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150 - Aufbruch in die Silberwelt

150 - Aufbruch in die Silberwelt

Titel: 150 - Aufbruch in die Silberwelt
Autoren: A.F.Morland
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Schließlich muß er für den Schaden aufkommen.«
    »Du hast ein Gemüt wie ein Fleischerhund.«
    »Ich bin nur realistisch«, sagte Cronenberg. »Wenn jemand einen Schaden verursacht, dann ist es seine verdammte Pflicht, ihn wiedergutzumachen. So ist das nun mal. Ich bin kein Wohltäter, das kann ich mir nicht leisten. Hoffentlich fährt der Wagen überhaupt noch. Das wäre eine schöne Bescherung, wenn wir von hier nicht wegkämen.«
    Sobald Mortimer Kull im Wagen saß, empfahl ihm Cronenberg, sich zurückzulehnen.
    »Sie können sich auch hinlegen, wenn Ihnen das lieber ist«, sagte er. »Es ist Platz genug. Achten Sie nur bitte darauf, daß Sie die Polsterung nicht beschmutzen.«
    Jennifer verdrehte die Augen. »Einen Kult treibst du mit deinem Auto.«
    »Hast du dir schon mal einen Wagen gekauft? Einen funkelnagelneuen? Nein. Also halte dich da bitte heraus.«
    Cronenberg setzte sich in den Toyota und drehte den Zündschlüssel. Der Motor sprang sofort an. »Gutes Auto!« brummte Cronenberg und fuhr los.
    ***
    Wir nahmen noch nicht alle in Tucker Peckinpahs Privathubschrauber Platz, sondern zunächst einmal nur Cardia, Sammeh, Cnahl und ich. Sollten wir den Baum, den uns die Zauberkugel zeigte, tatsächlich finden, war es ein leichtes, die anderen nachkommen zu lassen.
    Ach ja, beinahe hätte ich Boram zu erwähnen vergessen. Er befand sich auch im Hubschrauber, verhielt sich so still, daß er kaum auffiel.
    Cardia hielt die Glaskugel in ihren Händen. London befand sich unter uns, und die Hellseherin dirigierte den Piloten nach Norden.
    Im Moment funktionierte alles problemlos.
    Sowie wir vom Direktkurs abkamen, wurde das Bild in der Kugel unscharf. Wenn sich das Flugzeug auf der richtigen Route befand, zeigte sich der Baum mit unübertrefflicher Brillanz.
    Was mich daran störte, war die alte Frau. Hing sie auch am Original-Baum? Hatte sie sich selbst das Leben genommen? Wer war sie?
    Ich hoffte, wir würden einen Baum ohne diese Tote finden.
    Wir ließen die große Stadt hinter uns, flogen über eine hügelige Landschaft. Vor uns tauchte ein kleines Dorf auf. Wenige Häuser drängten sich in einer Falte von Mutter Natur zusammen, als suchten sie Schutz.
    Kaum waren wir über das Dorf, dessen Namen ich nicht kannte, hinweggeflogen, wurde der Baum in der Zauberkugel unscharf.
    »Wir müssen umkehren!« rief Cardia. »Der Baum befindet sich hinter uns in diesem Dorf.«
    Der Pilot flog eine weite Schleife, und sobald wir uns dem kleinen Dorf näherten, war das Bild in der Kugel wieder gestochen scharf. Cardias Kugel war unbezahlbar, aber das brauchte ich ihr nicht zu sagen. Sie wußte es.
    Der Pilot ließ die stählerne Libelle langsam sinken. Ich schaute hinunter. Das Dorf war wie ausgestorben. Ein Geisterdorf schien unter uns zu liegen. Ich sah nicht einmal einen herrenlosen Hund.
    Ob wir hier richtig waren? Die Zauberkugel sagte ja – auf ihre Weise.
    »Soll ich landen?« fragte der Pilot.
    Ich nickte. »Am besten hinter der Scheune dort.«
    Kurz darauf setzten wir auf, und in meinem Bauch entstand ein eigenartiges Kribbeln. Irgendwie fürchtete ich mich vor der gehenkten Frau. Die Umstände, die zu ihrem Tod geführt hatten und mir noch nicht bekannt waren, bereiteten mir großes Unbehagen.
    Wir lebten im 20. Jahrhundert, aber die Zeit schien an diesem Dorf spurlos vorübergegangen zu sein. Hatten die Dorfbewohner die alte Frau aufgehängt? Wagten sie sich deshalb nicht mehr aus ihren Häusern?
    Ich öffnete die Kanzeltür und sprang als erster aus dem Helikopter.
    Mir war, als wäre ich der erste Mensch, der seit vielen Jahren hier seinen Fuß auf den Boden setzte.
    ***
    Cronenberg tigerte im Warteraum nervös hin und her. Sie hatten den Unbekannten in der Notaufnahme des Hospitals abgeliefert.
    Das Räderwerk einer eingespielten Aufnahme-Prozedur erfaßte Professor Mortimer Kull und transportierte ihn weiter. Mark Cronenberg hatte seine Geschichte erzählt, Jennifer Shore hatte sie bestätigt. Er hatte ausdrücklich betont, so lange in der Klinik zu bleiben, bis er Namen und Anschrift des Mannes wußte. Aufgeregt rauchte er eine Zigarette nach der anderen. Jedesmal, wenn er einen Arzt sah, zuckte er zusammen und hoffte, endlich die gewünschte Information zu bekommen, doch vorläufig ließ man ihn warten.
    Jennifer sah ihn zum erstenmal mit anderen Augen. Sie hatte ihn noch nie so erlebt. Es gefiel ihr nicht, wie er sich benahm, wie er dachte und was er sagte.
    Obwohl sie ihn seit einem halben Jahr
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