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1512 - Der heimliche Rebell

Titel: 1512 - Der heimliche Rebell
Autoren: Unbekannt
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Reiches. Nassur-Gat dachte nicht lange darüber nach. Derlei Tauschgeschäfte hatten Tradition.
    Sinnlose Geiselhandel und Rückversicherungen für den Kriegsfall - niemand würde auf ihn Rücksicht nehmen, käme es wieder soweit.
    Kmurko-Kim steckte ihn in eine gewöhnliche Ausbildungsschwadron für Soldaten. Dort lernte er Unschätzbares - Nassur-Gat bewährte sich als Gleicher unter Gleichen. Einen größeren Gefallen hätte ihm niemand tun können.
    Zwar verabscheute er die rohe, primitive Art der Soldaten. Er erkannte sehr wohl das niedrige Niveau ihres Denkens. Aber hierhin verfolgten ihn die Gerüchte nicht. Hier war Nassur-Gat sicher, daß jeder Erfolg sein Erfolg war.
    Und er brachte es in Rekordzeit bis zum Hauptmann der Nachrichtendienste, als konkurrenzlos kluger Taktiker und harter Kämpfer. Großen Nutzen brachte ihm seine körperliche Erscheinung. Nassur-Gat entwickelte eine tiefschwarze Schuppenhaut, die bei Nacht bedrohlich, bei Tag ehrfurchtgebietend wirkte.
    Seine Schuppen pflegte er ausschließlich mit Wasser und fettiger Asche. Kein heller Staub bedeckte seine Haut.
    Dazu gewöhnte er sich an, blütenweiße Kleidung zu tragen. Die erforderliche Sondergenehmigung kostete ihn vier Monate lang seinen Sold, doch das Geld opferte er gern.
    Nassur-Gat wuchs, bis er zwei Meter und einen Zentimeter groß war. Somit gehörte er zu den Riesen seines Volkes. Nur dreimal in seinem Leben hatte er noch größere Topsider getroffen - und die waren alle tumbe Bauern gewesen.
    Irgendwann war die Zeit als Offizier zu Ende.
    Kmurko-Kim hatte offenbar genau verfolgt, wohin sich der Schützling des Imperators Trukrek-Anur entwickelte. Nassur-Gat wurde in den Regierungssitz kommandiert. Der Diktator erhob ihn in den Rang eines persönlichen Botschafters.
    Nun begann das Getuschel von neuem. Wieder schien ihm alles in den Schoß zu fallen - obwohl die Leute nicht Bescheid wissen konnten. Und wieder waren die Zweifel da ... Nicht einmal seine enormen Erfolge änderten etwas daran.
    Kmurko-Kim schickte ihn auf eine große Rundreise durch sein Reich. Immer wieder flammten an den entlegensten Enden des Vielvölkerregimes Kämpfe auf. Mord und Aufstand waren keineswegs selten.
    Wo immer Nassur-Gat sich der Probleme annahm, war bald eine Lösung gefunden. Das alles schrieb er dem Ruf zu, der ihm vorauseilte. Dabei kam er nicht auf den Gedanken, daß er tatsächlich Leistungen vollbrachte.
    Er vergaß ganz seine imposante, schon jetzt charismatische Erscheinung, seine Bildung, die Erfahrungen als Offizier.
    Jahrzehnte später verstand er nicht mehr, worauf die Zweifel jemals hatten beruhen können. Aber seine Entwicklung verlief eben anders, als es normal war. Er mußte seinen Weg finden. Er hatte keine Vorbilder; nur sich selbst, aus dem er etwas formen wollte.
    Im Alter von zwanzig Jahren wurde in seinem Leben der nächste Schnitt vollzogen.
    Dasselbe geschah, was sich auch einst am Hof des Imperators Trukrek-Anur vollzogen hatte.
    Nassur-Gat erregte den Neid derer, die den Diktator umgaben und versuchten, seine Gunst zu gewinnen. Er wurde denunziert, man forderte seinen Kopf. Niemand liebte den, der ihm überlegen war.
    Im Zuge weiterer Geheimabsprachen landete Nassur-Gat in Enshgerd-Ahk.
    Nun also die dritte Station: der Palast der Triumvirn. Doch er hatte viel gelernt. Er wußte, daß er hier nicht bleiben durfte. Jedenfalls nicht, wenn er über seinen Status hinaus etwas im Leben erreichen wollte.
    Bevor einer der Triumvirn ihn noch empfangen konnte, führte Nassur-Gat seinen gewagten Plan aus.
    Die Eskorte bestand aus zwölf Soldaten.
    Am Bahnhof von Enshgerd schlug er zwei nieder. Den zehn anderen entkam er durch einen raschen Sprint, und innerhalb einer Minute war er im Getümmel der Leute untergetaucht. Sehr wahrscheinlich, daß man ihn noch lange suchen würde - doch Nassur-Gat war nicht gewillt, sich finden zu lassen.
    Die Konsequenz seiner Handlung war ihm egal.
    Politische Zwischenfälle?
    Nicht seine Sache - er hatte Trukrek-Anur nicht gezwungen, ihn wegzuschicken, und die Triumvirn nicht zur Aufnahme seiner Person. Ab jetzt wollte er selbst entscheiden. Er verließ Enshgerd und nahm eine Stellung als Schreiber in der Provinz an. Er arbeitete in Gambkasst in der Werkstatt eines Schmiedes und zog schließlich nach Jarrock, der zweitgrößten Stadt des Bundes.
    Natürlich, seine Größe und sein Intellekt fielen überall auf. Doch zumindest auf die blütenweiße Kleidung verzichtete er, um nicht durch Zufall
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