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1485 - Er spielte auf zum Höllentanz

1485 - Er spielte auf zum Höllentanz

Titel: 1485 - Er spielte auf zum Höllentanz
Autoren: Jason Dark
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Hände waren zu Fäusten geballt. Hastig sprach er plötzlich weiter. »Er ist der Herrscher der Verdammnis. Er hat einen Namen, einen schrecklichen und schlimmen Namen.«
    »Und – Alan?«
    »Es ist der Teufel!«
    ***
    Kira Sandrock war nicht mal überrascht, als sie den Namen hörte.
    Bei den letzten Antworten des Patienten hatte alles darauf hingewiesen. Es ging um den Teufel. Nur er und kein anderer herrschte in der Verdammnis. Aber der Teufel war für sie bisher nie so konkret gewesen. Sie hatte ihn immer als weit weg angesehen. Nun aber war sein Name gefallen, und sie hatte Probleme, damit fertig zu werden.
    Wenn sie in den Spiegel geschaut und sich selbst gesehen hätte, wäre sie über sich selbst erschrocken gewesen, so bleich war sie geworden.
    »Verdammnis«, flüsterte sie, nachdem sie sich etwas zusammengerissen hatte. »Hast du dich auch nicht geirrt?«
    »Nein.«
    »Gut, ich glaube dir.« Sie umfasste seine linke Hand. »Und was ist mit dem Teufel?«
    Kira wusste, dass es eine schlimme Frage für ihn sein musste, und sie hatte sich nicht geirrt. Zuerst zuckte ihr Patient zusammen. Dann fing er an zu zittern, und sie musste seine Hand festhalten, um ihm zu zeigen, dass er nicht allein war.
    Als Alan nach einer Weile nicht geantwortet hatte, stellte sie die nächste Frage.
    »Kannst du den Geigenspieler beschreiben? Hast du gesehen, wer dort die Geige spielt?«
    »Jaaa…«
    »Und willst du es mir sagen?«
    Alan wollte eine Antwort geben, doch er brachte kein Wort hervor. Wahrscheinlich wühlte ihn das Erlebte zu stark auf.
    Wer den Teufel sah, der konnte sich an keinem freundlichen Bild ergötzen, obwohl Kira nicht an den personalisierten Teufel glaubte.
    Für sie war er zwar vorhanden, jedoch ohne irgendeine Gestalt. Er war derjenige, der das Böse in den Menschen erweckte, ohne ein Gesicht zu haben. Er war die dunkle Seite der Welt mit allem, was sie beinhaltete.
    »Ein Tier!« flüsterte Alan Scott plötzlich. »Verdammt, es ist ein Tier gewesen.«
    »Das weißt du genau?«
    »Ja.«
    »Es gibt viele Tiere. Wie sah es aus? War es ein Wolf? Eine Hyäne, ein…«
    »Tier und Mensch zugleich. Hässlich und grün. Nur abstoßend. Krallenhände und eine dunkle Geige. Die Musik der Hölle – ich – ich kann sie nicht mehr hören.«
    »Okay, okay, Alan. Ich weiß Bescheid. Lassen wir es gut sein.« Sie räusperte sich. »Hörst du die Musik noch?«
    »Nein. Nicht mehr. Sie ist verklungen. Aber sie kommt wieder, das weiß ich.«
    Kira Sandrock lächelte ihrem Patienten zu, obwohl dieser sie nicht sehen konnte. Mit ruhiger Stimme sagte sie: »Es ist alles vorbei für dich. Ich werde dich jetzt aufwecken und aus den Tiefen deines Bewusstseins hervorholen…«
    Scott sagte nichts, aber Kira Sandrock wusste, was sie zu tun hatte.
    Sie hatten vor der Hypnose ein Stichwort festgelegt, und das sagte sie mit fester Stimme.
    »Morgenröte!«
    Alan Scott lag für eine kurze Zeit starr. Dabei hielt er die Augen geschlossen, aber nur für einen kurzen Moment. Seine Lider zuckten plötzlich, und er reagierte wie ein Mensch, der aus einem tiefen Schlaf erwacht und einen Moment braucht, um sich zurechtzufinden. Er schaute Kira an, die ihm zulächelte, und mit leiser Stimme sagte er: »Du bist es…«
    »Ja, ich.«
    Alan Scott schlug die Hände vor sein Gesicht. Man konnte es als eine Geste der Erleichterung ansehen. Langsam ließ er sie wieder sinken, und als er die Therapeutin anschaute, hatte sich ein scheues Lächeln auf seine Lippen gelegt.
    »Hallo«, sagte Kira.
    Alan Scott nickte. »Darf ich dir eine Frage stellen?« flüsterte er.
    »Wenn du willst.«
    »Was ist geschehen?«
    »Einiges.«
    »Mit mir?«
    »Natürlich.«
    »Aber ich lebe.«
    »Das stimmt.«
    Er schüttelte heftig den Kopf. »Dabei habe ich eine so große Angst gehabt. Sonst wäre ich nicht zu dir gekommen.«
    »Das war auch gut.«
    »Hast du mich denn verstanden?«
    »Bestimmt.«
    Alan Scott brauchte noch eine Weile, um auf das eigentliche Thema zu sprechen zu kommen. Kira wollte ihm dabei auf die Sprünge helfen und sagte: »Bitte, du kannst sprechen.«
    »Ja, danke. Das ist gut.« Er suchte nach Worten und schaute sich in dem fensterlosen Raum um, in dem nur das leise Summen der Klimaanlage zu hören war.
    »War sie wieder da?« flüsterte er. »Habe ich von der Musik gesprochen, Kira?«
    Sie nickte. »Du hast mir von der Musik erzählt. Sie hat dich gequält.«
    »Und weiter?«
    »Nichts mehr, mein Freund. Du bist sie einfach nicht losgeworden.
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