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1530 - Sturm in der Dunkelwolke

Titel: 1530 - Sturm in der Dunkelwolke
Autoren: Unbekannt
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überrollen.
    Nicht jetzt!
    Sie wollte am Leben bleiben!
    Die Konnusechse verhielt in sicherem Abstand kurz vor der Kaktee. Das stachelige Gewächs flößte selbst dem Riesen Respekt ein. Keemila preßte sich zwischen armlangen Stacheln fest gegen den klebrigen Stamm; etwas Saft trat aus und verätzte ihre Haut.
    Und das jetzt, kurz vor dem Sturm. „Verschwinde, Vieh!" rief sie melodiös.
    Die Echse reagierte nicht darauf. Sie spitzte lediglich die Ohren und öffnete das Maul. „Verschwinde! He! Ha!" Nichts.
    Der Konnus ließ seine lange Zunge vorschnellen. Unwillkürlich duckte sich Keemila. Es war schon schlimm, diesen wandelnden Koloß in nicht einmal einem Meter Entfernung vor sich zu sehen. Dazu noch die Zunge ...
    Sie schüttelte sich.
    Von der Seite rückten die Staubfontänen näher.
    Wenn sie nur aushalten konnte, bis der Sturm da war! Dann würde sie dem Konnus schon entkommen.
    Noch zehn Minuten bis dahin.
    Die Echse rollte ihre Zunge ein und ließ sie erneut gegen die Kaktee schnellen. Diesmal wurde Keemila voll getroffen; ihr rasches Ducken nützte nichts. Sie fühlte sich bei einem Bein gepackt und nach vorn gezerrt.
    Keemila krallte sich an zwei riesigen Stacheln fest. „Laß mich!" wimmerte sie. „Laß mich doch los!"
    Ein goldfarbener Wirbel kam direkt auf sie zu, glitzernde Reflexionen in Gelb und Silber tanzten direkt darüber. Doch der Windstoß strich wirkungslos über sie hinweg, und die Konnusechse schüttelte sich nur unwillig.
    Die Zunge rüttelte stärker.
    Einer der Stacheln brach ab. Keemila ließ nicht los; statt dessen stach sie mit der scharfen Spitze auf die Echsenzunge ein.
    Ein Aufschrei ließ sie fast das Gehör verlieren.
    Die Zunge krümmte sich und wurde zurückgezogen.
    Keemila fühlte Kampfeslust in sich erwachen. „Ja! Komm schon, wenn du Mut hast!" \Sie tanzte ein paar Sekunden lang vor dem Konnus auf und ab und fuchtelte mit dem Stachel herum.
    Dann allerdings ertönte ein zorniges Grollen. Keemila erschrak furchtbar; wie hatte sie nur glauben können, der Konnus sei besiegt?
    Die Augen der Echse waren weit aufgerissen, der Rachen öffnete sich zu einem markerschütternden Brüllen.
    Blind vor Wut nahm das Tier ein paar Meter Anlauf und raste auf die Kaktee zu.
    Es dauerte nur eine Sekunde. Dann hatte Keemila begriffen, daß die Echse ernst machte. Sie ließ den Stachel fallen und warf sich beiseite. Ihr Kopf schlug gegen einen Brocken Schliffgeröll, kurze Zeit verlor sie die Orientierung.
    Ihre Wahrnehmung beschränkte sich auf ein fürchterliches Beben und nachfolgend ohrenbetäubendes Gebrüll.
    Wo war der Beutel mit dem Speicherkristallgerät? An ihrem Gürtel. Keemilas kostbarster Besitz durfte nicht verlorengehen.
    Mühsam kam sie auf die Beine.
    Nur ein paar Meter entfernt wälzte sich tobend vor Schmerz die Konnusechse am Boden. In der Schnauze und in den Vorderpfoten steckten Stacheln, die der Reihe nach abbrachen oder herausfielen.
    Keemila nutzte ihre Chance.
    Flink wandte sie sich in Richtung Schlucht.
    Hundert Meter trennten sie von der Sicherheit. Dort, im Dickicht der Klizzerpflanzen und Felsspalten, war sie der schwerfälligen Echse überlegen.
    Kreischend rannte sie um ihr Leben.
    Hinter ihr sprang mit wachsender Wut der Konnus hoch.
    Im Lauf drehte sie sich um. Die Echse schoß mit der Gewalt einer Lawine heran und würde sie ohne Zweifel unter sich zermalmen.
    Sie schaffte es nicht, immer noch die Hälfte der Strecke.
    Geistesgegenwärtig schlug Keemila einen Haken.
    Sie umkurvte eine Kakteengruppe und ließ die Echse ins Leere schießen. Wertvolle Zeit ging verloren, als sie doch noch stürzte. Aber schnell rappelte sie sich wieder auf und stürzte weiter auf die Schlucht zu.
    Dreißig Meter.
    Der grollende Fleischberg hatte sie wiedergefunden. Mit letzter Kraft tat sie einen weiten Satz in Richtung Abhang; und entging um einen halben Meter den zuschnappenden Kiefern.
    Keemila purzelte eine schräge Felswand hinunter. Hierhin wagte die Echse nicht zu folgen. Mit Recht, denn einen gefahrlicheren Weg zur Schlucht hinunter gab es nicht - wenn man vom direkten, senkrechten Sturz absah.
    Ein Felsbrocken traf ihren Kopf.
    Keemila bemerkte nicht mehr, wie sie unten ankam.
    In die Bewußtlosigkeit drängte sich ihre Vision, das Gesicht.
     
    *
     
    Geschnatter ließ sie aufschrecken. Grauer Staub erfüllte in mäßiger Dichte die Luft. Über ihnen zog als goldene, wirbelnde Wand der Sturm hinweg. Ein paar Geröllsplitter wurden über den Rand der Schlucht
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