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1502 - Die letzte Frist

Titel: 1502 - Die letzte Frist
Autoren: Unbekannt
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gibt’s da gar nicht mehr zu regeln. Stellt euch auf der ändern Seite vor, was geschieht, wenn wir in Terrania landen. Menschen sind mitfühlend. Könntet ihr die Welle des Mitleids, die über uns hinwegspült, wirklich ertragen?"
    Seine Ansicht setzte sich durch. Icho Tolot machte den Vorschlag, man solle die Suche nach Wanderer noch ein paar Stunden fortsetzen und die EIDOLON sodann auf einen Kurs bringen, der das Schiff im rechten Winkel zur Hauptebene der Milchstraße durch den Halo hinaus in den intergalaktischen Leerraum führte. „Ich will weit von allem anderen Leben entfernt sein, wenn ich sterbe", erklärte der Haluter.
    Perry Rhodan erinnerte sich daran, daß Icho Tolot ursprünglich die Absicht gehabt hatte, nach der Weise seines Volkes noch einen Nachfahren in die Welt zu setzen. Über den Fortpflanzungsmechanismus der Haluter war außerhalb Haluts immer noch wenig bekannt. Die sanftmütigen Giganten waren eingeschlechtig. Der, der einen Nachkommen hervorbrachte, gab damit das eigene Leben auf. Auf diese Weise hatte Icho Tolot gleichzeitig dieser Welt einen lebensfähigen Teil seiner selbst hinterlassen und sich dem Diktat des Todes, das ihm durch die Hergabe des Zellaktivators aufgezwungen worden war, entziehen wollen. Diesem Plan hatte er inzwischen offenbar aufgegeben. Perry Rhodan lag nichts daran, ihn nach dem Grund zu fragen.
    Die Stunden strichen träge dahin. Die Blicke zum Chronometer wurden immer verstohlener. Niemand wollte zugeben, daß er die Minuten zählte, die ihm noch verblieben. Die Gespräche drehten sich um belanglose Dinge. Die Zeit für tiefsinnige Themen war vorbei. Inzwischen waren alle früheren Aktivatorträger im Kontrollraum versammelt. Reginald Bull machte den Vorschlag, die Bar zu öffnen.
    Das war der Augenblick, in dem das Tastersystem ein schrilles Piepsen von sich gab.
    Auf dem Tasterbild waren deutlich die Umrisse der Kunstwelt zu erkennen. Das Datenfeld zeigte an, daß die mächtige Scheibe nur acht Lichtsekunden entfernt war.
     
    *
     
    „Also doch", sagte Atlan. „Ich hatte nicht mehr damit gerechnet. Ich frage mich, warum dein alter Freund es für notwendig hält, sich so sorgfältig zu verstecken. Bei unserem ersten Besuch, vor zweitausendwerweißwieviel Jahren, hätten wir nicht die geringste Chance gehabt, den Kunstplaneten zu finden."
    Perry Rhodan wollte antworten. Es war möglich, daß ES mächtige Feinde hatte, wollte er sagen. Er kam nicht mehr dazu. Das hohe Rund des Kontrollraums war plötzlich von dröhnendem, donnerndem Gelächter erfüllt. Aus dem Nichts hallte eine mächtige Stimme: „Ihr beherrscht die Kunst des Aufgebens nicht, das sehe ich immer wieder von neuem!
    Was wollt ihr hier? Ich habe mit euch nichts mehr zu schaffen. Schert euch fort!"
    Perry Rhodan fühlte Zorn in sich aufsteigen. „Wir wollen nichts von dir", rief er. „Wir wollten nur sehen, ob wir deine Kunstwelt wiederfinden könnten. Und du wirst eines Tages einsehen, daß du einen unverzeihlichen Fehler begangen hast!"
    „Vielleicht werde ich das", antwortete ES. „Wir alle machen Fehler. Aber darin, daß eure Zeit abgelaufen ist, irre ich mich nicht. Und jetzt seht zu, daß ihr fortkommt. Ihr habt wichtigere Dinge zu tun, als euch um Wanderer zu kümmern."
    „Wichtigere Dinge?" fragte Rhodan verwundert. „Was können wir in den vierzig Stunden, die uns noch bleiben, an Wichtigem tun?"
    „Vierzig Stunden?" Abermals ertönte das dröhnende Gelächter. „Habt ihr nichts gespürt?"
    „Gespürt? Was?"
    Es war totenstill im Kontrollraum. Jedermann hielt die Luft an. Nicht einmal Icho Tolots Atemzüge, die mitunter die Geräusche einer kräftigen Brise entwickelten, waren mehr zu hören. Dann begann ES von neuem zu sprechen. „Bevor ich euch an Bord eures Schiffes zurückbringen ließ, verabreichte ich euch eine Zelldusche.
    Ihr erinnert euch noch, was eine Zelldusche ist? Mit Zellduschen begann eure Laufbahn.
    Ihr habt noch zweiundsechzig Jahre zu leben. Nützt die gewonnene Zeit, um Unerledigtes in Ordnung zu bringen."
    Perry Rhodan war aufgesprungen. „Warum?" schrie er. „Warum hast du das getan?"
    Aber ES antwortete nicht mehr. Ein drittes Mal ertönte das laute Gelächter. Als es Sekunden spater verstummte, verschwand auch das Bild des Kunstplaneten von der Bildfläche des Tasters. Wanderer war endgültig unsichtbar geworden.
    Die, die sich im Kontrollraum versammelt hatten, starrten einander ungläubig an.
    Minutenlang wußte keiner ein Wort zu sagen. Reginald
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