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15 Gruselstories

15 Gruselstories

Titel: 15 Gruselstories
Autoren: Robert Bloch
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ge­habt, so bald wie­der ins Haus zu ge­hen, denn sie woll­te sich den Gar­ten ge­nau an­se­hen und über­le­gen und aus­mes­sen, wo man im nächs­ten Früh­jahr Ge­mü­se­bee­te an­le­gen und Blu­men pflan­zen konn­te.
    Als sich jetzt aber die Tür ge­schlos­sen hat­te, fühl­te sie, daß sie zu­rück­ge­hen muß­te. Ir­gend et­was ver­such­te, sie aus­zu­schlie­ßen. Aus ih­rem ei­ge­nen Haus aus­zu­schlie­ßen! Und dem durf­te sie kei­nes­falls nach­ge­ben. Ir­gend et­was kämpf­te ge­gen sie. Ir­gend et­was war ge­gen ih­re An­we­sen­heit und ge­gen je­de mög­li­che Än­de­rung. Sie muß­te sich weh­ren und ih­ren Platz be­haup­ten.
    Sie ging ent­schlos­sen auf das Haus zu, rüt­tel­te am Tür­griff und fand ih­re Ah­nung be­stä­tigt, daß sie aus­ge­schlos­sen war. Die ers­te Run­de hat­te sie ver­lo­ren. Aber es gab ja noch das Fens­ter.
    Das Kü­chen­fens­ter be­fand sich in Au­gen­hö­he und war einen Spalt ge­öff­net. Als sie auf ei­ne klei­ne Kis­te stieg, konn­te sie es mü­he­los er­rei­chen.
    Sie hob die Hand, um das Fens­ter wei­ter in die Hö­he zu schie­ben.
    Es rühr­te sich nicht von der Stel­le.
    Es muß­te ir­gend­wo klem­men. Aber es hat­te vor­her nicht ge­klemmt, denn ehe sie in den Gar­ten ging, hat­te sie es oh­ne Schwie­rig­kei­ten auf­schie­ben kön­nen. Au­ßer­dem hat­ten sie bei ih­rem Ein­zug al­le Fens­ter aus­pro­biert und kei­ne Män­gel fest­ge­stellt.
    Sie ver­such­te es noch ein­mal. Mit großer An­stren­gung konn­te sie das Fens­ter viel­leicht fünf­zehn Zen­ti­me­ter hoch­schie­ben, dann … Als das Fens­ter mit der Wucht ei­ner Guil­lo­ti­ne her­abs­aus­te, konn­te sie ge­ra­de noch recht­zei­tig ih­re Hand zu­rück­rei­ßen. Sie biß sich auf die Lip­pen. Dann straff­te sie die Schul­tern und ver­such­te es er­neut mit dem Fens­ter.
    Die­ses Mal schau­te sie da­bei in die Schei­be. Es war nor­ma­les, durch­sich­ti­ges Fens­ter­glas. Sie hat­te es erst ges­tern ge­putzt und wuß­te, daß es sau­ber sein muß­te. Es hat­te kei­ne Ver­schleie­run­gen, kei­ne Schat­ten und ganz ge­wiß kei­ne Be­we­gun­gen ge­habt.
    Aber jetzt war es vol­ler Be­we­gung!
    Ir­gend et­was Wol­ki­ges, Ver­schwom­me­nes, ir­gend et­was ei­gen­ar­tig Un­durch­sich­ti­ges schi­en sie an­zu­star­ren und die Fens­ter­schei­be her­un­ter­zu­drücken. Ir­gend et­was woll­te ihr den Ein­tritt ins Haus ver­weh­ren.
    Plötz­lich lach­te sie hys­te­risch auf, denn ihr war zum Be­wußt­sein ge­kom­men, daß sie auf ihr ei­ge­nes Spie­gel­bild zwi­schen den Schat­ten der Bäu­me starr­te. Na­tür­lich, es muß­te ihr ei­ge­nes Spie­gel­bild sein, und es be­stand über­haupt kei­ne Ver­an­las­sung für sie, die Au­gen zu schlie­ßen und zu schluch­zen und – als das Fens­ter end­lich of­fen war – fast in die Kü­che zu tau­meln.
    Sie war im Haus und sie war al­lein. Ganz al­lein. Al­les war in bes­ter Ord­nung. Sie brauch­te ihn mit der Ge­schich­te nicht zu be­un­ru­hi­gen. Sie wür­de ihm nichts er­zäh­len.
    Er wür­de ihr auch nichts er­zäh­len.
    Als sie am Frei­tag nach­mit­tag den Wa­gen nahm, um in der Stadt Ein­käu­fe für die mor­gi­ge Par­ty zu ma­chen, blieb er zu Hau­se, um die letz­ten Din­ge nach dem Um­zug in Ord­nung zu brin­gen. Aus die­sem Grund schaff­te er auch die Klei­der­sä­cke auf den Bo­den. Die Som­mer­sa­chen nah­men in den Schrän­ken so viel Platz in An­spruch, daß er sie aus dem We­ge ha­ben woll­te.
    Auf dem Bo­den war es dun­kel. Er setz­te die Klei­der­sä­cke ab und ar­bei­te­te sich mit der Ta­schen­lam­pe an der Wand ent­lang. Da­bei stieß er auf einen Ver­schlag un­ter ei­nem der Gie­bel. Er starr­te auf die Tür und das Vor­hän­ge­schloß.
    Der Staub und der Rost spra­chen ih­re ei­ge­ne Spra­che. Hier oben war seit Ewig­kei­ten kei­ner ge­we­sen. Er muß­te an Ha­cker, den zun­gen­fer­ti­gen Mak­ler, der ih­nen die­ses Haus ver­mit­telt hat­te, den­ken. »Das Haus ist ein paar Jah­re lang nicht be­wohnt ge­we­sen und muß et­was auf­gemö­belt wer­den«, hör­te er Ha­cker sa­gen. So wie es hier aus­sah, wür­de er eher sa­gen, daß das Haus ei­ni­ge Jahr­hun­der­te lang nicht
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