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1475 - Zombie-Katzen

1475 - Zombie-Katzen

Titel: 1475 - Zombie-Katzen
Autoren: Jason Dark
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den Schlägen der Dämonenpeitsche verglüht waren.
    Ihre Aufmerksamkeit wurde von einem langsam fahrenden Taxi abgelenkt, das am Eingang des Friedhofs vorfuhr und dort anhielt.
    Sie sah nicht, wer ausstieg. Erst als sich der Wagen wieder in Bewegung gesetzt hatte, erkannte sie eine ältere Frau, die einen Strauß aus Sonnenblumen in der Hand hielt und den Friedhof betrat.
    Die Frau trug einen grauen dünnen Mantel. Auf ihren Kopf saß ein dunkler Hut mit hochgebogenem Rand, und so, wie sie sich benahm, sah sie aus, als befände sie sich in tiefer Trauer.
    Sie kannte sich auf dem Gelände aus, denn sie ging mit kleinen, jedoch zielstrebigen Schritten auf ein bestimmtes Grab zu, das zu den neueren und auch zu den größten gehörte und zudem mit einem hellen Stein versehen war, auf dessen Vorderseite der Kopf eines Hundes eingemeißelt war.
    Darunter stand der Name Hero.
    Die Frau blieb vor dem Grab stehen. In der Erde steckte eine Vase, in die sie die Stängel der Sonnenblumen hineindrückte. Sie erhob sich noch nicht, zupfte an einigen Stellen Unkraut aus dem Boden und stellte sich danach wieder aufrecht hin, wobei ihr Kopf noch gesenkt blieb und sich ihre Lippen leicht bewegten, als würde sie ein Gebet sprechen.
    Shao hatte alles genau beobachtet. Die Frau machte hier sicherlich nicht ihren ersten Besuch, und deshalb ging Shao davon aus, dass sie sich gut auskannte.
    Möglicherweise wusste sie auch etwas über bestimmte Katzen, und danach wollte Shao sie fragen.
    Die Frau war so in ihre Gedanken versunken, dass sie die Schritte nicht hörte. Erst als Shao sich dicht hinter ihr räusperte, fuhr sie mit einem leisen Schlei auf den Lippen herum und starrte Shao erschreckt an.
    »Bittet Madam, ich wollte Sie nicht erschrecken. Sorry…«
    »Das kam so plötzlich.«
    »Ich weiß, aber ich möchte Sie fragen, ob Sie vielleicht ein paar Minuten Zeit für mich hätten.«
    Die Frau warf einen Blick auf das Grab. »Hero ist tot. Zwölf Jahre lang war er mehr als nur ein Freund, aber vor sechs Wochen hat er mich verlassen, und ich fühle mich so einsam. Ich bin jetzt siebzig Jahre alt, und ich weiß nicht, ob es sich überhaupt noch lohnt, einen neuen Hund anzuschaffen.«
    »Ja, das ist eine schwere Entscheidung.«
    Die Frau hob den Kopf an. So konnte sie Shao ansehen, und auch Shao sah jetzt das Gesicht, in dem die Trauer ihre Spuren hinterlassen hatte. »Ich heiße Shao.«
    »Sie sind Chinesin, nicht?«
    »Ja.«
    »Mein verstorbener Mann war früher oft drüben. Es waren stets lange Reisen. Da konnte ich froh sein, dass ich Hero hatte. Jetzt gibt es ihn nicht mehr und auch nicht meinen Mann. Er ist bei einer Montage tödlich verunglückt. Mein Name ist übrigens Anne Peters.«
    »Kommen Sie öfter her, Mrs. Peters?« Sie winkte ab. »Ach, ich bin fast jeden zweiten Tag hier. Da spreche ich sogar mit Hero. Mein Walter liegt ja nebenan, so schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe.«
    »Dann sind die Friedhöfe ja so etwas wie Ihr zweites Zuhause.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    »Ist Ihnen denn hier schon mal etwas Besonderes aufgefallen?« fragte Shao.
    »Hm. Wie meinen Sie das?«
    »Ich denke im Moment an Katzen.«
    »Die mag ich nicht.« Es war eine spontane Antwort. »Nein, die mag ich wirklich nicht.«
    »Aber sie sind hier ebenfalls begraben.«
    »Das können sie meinetwegen auch.«
    »Bitte, ich will Ihnen nicht zu nahe treten, aber es geht mir nicht um tote Katzen, sondern um lebendige. Haben Sie auf diesem Friedhof schon Katzen herumstreunen sehen, als wollten sie ihren toten Artgenossen einen Besuch abstatten?«
    Mrs. Peters trat zurück. »Vermissen Sie denn eine Katze, Shao?«
    »Nein, das nicht. Mir geht es nur darum, ob sich welche hier auf dem Friedhof aufhalten.«
    »Ich habe noch keine gesehen.«
    »Das dachte ich mir«, sagte Shao. Sie sprach sofort weiter. »Wenn Sie den Friedhof hier so oft besuchen, dann muss Ihnen doch aufgefallen sein, dass sich die Gräber unterscheiden. Die meisten von ihnen sehen sehr gepflegt aus, aber es gibt auch Ausnahmen, da ist der Boden aufgewühlt. Dort hat man den Eindruck, als hätte man aus den Gräbern wieder etwas hervorgeholt. Und das ist nur bei den Katzengräbern der Fall.«
    Anne Peters überlegte. Nach einer Weile deutete sie ein Nicken an.
    »Ja, ja! Wenn Sie das so sagen, dann muss ich Ihnen recht geben. Das ist so. Ich habe die Katzengräber auch gesehen und mich darüber gewundert, dass sie so ungepflegt aussehen. Ich empfinde es als schlimm, dass sich die
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