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1502 - Die letzte Frist

Titel: 1502 - Die letzte Frist
Autoren: Unbekannt
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Blick suchte das Chronometer. Es war kurz vor Mitternacht am 15. Oktober 1169 gewesen, als er Homunk den Zellaktivator ausgehändigt hatte.
    Wie automatisch fuhr die Hand zum Hals. Es hätte doch sein können, daß ihm das kostbare Gerät wieder zurückgegeben worden war. Aber die Kette war nicht mehr vorhanden, und als er mit der Hand über die Brust strich, vermißte er die kleine, aber markante Ausbeulung, die der Zellaktivator früher verursacht hatte. „Sechs Uhr dreißig am sechzehnten Oktober", beantwortete er die Frage des Freundes. „Es bleiben uns noch fünfundfünfzigeinhalb Stunden."
    „Was fangen wir damit an?" wollte Bull wissen. „Das bleibt jedem selbst überlassen", sagte Rhodan ernst. „Ich nehme an, wir verbringen ein paar Stunden zusammen, und wenn der kritische Zeitpunkt herankommt, zieht ein jeder sich in seine Ecke zurück und bemüht sich, so anständig wie möglich zu sterben."
    Reginald Bull schüttelte ärgerlich den Kopf. „Es ergibt absolut keinen Sinn ...", sagte er. „Darüber brauchen wir nicht mehr nachzudenken", hielt Perry Rhodan ihm vor. „Uns war die Unsterblichkeit geliehen worden, und jetzt hat man sie uns wieder genommen."
    Die Bildfläche erlosch plötzlich. Bull hatte die Verbindung unterbrochen. Rhodan stand auf. Er hatte Verständnis für den Freund. Es war niemand mehr nach vielen Worten zumute. Die Gewißheit des nahen Todes störte das seelische Gleichgewicht. Er selbst hatte Mühe, seine Gedanken so zu ordnen, daß sie sich nicht ausschließlich mit dem Unvermeidlichen beschäftigten. Er gönnte sich den Luxus eines ausgedehnten Bades. Wenigstens sauber wollen wir von hinnen gehen, dachte er in einem Anflug von Galgenhumor, als das lauwarme Wasser ihn umspülte. Er richtete sich eine kleine Mahlzeit her, und kurz nach sieben machte er sich auf den Weg zum Kontrollraum. Er hatte noch ein paar Dinge zu tun. Es lag nicht in seiner Absicht, die letzten zwei Tage seines Lebens müßig zu verbringen.
    Der Kontrollraum war verlassen. Er prüfte die Daten, nach denen der Autopilot arbeitete, und stellte fest, daß die 18 Lichtjahre von Wanderer in einer einzigen Hyperraumetappe zurückgelegt worden waren. Weitere Anweisungen lagen nicht vor. ES hatte nur darauf Wert gelegt, die ehemaligen Zellaktivatorträger von der Kunstwelt zu entfernen. Was sie von jetzt an unternahmen, war ihre eigene Sache.
    Von der Kommandokonsole aus vergewisserte Rhodan sich, daß alle, die mit ihm auf Wanderer gewesen waren, sich an Bord befanden. Was ihn wunderte, war, daß Icho Tolot nicht auf den Beinen war. Der Haluter kämpfte offenbar noch mit den Nachwirkungen des Schocks, den er erlitten hatte, als er während seiner kurzen Drangwäsche mit den Sicherheitsvorkehrungen der Halle kollidierte.
    Die Anzeichen deuteten darauf hin, daß außer Reginald Bull nun auch Gucky und Roi Danton wieder aktiv waren. Es war von der Konsole aus nicht möglich, unmittelbaren Einblick in Privatquartiere zu nehmen. Aber der Monitor wies Energieverbrauch aus, was nur bedeuten konnte, daß in den betreffenden Unterkünften Geräte in Betrieb genommen worden waren.
    Er fragte sich, warum ES sie auf so unfreundliche, sogar schmerzhafte Weise verabschiedet und davonkomplimentiert hatte. Die Bewußtlosigkeit war ohne Zweifel mit Hilfe eines psionischen Energiefelds bewirkt worden. ES hatte die Ohnmächtigen von Robotern an Bord der EIDOLON schaffen lassen und sicherlich mit der Programmierung des Autopiloten nur wenig Mühe gehabt. Wie aber begründete man die grobe Vorgehensweise? ES hätte seine Besucher einfach fortschicken können, und sie wären der Aufforderung ohne weiteres gefolgt. Es mußte mit Ronald Tekeners Zornausbruch zu tun haben. ES war darüber empört gewesen, daß Tekener den Nakken getötet hatte.
    War das die ganze Erklärung? Perry Rhodan erinnerte sich an das, was Eirene über Willom gesagt hatte. Willom hatte behauptet, daß ES nicht in der aktuellen Wirklichkeit existiere. Perry Rhodan war nicht sicher, was er mit dieser Feststellung anfangen sollte. Vielleicht hätte Sato Ambush, der Pararealist, ihm Auskunft geben können. Aber den kleinen Mann mit dem großen Kopf würde er nie mehr zu Gesicht bekommen. Immerhin: Wenn ES auf einer anderen Wirklichkeitsebene existierte, ließ sich sein merkwürdiges Verhalten eher verstehen. Oder besser gesagt: Wenn ES nicht zu dieser Wirklichkeit gehörte, dann brauchte man nach einer Erklärung erst gar nicht zu suchen.
    Was war aus Eirene, was war
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