leder war zu sehen, das in Höhe der Oberschenkel endete. Ihre Füße steckten in hohen Stiefeln, die fast bis zu den Knien reichten.
    Auf dem Kopf wuchs das dunkelbraune Haar wie struppiges Gras. Das Gesicht war rund, etwas pausbäckig. Eine kleine Nase, ein kleiner Mund, ein weiches Kinn, kleine Ohren, irgendwie wirkte die Frau zwar erwachsen, obwohl sie in ihrem Outfit aussah wie ein Teenager.
    Man hätte sie auch als harmlos ansehen können, wäre da nicht die Waffe gewesen, die sie mit der rechten Hand festhielt. Es war eine Art Axt mit einem sehr langen Stiel.
    Sie hatte die Waffe gesenkt, sodass Mc mit der Schneide gegen den Boden stieß.
    »Schön, dass du da bist, Angel.«
    »Bin ich das nicht immer?«
    »Ja.«
    »Ich muss es sein, das weißt du.«
    Sie lächelte. »Jetzt hast du wieder ein Chance bekommen.«
    »Darüber freue ich mich.«
    »Und das freut mich auch. Unsere Partnerschaft ist dadurch viel fester geworden.«
    »Was tun wir jetzt?«
    »Du hast deine Aufgabe erledigt. Aber jedem Ende wohnt auch ein neuer Anfang bei. Du weißt, was ich damit sagen will. Die nächste Aufgabe wartet bereits auf dich.«
    Karel nickte. Er wollte etwas sagen, aber es kam ihm nichts mehr in den Sinn. Er fühlte sich plötzlich so anders, als wäre er noch da, aber dennoch nicht mehr vorhanden.
    Angel näherte sich ihm. Er tat nichts. Sie fasste ihn an der Hand und hob seinen Arm an.
    »Komm«, sagte sie nur.
    Er nickte, ohne dass er es richtig mitbekam. Sekunden später ließ er sich abführen wie ein keines Kind.
    Der See blieb hinter ihnen zurück. Ein stilles und vor allen Dingen verschwiegenes Gewässer, das seine Geheimnisse lieber für sich behielt.
    Und der Mond, der Zeuge geworden war, würde auch nichts sagen…
    ***
    Sheila Conolly war nervös gewesen, weil etwas passiert war, um das sie sich kümmern musste. Was es genau war, hatte sie mir nicht gesagt, sondern sich schnell verabschiedet.
    So waren Bill Conolly, sein Sohn Johnny und ich allein im Arbeitszimmer des Reporters zurückgeblieben.
    Johnny hatte sein Geständnis schon gestern abgelegt, und so war Bill darüber informiert, in welch einer Gefahr er geschwebt hatte. Sheila war nicht genau eingeweiht worden, zumindest hatte man sie mit Einzelheiten verschont, und sie hatte auch nicht gewusst, dass Johnny eine Zeitlang durch eine Kette gefesselt gewesen war. Aber bei Bill hatten wir kein Blatt vor den Mund genommen.
    Ich war bei meinem Patenjungen, damit es nicht zu hart wurde, wenn Bill sich aufregte.
    Er hatte eine Nacht darüber geschlafen und sah die Dinge nicht mehr ganz so schlimm.
    Jetzt saßen wir drei Männer zusammen, denn auch Johnny war zu einem jungen Mann geworden.
    Sein Vater sah die Dinge richtig. »Du bist eben ein Conolly. Du hast unsere Gene und auch die deines Großvaters, der schon damals von Sakuro, einem Dämon, getötet worden ist. Daran kann man nichts ändern. Das ist eben Schicksal.«
    Bill schaute mich an.
    »Sag mal was, John. Sag, ob du der gleichen Meinung bist.«
    »Zweifelsohne.«
    »Was trotzdem kein Freibrief für dich ist, mein Sohn.« Bill schaute Johnny scharf an.
    »Ich weiß, Dad. Ich hätte auch nie gedacht, dass sich die Dinge so entwickeln würden. Ich habe diese Videosequenz gesehen und wusste zunächst nicht, ob ich sie ernst nehmen soll oder nicht. Okay, ich habe sie dann ernst genommen, und das war auch nicht schlecht. Sonst hätten wir die verdammten Ghouls nicht finden und vernichten können.«
    »Da hat Johnny recht«, sagte ich.
    Bill
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