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1534 - Nocturnen-Alarm

Titel: 1534 - Nocturnen-Alarm
Autoren: Unbekannt
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aufgehört", erklärte Giu-Nal-H’ay betont gelassen, ohne auf die Herausforderung der Protektorin einzugehen. „Das würde ihnen auch sehr schwerfallen."
    „Sie stellen ihn immer noch her?" fragte Rea-Nam-G’or fassungslos. „Weißt du das genau?"
    „Selbstverständlich."
    „Wie machen sie das, wenn sie doch gar keine Zivilisation haben?"
    „Es ist ein natürlicher Vorgang."
    „Ich verstehe kein Wort!" Giu-Nal-H’ay spreizte kurz die Finger, was dasselbe bedeutete, wie ein terranisches Schulterzucken. „Nun", sagte sie gedehnt, „so fremdartig die Nocturnen als Lebensform auch sein mögen - einem Naturgesetz allen Lebens müssen auch sie sich beugen: Sie haben einen Stoffwechsel, und bei diesem gibt es Schlacken.
    Unverdauliche Reste."
    „Bei dieser Art von Nahrung?"
    „Warum nicht? Im Fall der Nocturnen sind es die ultrahochfrequenten Anteile der Hyperstrahlung - jener Teil, den man auch als psionische Strahlung bezeichnet. Der Metabolismus dieser eigenartigen Geschöpfe kann diesen psionischen Anteil nicht verdauen. Also scheiden die Nocturnen diese Schlacken aus."
    „Die Tränen der N’jala werden als Materie beschrieben - nicht als Strahlung!"
    „Die Ausscheidungen der Nocturnen sind genauso ätherisch wie die Wesen, von denen sie erzeugt werden", erklärte Giu-Nal-H’ay. „Halbstoffliche Psi-Energie in Gestalt leuchtender Tropfen. Sie sammeln sich entlang der Routen, auf denen die Schwärme durchs All fliegen. Tauregionen nannte man diese Gebiete.
    Dort wurden diese Ausscheidungen regelrecht abgeerntet."
    „Und die Nocturnen hatten nichts dagegen einzuwenden?"
    „Ganz im Gegenteil. Wenn allzu viel Paratau ..."
    „... Tränen!" korrigierte Rea-Nam-G’or streng. „... in einer Region zusammenkam", fuhr Giu-Nal-H’ay fort, ohne sich durch solche Wortklauberei irritieren zu lassen, „trat ein spontaner Zerfallsprozeß ein. Es kam zur sogenannten spontanen Deflagration. Die Folge waren verheerende Psi-Stürrne, unter denen auch die Nocturnen zu leiden hatten."
    „Wenn die Nocturnen weiter produzieren und auch gar nichts dagegen haben", sagte Rea-Nam-G’or nachdenklich, „warum holen wir uns dann nicht ein paar Ladungen Tränen? Wir könnten die Kräfte unserer Vorfahren gut gebrauchen!"
    Ich möchte wissen, was man den Schülern im N’jala-System eigentlich beibringt! dachte Giu-Nal-H’ay verständnislos. Man sollte doch meinen, daß diese Dinge zur Allgemeinbildung gehören!
    Aber dann wurde ihr klar, daß man im N’jala-System - und auch in allen anderen Schulen - gute Gründe haben mochte, sich über gewisse historische Zusammenhänge auszuschweigen.
    Das war schon immer ein Grundzug der kartanischen Lebensweise gewesen: Was man gerade nicht gebrauchen konnte, das wurde einfach nicht mehr erwähnt.
    Vielleicht war es den Kartanin im nachhinein ja auch einfach nur peinlich, daß ihre Vorfahren ihre großartigen Fähigkeiten aus den Ausscheidungen lebender Wesen bezogen hatten.
    Hatte sie wirklich die Kartanin gedacht?
    Nun, warum auch nicht? dachte sie.
    Ob es ihr gefiel oder nicht: Sie gehörte nicht dazu. Jedenfalls nicht ganz. Selbst ihren Namen hatte man ihr erst nachträglich gegeben, als man sie - wenigstens formell - zu einem Mitglied der Familie H’ay gemacht hatte.
    Inzwischen gab es viele, die diesen Schritt bereuten, denn Giu-Nal-H’ay hatte niemals auch nur die leiseste Neigung dazu gezeigt, die in sie gesetzten Erwartungen zu erfüllen. „Mit dem Paratau ist es aus und vorbei", sagte sie. „Mit der Senkung der Psi-Konstante wurden die Tränen der N’jala zu einer harmlosen Substanz, die niemanden mehr gefährden kann. Sie bergen keine geheimen Kräfte mehr in sich - oder genauer gesagt: Sie geben diese Kräfte nicht mehr frei."
    „Woher willst du das so genau wissen?"
    „Aus alten Berichten. Die Terraner haben die genauen Umstände untersucht und erklärt."
    „Die Terraner!"
    „Ja. Die Kartanin hatten damals weder die Mittel, noch die Kraft zu einer solchen Untersuchung.
    Ihre Psi-Kräfte versagten. Das gesamte kartanische Sternenreich war in Aufruhr."
    So schlimm wird es ja nun wohl auch wieder nicht gewesen sein! dachte die Protektorin der CHIANG-LU - Giu-Nal-H’ay war sich dessen ziemlich sicher. „Haben sich die Nocturnen jemals zu dieser Frage geäußert?" fragte Rea-Nam-G’or. „Das weiß ich nicht. Aber eine derartige Entwicklung kann ihnen nur recht gewesen sein. Eine planmäßige Entsorgung der Tauregionen war nicht mehr erforderlich. Die Fremden
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