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1514 - Das Muschelschiff

Titel: 1514 - Das Muschelschiff
Autoren: Unbekannt
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durch, wenn es wirklich nötig ist. Wir verteilen uns über das Sumpfland und versuchen, an das Plateau heranzukommen."
    Er schaltete sein Gerät wieder ab und widmete sich den Hindernissen, die sich ihnen überall in den Weg stellten. Die Walze hatte eine schier endlose Schneise in den Dschungel gerissen, aber außerhalb dieser chaotischen Lichtung stellte sich ihnen eine geordnete und fast undurchdringliche Natur entgegen.
    Errek Stipho-Arramo schloß zu ihm auf. Er hielt seine Scheibe auf derselben Höhe und sah den Patriarchen an. „Wenn wir die Thermostrahler auf niedrigste Leistung stellen, werden wir keine Probleme haben!" meinte er.
    Der Sippenchef stieß ein Grunzen aus. „Wir werden bald mehr Probleme haben, als uns lieb sein kann", gab er zur Antwort. Er wandte sich um und hob den rechten Arm. „Wir fliegen hintereinander weiter!"
    Während sich die Scheiben hinter ihm einreihten, brachte er seine Waffe in Position und begann, eine Öffnung in den Dschungel zu brennen. Der Thermostrahler schuf einen Tunnel, durch den sie mit mäßiger Geschwindigkeit in das Dickicht eindrangen. Der riesige Urwald mit seinem dichten Pflanzenwuchs verhinderte eine weitgehende Ortung.
    Dennoch täuschten sich die Springer nicht über die Bedrohung hinweg. Der Bewahrer von Truillau hatte ihre Spur nicht verloren. Im Gegenteil, er hatte sie ihres Schiffes beraubt und damit den wichtigsten Schritt getan, ihrer habhaft zu werden.
    Minute für Minute verging. Die Reihe der Scheiben ruckte im Hundertmeterrhythmus voran.
    Nach einer halben Stunde hatte die Kolonne etwas mehr als vier Kilometer geschafft. Sie hielt sich nach Osten, in Richtung des Plateaus, und als die Männer und Frauen um Arramo nach endlos erscheinender Zeit die ersten zehn Kilometer hinter sich gebracht hatten, meldete sich auch der Gegner wieder.
    Ein Singen lag plötzlich über dem Dschungel. Es klang schrill und tat in den Ohren weh. Holder Arramo ließ seine Scheibe zu Boden sinken und legte den Finger auf die Helmscheibe. Die Springer schalteten die Energieversorgung der Antigravs ab und verharrten mit angehaltenem Atem.
    Das Singen wurde schriller, und die ersten Männer und Frauen schalteten die Außenmikrofone ihrer SERUNS ab. „Es sind Schallgeräte", zischte der Patriarch. „Die Muscheln orten uns nicht und bestreichen den Dschungel mit für Humanoide schmerzhaften Frequenzen. Das geht bis in den Ultraschallbereich hinein!"
    Er rutschte von der Scheibe und hantierte an seinem SERUN. Ein leises Piepsen klang auf, eine der anderen Gruppen gab Alarm. „Wir werden angegriffen", klang Rauko Arramos Stimme auf. Rauko war mit einem der Beiboote unterwegs, und er hatte eine Gruppe von dreißig Artgenossen bei sich. „Wo seid ihr?" flüsterte der Patriarch. „Wir kommen euch zu Hilfe!"
    „Sinnlos, Alter", kam die Antwort. „Wir werden von zwei Muscheln aufs Korn genommen!"
    Irgendwo knallte es, dann war die Verbindung tot. Arramo stieß einen Fluch aus. „Los, weiter!" kommandierte er. „Sie sind ein paar Kilometer südlich von uns!"
    Sie aktivierten die Scheiben und setzten ihren mühseligen Weg fort. Die Thermostrahlen fraßen sich gegen Süden hinab und bahnten sich einen Weg durch die fast vollständige Dunkelheit.
    Dumpfe Laute drangen aus weiter Entfernung bis zu ihnen. Die empfindlichen Aggregate der SERUNS verstärkten die Geräusche, so daß sie für sie interpretierbar wurden.
    Der Donner einer Detonation folgte. Der Dschungel verschluckte den größten Teil der Explosion, aber das Geräusch war deutlich genug. „Rauko!" schrie Arramo in sein Mikrofon. „Verdammt, gib mir Antwort, Sohn!"
    Der Empfänger blieb stumm, und die Springer arbeiteten sich verbissen weiter. Vor ihnen lichtete sich der Dschungel ein wenig, und aus der Höhe herab drang Licht zwischen die Bäume und ließ das Dickicht der tausendfach ineinander verschlungenen Gewächse erkennen.
    Rauch stieg von der Lichtung auf, und die Springer hielten an. Arramo winkte mit der Hand, und zwei seiner Begleiter machten sich zu Fuß auf den dreihundert Meter langen Weg. Als sie zurückkehrten, stand die Verzweiflung in ihre Gesichter geschrieben. „Der Gegner macht keine Gefangenen", berichteten sie. „Aber das dort vorn ist nicht Raukos Gleiter, sondern der, in dem die Frauen unter Emiretta flogen!"
    Der Patriarch öffnete den Helm und verbarg das Gesicht in den Händen. Emiretta galt als eine seiner Lieblingsfrauen, und er war ihr es schuldig, daß er um sie trauerte. „Die
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