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1531 - Dschungeltod

1531 - Dschungeltod

Titel: 1531 - Dschungeltod
Autoren: Jason Dark
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wartete, dass etwas Schreckliches aus ihr hervortrat und unvermittelt brutal zuschlug.
    Dieses Gefühl hatte sie immer gehabt, wenn der Jaguar auf Beutezug ging. Aber in dieser Nacht war es noch anders. Sie wusste selbst nicht, warum sie so dachte. Das sagte ihr einfach ihr Gefühl.
    Ihre Gedanken konnte sie nicht beeinflussen. Stärker als noch vor ein paar Tagen dachte sie wieder an die Aussätzige, die sie aus dem Ort getrieben hatten.
    Obwohl sich Tabea Sanchez nicht in ihrer Nähe aufhielt, wurde sie das Bild einfach nicht los. Sie sah das abstoßende Gesicht mit den nässenden Geschwüren dicht vor sich. Sie sah, wie einige von ihnen aufplatzten und eine stinkende Flüssigkeit absonderten. Das alles lief wie ein Film vor ihren Augen ab. Aber es entsprach nicht der Wirklichkeit. Oder etwa doch?
    Plötzlich hörte sie ein fremdes Geräusch. Sie konzentrierte sich darauf, und sie fand heraus, dass es an der schmalen Hintertür aufgeklungen war. Das kleine Haus hatte tatsächlich zwei Türen. In der Nähe der kleineren befand sich der Hühnerstall, und sie hörte die wenigen Tiere plötzlich laut gackern.
    Das war unnormal. Sie meldeten sich nur so, wenn ihnen eine Gefahr drohte.
    War der Jaguar wieder unterwegs?
    Rita dachte natürlich sofort an ihn. Er hatte auch die Kraft, das Drahtgitter des Stalls zu zerstören, aber wenn das passierte, dann reagierten die Hühner anders. Dann schrien sie in ihrer wilden Panik, und das war hier nicht der Fall.
    Zudem beruhigten sie sich wieder. Hin und wieder noch ein leiser Laut, das war alles.
    Die alte Frau hätte sich beruhigt in ihr Bett legen können. Aber das tat sie nicht. Sie wollte sich überzeugen, ob wirklich alles in Ordnung war.
    Deshalb holte sie die Stableuchte vom Regal und ging auf die schmale Hintertür zu.
    Sie musste erst einen Riegel zur Seite schieben, um sie öffnen zu können. Danach schaltete sie die Lampe ein.
    Als sie die Tür aufzog, hörte sie das Quietschen der verrosteten Angeln. Ein Geräusch, an das sie sich längst gewöhnt hatte.
    Rita hob den rechten Arm mit der Lampe und sah, dass sie plötzlich zitterte.
    Die Warnung, im nächsten Moment einer Gefahr ins Augen sehen zu müssen, erfasste sie ganz plötzlich.
    Sie leuchtete nach vorn.
    Dort stand jemand.
    Es war eine fast nackte Frau mit schweren, leicht zu den Seiten hin hängenden Brüsten. Aber das interessierte Rita nicht, denn etwas anderes war schlimmer.
    In der rechten Hand hielt die Frau ein Messer, deren Klinge fast so lang wie bei einer Machete war.
    Und sie sah in das Gesicht.
    Es gehörte einer ihr bekannten Person.
    Tabea Sanchez war zurück!
    ***
    Rita erstarrte zur Salzsäule. In diesen Momenten wünschte sie sich, nur einen Traum zu erleben, aber das war es nicht.
    Keiner sprach, doch Tabeas Haltung und ihre Bewaffnung waren beredt genug.
    Sie war gekommen, um zu töten. Sie wollte Rache, sie wollte abrechnen.
    Diese Gedanken schössen Rita durch den Kopf. Sie war nicht mal so sehr überrascht. Sie hatte sich bereits so etwas im Geiste vorgestellt, schließlich war sie vom schlechten Gewissen geplagt worden und natürlich von ihren Ängsten.
    Rita wusste nicht, wie lange sie ihre Besucherin angestarrt hatte, ohne etwas zu sagen. Sie hatte sogar den Atem angehalten und spürte jetzt den Druck auf ihrer Brust. Sie musste einfach wieder Luft holen, was sie auch tat und dabei ein Wort hervorstieß. »Tabea?«
    Die andere nickte nur und machte eine Bewegung mit dem Messer, die eindeutig war.
    Geh ins Haus!, sollte das heißen.
    Rita blieb nichts anderes übrig, als ihr zu gehorchen.
    Tabea war zurück, und sie würde nicht vergessen haben, was man ihr angetan hatte. Wo immer sie in der Zwischenzeit auch gewesen war, sie hatte Zeit genug gehabt, um sich einiges zu überlegen, und es würde für Rita bestimmt kein Spaß werden.
    Die alte Schamanin zitterte am ganzen Leib, und auf ihrem Gesicht hatte sich eine Gänsehaut gebildet.
    Tabea folgte ihr. Das Gesicht blieb dabei ausdruckslos. Es war nicht zu erkennen, was sie dachte. Ihr eiskalter Blick war starr auf Rita gerichtet.
    In der Nähe brannten die beiden Petroleumlampen. Rita hatte sie angezündet, um Strom zu sparen. Sie gaben zwar nicht viel Licht ab, doch das wenige reichte aus, um Tabea gut zu sehen.
    Nur den Lendenschurz trug sie, der aus dünnem Leder bestand. Sie war sogar barfuß, und an ihrem fast nackten Körper war kein einziges Geschwür zu sehen. Eine glatte und sogar samten wirkende Haut, leicht rötlich mit
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