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1481 - Keine Chance für Raumfort Chohtash

Titel: 1481 - Keine Chance für Raumfort Chohtash
Autoren: Unbekannt
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Anschein, als sei in ihm Marco Polo persönlich wiedergeboren worden.
    Sein grobgeschnittenes Gesicht zeigte ein verschlagenes Lächeln, das jedoch Maske war. Sie kannte ihn. Er war hinter ihr her, aber nicht auf diese Weise. Loydel war keiner, der ihre schwachen Stunden nutzen wollte. „Na, wie ist's mit uns beiden?" fragte er. Aus einer seiner Taschen zog er eine kleine Flasche mit Wein. „Sieh mal! Das hab' ich einem abgegaunert, der in der CIMARRON ein ganzes Lager voll hatte. Damit könnten wir uns einen ruhigen Abend machen."
    „Keine Chance, Loydel! Ich verschwinde für ein paar Tage und gehe fischen."
    „Ärger gehabt?"
    Sie schnaubte nur, ohne seine Frage zu beantworten.
    Dichter Dschungel umgab auf Hunderte von Kilometern das Felsmassiv. Constancca hockte auf ihrer Plattform und ließ das Versteck der Organisation WIDDER hinter sich zurück.
    Per Notrufsender stand sie mit der Basis in Verbindung. Sollte irgendwo in der Nähe eine Einheit der Cantaro auftauchen, mußte die Plattform sofort landen. Dann durfte nirgendwo auf Heleios auch nur eine Batterie laufen, die nicht abgeschirmt war.
    Heftiger Fahrtwind blies ihr ins Gesicht. Da die Temperatur im Augenblick nur zehn Grad betrug, zurrte sie ihre Kombination am Hals fest zusammen.
    Unten zogen die dichten Urwälder vorbei; die undurchdringlich verflochtenen Baumkronen, das karge Leben in den Etagen darunter. Niemand hatte die Wälder je erkundet. Es lohnte den Aufwand nicht. Man begnügte sich damit, auf Heleios sicheren Unterschlupf zu finden.
    Etwa vierhundert Kilometer von der Station entfernt fand sie auf Anhieb den Flußlauf, den sie vor zwei Wochen gemeinsam mit Loydel entdeckt hatte.
    Sie hatten sich nur zur Entspannung umgesehen - und waren dabei auf ein kleines Paradies gestoßen.
    Der Fluß mündete in einen kleinen See.
    Es gab sandigen, bei steigendem Wasser überfluteten Strand, dazu eine Handvoll Felsen und genügend Ruhe.
    Der ideale Platz, dachte sie. Hier konnte sie nachdenken und ihren Zorn in aller Ruhe verrauchen lassen.
    Constancca landete. Die Plattform stellte sie unter einem Baum arn Wasser ab, dann packte sie das Zelt aus. Es entfaltete sich selbständig und stand innerhalb von drei Sekunden fertig da.
    Zum ersten Mal seit Stunden gab Constancca ein zufriedenes Geräusch von sich. Manchmal verstand sie sich selbst nicht... Weshalb war dieser Drang auszubrechen über sie gekommen? Und weshalb der Zorn? Im nachMnein begriff sie, daß sie sich ungerecht und falsch verhalten hatte. „Aber jetzt ist es zu spät", murmelte sie.
    Von Westen her überzog Dunkelheit langsam den Planeten.
    Am nächsten Tag stand sie mit dem ersten Licht auf. Das Zelt hatte sie warmgehalten, und in der Überlebenskombination benötigte sie nicht einmal ein Bad. Constancca setzte sich ans Wasser. Der Sand war noch feucht vom nächtlichen Hochwasser. Sie steckte ihre Angel zusammen, warf die Leine und wartete geduldig.
    Die Fische auf Heleios unterschieden sich von denen auf Terra - doch ein paar grundsätzliche Ähnlichkeiten gab es. Beide konnte man mit falschen Ködern narren. In diesem Fall reichte ein simples Stück Leinen, umwickelt mit Blättern und Erde.
    Da! Hatte sich die Leine bewegt? Nein... Constancca schlug enttäuscht mit der Rute auf das Wasser.
    Heleios-Haie machten Jagd auf winzige Beuteobjekte, die zur Tarnung unbeweglich unter der Wasseroberfläche standen. Deshalb neigten sie dazu, sogar die umwickelte Leine anzufallen.
    Mehr als zwei Stunden wartete sie.
    Dann allerdings war es soweit: Der heftige Ruck hätte ihr fast die Angel aus den Händen gerissen. Ein Hai! Sie zog kräftig und rollte Leine auf. Der Kampf dauerte zehn Minuten lang. Irgendwann begann der Hai, Schwung zu holen und aus dem Wasser hochzuschießen. Dann tanzte er mit seiner Schwanzflosse auf der Oberfläche - ein unterarmlanger, aggressiver Körper.
    Als sie den Hai bis ins seichte Wasser gezogen hatte, gab er auf. Er ließ die Beute fahren und schwamm davon. Natürlich befand sich kein Haken an der Leine. Einer solchen Quälerei hätte Constancca niemals zugesehen; jedenfalls nicht aus Spaß am Kampf.
    So aber waren die Rollen gerecht verteilt. Sie konnte ein bißchen mit dem Hai spielen - und der Hai konnte verschwinden, sobald er genug hatte.
    Constancca verzehrte ein paar Konzentrate, trank gefiltertes Wasser und schlief über Mittag. Auf diese Weise vergingen drei Tage. Am Morgen des vierten Tages allerdings wurde ihre Ruhe gestört.
     
    *
     
    Die Plattform
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