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147 - Panik in Porto

147 - Panik in Porto

Titel: 147 - Panik in Porto
Autoren: Dämonenkiller
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und deren Frauen und Kinder. Ihr Leben war endlos lange, und um es leben zu können, brauchte sie Blut. Alle Viertelmonde, alle Monde, alle die langen Jahre.
    Sie verbot sich, weiter seinen Lebenssaft zu trinken und leckte sich wie eine satte Katze die Lippen. Erschöpft lag er neben ihr. An den Schläfen waren einige Haare weiß geworden. Auch im Bart trug er jetzt eine dünne graue Strähne. Seine Augen versanken tief in den Höhlen. Aber er entblößte seine Zähne in einem zufriedenen Grinsen.
    „Du mußt öfter kommen."
    „Das kann ich nicht?" flüsterte sie und zeigte auf den Weinkrug. „Es ist soviel anderes zu tun. Aber nach dem Herbst… warum kommst du nicht zu mir?"
    „Ich gehe nicht in diesen Turm."
    „Ich bin im Turm, sonst nichts."
    „Trotzdem. Hier."
    Er goß Wein in einen Tonbecher. Firnus Finger zitterten. Er verstand nicht, was mit ihm geschah, aber er war zufrieden. Seit er im Frühling mit seinen Herden hier ins Tal gekommen war, über lange, schwierige Pfade und aus dem Dorf heraus, das am Hang zu kleben schien, kam unerwartet diese herrliche, leidenschaftliche Frau.
    „Guter Wein", schnurrte sie. Die Weintropfen auf ihren Lippen sahen wie Blut aus. „Guter Firnu. He, du darfst nicht schlafen."
    Ihr Körper erregte ihn. Eine wispernde Stimme tief in seinem Innern sagte ihm, daß verboten war, was er tat. Der Priester hatte ihn das gelehrt. Aber es war schön - und der Priester wußte es nicht. Warum war er nach der Liebe jedesmal so schlaff, als hätte er fünfzig Schafe geschoren?
    „Willst du Käse mitnehmen? Brot?" fragte er mit rauher Stimme. Sie schüttelte den Kopf und leerte den Becher. Er füllte ihn wieder.
    „Ich will nur dich", sagte sie gurrend. „In einer anderen Nacht komme ich wieder."
    „Bleib hier!"
    „Ich gehe, bevor es hell wird", flüsterte Gisebauxe und lächelte ihn mit riesengroßen durchdringenden Augen an.
    „Deine Augen", sagte er und trank Wein aus dem Krug. „Deine Augen sind mein Schicksal."
    „Das mag sein", wisperte sie und streckte ihre weißen, schlanken Finger mit den spitzen Nägeln aus. Sie berührte ihn an den Stellen seines Körpers, an denen es ihn traf wie brennende Funken aus der Glut des Feuers. Firnu kniete vor ihr, streckte die Arme aus und packte sie. Ihr Lächeln war unergründlich.
    Als er erwachte, war Gisebauxe verschwunden.
    Mit kraftlosen Gelenken machte er sich daran, die Tiere zu versorgen. Er ahnte nicht einmal, daß er längst der Vampirin verfallen war und nur ihrer Blutgier diente.
    Eines Tages würde er die furchtbare Wahrheit erfahren.

    An der zerklüfteten Westküste Korsikas - oder Corsus, wie die Bewohner ihr Eiland nannten - nördlich vom heutigen Cargese, erstreckt sich nach Osten der Golf von Porto.
    Die Landschaft liegt fast genau auf zweiundvierzig Grad nördlicher Breite. Im Süden wird der Golf abgegrenzt durch die riesenhaften, zerklüfteten und vom Wind glattgeschmirgelten Felsmauern der
Calanche.
Die Form des Golfes ähnelt stark der eines Dreiecks mit drei unterschiedlich langen Flanken. Die südlichste Linie ist die längste. Mehr als zwei Dutzend winzige Buchten, teils sandig, teils bewachsen, teils Fels und Geröll, fransten die Küste aus.
    Eine davon ist, weiter auf Porto zu, die
Anse de Castagna;
Kastanienbucht.
    Die nördliche Gerade des Dreiecks, ebenfalls eine schräg aufgetürmte Masse aus spitzkegligen, wuchtigen, kantigen und grotesk geformten Steintrümmern, durchwachsen von Moos und Gestrüpp, ist halb so lang wie die Calanche. Nördlich dieses aufgefaserten Kaps schließt sich der Golf von Girolata an.
    Der Golf trägt seinen Namen nach einem der vielen Pisaner und Genueser Wachtürme, die sich in gegenseitigem Sichtabstand über nahezu sämtliche Küstenberge der Insel hinziehen.
    Auch auf den Felsen der Calanche steht ein solcher Turm. Er ist rund, er hat einen Durchmesser von fünfzehn Metern. Einst war er etwa dreißig Meter hoch, trug eine Plattform und verschiedene Decks, besaß Türen und Fenster, die mit dicken Gittern gesichert waren.
    Jetzt ist er, wie viele andere Türme, eine Ruine.
    Eine winzige Ortschaft (eine Strandbar, ein paar einfache Restaurants, ein Supermarkt, der von der FORCE DU COTE versorgt wurde, etwa zehn weit auseinanderstehende, uralte Häuser) namens Girolata schließt diesen Golf im Nordosten ab.
    Neben dem wackligen kleinen Steg suchen, frei ankernd, viele Boote Schutz vor dem Mistral.
    Die Bucht sieht auf Karten und aus der Luft nahezu kreisförmig aus, im
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