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1497 - Die Gespenster-Villa

1497 - Die Gespenster-Villa

Titel: 1497 - Die Gespenster-Villa
Autoren: Jason Dark
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Hintergrund des Raumes standen noch weitere Liegen. Aber dort waren nicht alle belegt. Offenbar standen noch welche für die nächsten Toten bereit, und das empfand Mason als schlimm.
    Er überlegte, wie er seinen toten Großvater am besten packen konnte, um ihn anzuheben. Zugleich durchfuhr ihn ein anderer Gedanke. Er rechnete eigentlich damit, dass die Geister oder Gespenster der Toten erscheinen würden. Bisher hatten sie sich bis auf den Einarmigen noch nicht blicken lassen. Er bedauerte, dass der Geist des alten Harold Fox nicht kam, denn der hätte ihm Tipps geben können.
    Rechts neben dem Bett seines Großvaters stand eine zweite Liege.
    Er hatte sie noch nicht richtig in Augenschein nehmen können. Dafür ließ er sich jetzt Zeit – und ihn durchfuhr der Schreck wie der Stich einer Lanze.
    Dort lag der Einarmige auf dem Rücken.
    Mason erkannte ihn nur deshalb, weil der Leiche der rechte Arm fehlte, ansonsten hatte die Verwesung den Körper erfasst, der einen Pestgeruch von sich gab. Helle Spulwürmer waren aus der Haut gekrochen und hatten sie zerstört.
    Es war ein widerliches Bild, das ihn abschreckte. Er wollte auch so schnell wie möglich von hier verschwinden, denn er hatte plötzlich das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und ersticken zu müssen. Trotzdem leuchtete er noch die nächste Liege an und sah dort eine Frau mit einem Kind liegen. Auch sie befanden sich bereits im Zustand der Verwesung. Das Kind – ein Mädchen – lag auf dem Bauch der Frau, und es hatte seine Hände wie zum Gebet zusammengelegt, als wollte es alle Heiligen im Himmel anflehen, ihr doch den Tod zu ersparen, was leider nicht geschehen war.
    Mason schloss die Augen!
    Er musste sie einfach schließen. Was hier auf ihn eingestürmt war, das war zu viel gewesen. Das konnte er kaum verkraften. Er hatte sich bisher zusammengerissen, aber einmal war Schluss, auch bei einem Polizisten, der normalerweise mit anderen Schrecken konfrontiert wurde.
    Wieder verspürte er seinen heftigen Herzschlag. Dieses brutale, schnelle Hämmern. Er musste auch gegen seine weichen Knie ankämpfen und ebenfalls gegen den Schwindel. Hätte keine Liege in seiner Nähe gestanden, wäre er nicht mehr in der Lage gewesen, sich auf den Beinen zu halten. So aber schaffte er es gerade noch sich festzuhalten. Er fühlte sich geschlaucht. Dann hörte er sich würgen und brach wenig später den bitteren Schleim aus, der so stark nach Galle schmeckte.
    Er konnte nichts sagen. Nur würgen und zwischendurch nach Luft schnappen. Schweiß bedeckte sein Gesicht, und Mason glaubte, dass sogar er inzwischen nach Verwesung stank.
    Aber da gab es noch sein Versprechen. Er konnte den Großvater nicht enttäuschen. Alles andere war jetzt unwichtig, auch der Einarmige, den er als Gespenst und auch als halb vermoderten Körper gesehen hatte.
    Sein Keuchen und Würgen hörte einfach nicht auf. Als er zur Tür schaute, sah er den helleren Spalt nur verschwommen, weil das Augenwasser seinen Blick verschleierte.
    Schließlich hörte das Würgen auf. Endlich wieder das normale Atmen.
    Er richtete sich auf, wischte sich die Augen trocken, und jetzt war sein Großvater an der Reihe.
    Eine kurze Drehung reichte aus, und er stand vor der Liege mit dem abgemagerten Körper. Das Leichenhemd lag dicht auf ihm, sodass sich jeder Knochen darunter abzeichnete.
    Noch immer stand der Mund so weit offen. Aber er war nicht mehr in der Lage, Luft in seine Lungen zu pumpen. Der Tod war hier der große Sieger.
    Anfassen, anheben und weggehen!
    Es hörte sich so einfach an, aber das Schwierigste lag noch vor ihm. Er traute sich wohl zu, den Toten bis zu seinem Auto durch den Wald zu schleppen, doch die erste Berührung mit der Leiche bereitete ihm schon Probleme.
    Doch Mason Fox hatte noch nie ein Versprechen gebrochen, und daran wollte er sich auch jetzt halten.
    Er griff zu, zuckte allerdings wieder mit den Händen zurück, nachdem er den ersten Kontakt erlebt hatte.
    »Verdammt!« flüsterte Mason. »Ich darf mich nicht so anstellen wie eine Zicke. Ich muss hart sein. Ich muss meinen inneren Schweinehund überwinden!«
    Der zweite Versuch!
    Diesmal schaffte er es, seine Gefühle außen vor zu lassen. Er wollte an nichts denken, sein Gehirn musste leer sein, um alles hinter sich bringen zu können. Er schob beide Hände unter den Körper, nachdem er ihn leicht gekantet und angehoben hatte.
    Er spürte eine Feuchtigkeit, wie er sie nicht kannte. Das Totenhemd war klamm, als hätte es in einer
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