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1528 - Metamorphosen des Geistes

Titel: 1528 - Metamorphosen des Geistes
Autoren: Unbekannt
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noch nicht begriffen?" fragte er, und seine Stimme klang bitter und traurig zugleich.
    Nach einer Pause, in der Dancing Tree nichts anderes fertigbrachte, als den Punamer fassungslos anzustarren, sagte Xan: „Es ist böse. Es hat mich aus meiner Welt gerissen. Und euch wird es aus eurer Welt reißen. Ich weiß nicht, woher es gekommen ist - es war ganz plötzlich da. Ihr müßt verhindern, daß jemand es berührt."
    „Was ist es?" fragte Dancing Tree, und unwillkürlich flüsterte er, als fürchte er, daß jemand ihn belauschen könnte. „Wie sieht es aus?"
    Aber Xan antwortete nicht, „Du mußt sie zurückhalten!" forderte er statt dessen. „Sie werden in ihr Unglück laufen, wenn du sie nicht warnst."
    Dancing Tree schüttelte langsam den Kopf. „Es sind Forscher", sagte er. „Menschen, bei denen die Neugierde eine Berufskrankheit ist. Sie werden auf jeden Fall zum See gehen und nachsehen. Aber wenn ich sie jetzt warne, dann werden sie nicht gehen, sondern rennen. Verstehst du das, Xan?"
    Der Punamer sah ihn lange an. Dann blickte er zu den Wipfeln der Bäume hinunter. „Es wird wieder verschwinden", sagte er nach einiger Zeit. „Ich bin mir ganz sicher, daß es nicht für immer bei uns bleiben wird. Es ist aus dem Nichts gekommen, und es wird auch wieder dorthin zurückkehren. Und wenn ihr vorsichtig seid und es nicht berührt, wird es euch nichts tun. Vergiß das nicht, und sage es auch den ändern: Ihr dürft es nicht berühren! Es würde euch verschlucken. Und wenn es euch wieder ausspuckt, werdet ihr so sein wie dieser Mann in eurer Stadt."
    Dancing Tree sah ihn an, und die Kehle war ihm wie zugeschnürt. Er begriff, daß dies eine Abschiedsrede war. „Du willst zurück?" fragte er schließlich flüsternd, und er fragte sich verzweifelt, was er jetzt tun sollte. So klar es ihm vom Verstand her auch sein mochte, daß Xan den richtigen Weg gewählt hatte und daß es für den Punamer gar keine andere Möglichkeit gab, als eben in seine eigene Welt zurückzukehren: Er fühlte sich, als hätte ein guter Freund von ihm verlangt, daß er ihm beim Selbstmord Hilfestellung leisten sollte. „Du könntest deine Sippe dorthin führen!" sagte der Terraner. „Du vergißt, daß meine Sippe mir nicht mehr gehorcht."
    „Wir würden dir dabei helfen. Das wäre überhaupt kein Problem. Und du wärst dann nicht mehr einsam."
    Xan sah Dancing Tree an, und der Terraner fühlte sich dumm und kindisch unter diesen Blicken. „Sollen sie alle so werden wie ich?" fragte Xan. „Ich kann mir nicht vorstellen, daß du das wirklich willst.
    Lena vielleicht, Darn sicher auch - aber du doch nicht! Du weißt ganz genau, daß dies nicht unser Weg ist. Vor allem nicht mein Weg."
    „Ja", murmelte der Terraner. „Ja, ich weiß das. Aber es ist sehr schwer." Und es wäre natürlich unfair gewesen, von Xan zu verlangen, daß er das verstand.
    Xan streckte die Hand aus, legte sie auf Dancing Trees Kopf und streichelte ihn, wie er Ivy zu streicheln pflegte, wenn er sie trösten wollte.
     
    *
     
    Es befand sich am nördlichen Ufer des Sees, nur wenige hundert Meter von der Stelle entfernt, an der Dancing Tree mit Ivy zu schwimmen pflegte. Wäre er an jenem Tag nicht auf Xan gestoßen und hätte er seinen Weg fortgesetzt, dann hätte er es unweigerlich sehen müssen, sobald er im Wasser gewesen wäre. Daß man es von der Station aus bisher nicht gesehen hatte, war nur dadurch zu erklären, daß es erstens nicht auf der Route lag, auf der sie nach Suhle flogen, und daß es zweitens offensichtlich nicht von der Ortung erfaßt wurde.
    Zweifellos war es nicht auf herkömmliche Weise gelandet. Es mußte an Ort und Stelle materialisiert sein. Die Büsche und Bäume ringsum waren völlig unversehrt.
    Es war ungefähr dreißig Meter hoch und ragte somit nicht über die Wipfel der Bäume hinaus. Es bestand aus einem bläulich schimmernden, metallisch wirkenden, mattspiegelnden Material, und seine Form erinnerte an die einer altertümlichen Sternwarte.
    Es wirkte unpassend in dieser Umgebung - ein Fremdkörper im Wald von Punam. Man konnte es für ein Bauwerk halten. Aber das war es ganz sicher nicht.
    Als sie landeten, sprach das Funkgerät an. „Was tut ihr da?" rief Lena Grispin aufgeregt. „Warum fliegt ihr nicht zur Lichtung? Ich kann euch sehen - habt ihr es etwa gefunden?"
    Dancing Tree sah Xan fragend an. Der Punamer schüttelte den Kopf. „Geh, Kleinweiß!" sagte er zu Ivy. „Laß mich jetzt allein."
    Die kleine Punamerin gehorchte
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