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1516 - Chaos im Humanidrom

Titel: 1516 - Chaos im Humanidrom
Autoren: Unbekannt
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hoffe ich, daß du dich an dein Versprechen haltst."
    „Oh, es gibt noch viel mehr zu berichten", antwortete der Pararealist nicht ohne Sarkasmus. „Welches waren die Ziele der Geheimloge?"
    „Das ist unerheblich."
    „Nicht für mich. Warum willst du darüber nicht sprechen?"
    „Die Geheimloge war ein verfehltes Unternehmen. Die Nakken legen Wert darauf, daß sie in ihrer Denk- und Handlungsweise von anderen Völkern verstanden werden, so schwierig dies auch sein mag. Die Ziele der geheimen Bruderschaft wären für viele wahrscheinlich völlig unverständlich."
    Sato Ambush fühlte den sanften Druck eines Ellbogens in seiner Seite. „Sie werden unruhig", flüsterte Idinyphe.
    Die Aufmerksamkeit des Pararealisten war bisher einzig und allein auf Varonzem gerichtet gewesen. Jetzt nahm er sich ein paar Sekunden Zeit, in die Runde zu blicken. Er sah wackelnde Augenstiele, zuckende Greifarme. Das war die Körpersprache der Schneckenartigen. Unruhig, fand Sato Ambush, war nicht das richtige Wort. Es sah eher so aus, als hätten sie Angst.
    Er wandte sich von neuem an Varonzem. „Ich verstehe deine Bedenken. Auf der anderen Seite darf ich dir versichern, daß Völker von der Art des meinen ein ungemein hohes Maß an Verständnis besitzen. Was auch immer die Ziele der Geheimloge waren: Die Loge existiert nicht mehr. Die Unverbesserlichen sind bestraft; alle ändern haben ihren Fehltritt rechtzeitig erkannt und korrigiert. Da darf man auf Verständnis hoffen. Was mein Versprechen angeht, so bin ich durchaus bereit, es zu halten. Aber zuerst will ich voll informiert werden. Sprich zu mir über die Absichten, die Ziele und die Tätigkeit der Geheimloge."
    Er brauchte sich nicht mehr umzusehen. Er hörte, er spürte, wie die ängstliche Erregung unter den Nakken wuchs. Greifarme raschelten, Sprechorgane gaben glucksende Laute von sich. „Dein Ansinnen ist abgelehnt", erklärte Varonzem. „Der Rat der Nakken hat beschlossen, keine Informationen bezüglich der geheimen Bruderschaft mehr herauszugeben."
    Da geschah, was man alle Schaltjahre höchstens einmal erlebte: Dem kleinen Mann mit dem großen Kopf riß der Geduldsfaden. Er hob die Stimme; er rief - nein, er schrie: „In deinem ganzen langen Bericht ist nicht ein einziges Mal von Clistor die Rede gewesen. Sag mir doch, wie es geschehen konnte, daß Clistor, begleitet von Shaarim, auf Wanderer erschien und Homunk sechs Zellaktivatoren übergab."
    Da ging ein Raunen und Ächzen durch die Halle. Die Nakken zitterten am ganzen Leib. Die Laute, die ihre Sprechwerkzeuge hervorbrachten, waren unverständlich. Varonzem hatte die Stiele seiner Sehorgane weit nach vorne gereckt, als wollte er den unverschämten Frager damit durchbohren. „Jetzt hast du es geschafft", sagte Idinyphe bitter.
    Sato Ambush musterte die Szene erschüttert. Sie war dazu angetan, Mitleid zu erregen. Die Nakken wanden sich vor Angst. Sie gaben Geräusche von sich, die wie die Klagelaute sterbender Tiere klangen.
    Die Farbe ihrer Haut veränderte sich in schnellem Wechsel: von Blau nach Grau nach Schwarz und wieder zurück zum hellen Grau.
    Dann war Varonzem plötzlich verschwunden, und an der Stelle, an der er eben noch geschwebt hatte, wallte Nebel auf. „Jetzt geht’s los", sagte Sato Ambush. „Bleib in meiner Nähe, besser noch: Nimm meine Hand."
    Idinyphe gehorchte. Der Pararealist schloß die Augen. Er durfte sich jetzt nicht mehr ablenken lassen. Er versuchte, die entsetzlichen Angstgeräusche, die die Nakken von sich gaben, aus seinem Gehör zu verdrängen.
    Er wußte, daß jetzt die Hölle losbrechen würde. Die Gastropoiden flüchteten vor der Notwendigkeit, ihr letztes Geheimnis darzulegen. Er brauchte seine ganze Kraft, vor allem die Kraft des Ki, um das Chaos zu überstehen, das in Kürze hier herrschen würde. „Schau! Sie verschwinden einer nach dem anderen!" rief Idinyphe.
    Er öffnete die Augen. Die Halle hatte sich mit dichtem Nebel gefüllt. Die leuchtende Kuppel war verschwunden, aber von irgendwoher sickerte Licht durch den Dunst. Das Licht einer fremden Sonne? Das Jammergeschrei war verstummt. Die Nakken waren mit Hilfe ihrer transuniversalen Quantensprungtechnik der aktuellen Wirklichkeit entkommen. Sie hatten wahrscheinlich nur sich selbst vor der Konfrontation mit den unbarmherzig wißbegierigen Terraner bewahren wollen. Aber der gleichzeitige Einsatz so vieler Quantensprunggeneratoren konnte nicht ohne Auswirkung auf die nähere und weitere Umgebung bleiben.
    Sato Ambush
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