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147 - Panik in Porto

147 - Panik in Porto

Titel: 147 - Panik in Porto
Autoren: Dämonenkiller
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Dann hörte er Schritte, Klirren und einen gellenden Schrei.
    Das Licht kam wieder.
    Roquette sprang vom Seitendeck herunter, den Scheinwerfer in der linken Hand, und in der rechten Hand hielt sie ihr riesenhaftes Messer. Die beiden nackten Körper prallten halb in der Luft, halb im Wasser zusammen. Der Griff löste sich von Olivers Hand, und er wurde sich bewußt, daß ihm der unnatürlich große und rote Mund mit den Vampirzähnen in fremder Sprache Beschimpfungen entgegengeschleudert hatte. Der Dolch hatte sich zwischen die Schulterblätter der Dämonin gebohrt, bis fast zum Griff. Roquette tauchte unter dem zuckenden, untergehenden Körper hinweg, schnellte sich neben Oliver halb auf die Plattform und sagte: „Schnell! Hinein! Ins Schiff."
    Er gehorchte wieder einmal in panischer Eile und schlug sich das Knie schwer an der Reling an. Er nahm den Schmerz kaum wahr, denn Roquette gab ihm den Scheinwerfer und holte ihren Revolver aus dem Koffer.
    „Irgendwo dort draußen lauert der letzte Dämon!" sagte sie fassungslos. „Sie sind aus dem Turm entkommen."
    Im kalten Licht des Scheinwerfers, der am langen Spiralkabel hing und von den Bootsbatterien gespeist wurde, sah Oliver Brunner den letzten Schrecken: das Wesen, das sich Kattpatt oder so ähnlich nannte.
    Ein riesiger, haarloser Mann stapfte vom Ufer her auf das Heck zu. Er hatte vier Arme. Ein Arm hielt eine Peitsche, schwang sie hin und her und zielte mit der unsichtbaren Schnur nach den zwei Menschen im Boot. Er kam näher, versank bis zu den Hüften und stapfte so schnell und kraftvoll heran, als ob es kein Wasser gäbe. Er schrie nicht, fluchte nicht, sagte kein Wort, und dieser drohende, schweigende Angriff war noch furchterregender als alles andere vorher.
    Dann zuckte pfeifend und krachend wie ein Schuß die Peitsche über das Schiff. Das Ende traf die Verstrebung der Persenning und zerschlug das dünne Kunststofftau. Im selben Moment schoß Roquette zum erstenmal. Unter der nassen Leinwand schien der Knall die Trommelfelle zu zerreißen. Der Gigant kam näher; aus dem Ende seiner Peitsche schienen Blitze zu züngeln. Roquette hatte ihn verfehlt? Zwei donnernde Schüsse lösten sich, und jetzt erst erkannte Oliver die Wunden der Treffer, die sich vergrößerten und zu glühen schienen.
    Kattpatt tauchte im Wasser unter, kam wieder hoch, griff mit drei Händen nach der Plattform, und Roquette machte einige Schritte nach vorn und leerte ihren Revolver in den Schädel der Kreatur.
    Das Wasser hinter dem Heck schien zu kochen.
    Blasen kamen gurgelnd hoch und platzten. Der Koloß versank endgültig. Das durchscheinende Wasser wurde trübe, als hätte man Jauche hineingeschüttet. Braune Blasen durchbrachen die Oberfläche und sahen aus wie treibende braune Totenschädel.
    Dann beruhigte sich das Wasser. Die Strömung verdünnte die Reste von Kattpatt und Gisebauxe. Roquette warf ihren Revolver in den Koffer zurück, nahm Oliver die Lampe und die Kette ab und kam aus der Dunkelheit wieder zurück, mit dem gefüllten Champagnerglas. Sie umarmte Oliver und flüsterte in erstaunlich glücklichem Tonfall: „Jetzt kann Roquette ruhig schlafen, in deinen Armen, Oliver, möglichst oft. Vergiß den Spuk, vergiß alles. Es ist vorbei. Keinem Menschen wird mehr ein Haar gekrümmt. Trink, Oliver, und küß mich, ja?"
    Ihm fiel nur wenig ein, was er darauf antworten konnte. Er trank, nahm Roquette in die Arme und fühlte sich wie in einem seltsamen Traum. Gewaltsam verdrängte er die Vorkommnisse und zwang sich, nur an Roquette zu denken. Sie machte ihm dieses Vorhaben leicht.

    Um vier Uhr fielen die Freunde angeheitert, in bester Laune und lärmend über das Schiff und die kleine Besatzung her. Oliver holte sie mit dem Bötchen. Sie wunderten sich nicht, daß Roquette und Oliver glücklich aussahen. Daß sie nachdenklich wirkten, fiel ihnen nicht auf.
    Nachts hob sich der Nebel. Zwei Stunden vor Mittag löste die Mannschaft der ARCA Landleine und nahm den Anker an Bord. Roquette blieb an Bord - per Mehrheitsbeschluß.
    „Auf nach Propriano! Zum guten Wasser!" rief Lutz.
    Sie brauchten fünf Tage, bei bestem Wetter und kaum bewegter See. In der Nacht, in der sie zum letztenmal im Hafen von Propriano, nach reichlichem Genuß der knoblauchhaltigen korsischen Fischsuppe, übernachteten, verschwand Roquette von Bord. Oliver blieb allein zurück, aber er blieb heiter und ausgeglichen, obwohl ihn der Verlust schmerzte. Er hatte gewußt, daß diese Romanze nicht lange
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