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147 - Cardia, die Seelenlose

147 - Cardia, die Seelenlose

Titel: 147 - Cardia, die Seelenlose
Autoren: A.F.Morland
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nicht mehr bemerkbar. In der Diele, links neben der Tür, war ein Spiegel an der Wand befestigt, der zwei Meter im Quadrat maß.
    Ich sah mich darin und erkannte graue Flecken an meinen Wangen. Dafür war die innere Anspannung verantwortlich. Ich konnte nicht leugnen, daß ich aufgeregt war, schließlich wußten wir nicht, was sich noch alles in Lenrocs magischer Trickkiste befand.
    Im Wohnzimmer stand eine Schreibmaschine auf dem Tisch. Daneben lagen beschriebene Blätter. Ich überflog die Seiten und erfuhr, wie Bill Landers das Grauen in Madame Cardias Zelt erlebt hatte.
    Unwillkürlich fragte ich mich, wie lange Cardia, die Seelenlose, noch durchhalten konnte. Würden wir es schaffen, Sammeh zu finden? Wo befand sich dieser verfluchte Tempel der Hölle?
    Wir hätten es mit Sicherheit erfahren, wenn uns Lenroc in die Hände gefallen wäre, aber der Dämon war feige, oder vorsichtig - oder beides. Jedenfalls gab er uns nicht die Gelegenheit, ihm gefährlich zu werden.
    Im Erdgeschoß fanden wir Landers nicht. Hoffentlich ist er auch nicht im Obergeschoß, dachte ich, während ich die Treppe hinaufstieg.
    Metal begab sich indessen in den Keller, um sich auch dort umzusehen. In der Diele wollten wir uns wieder treffen. Sobald ich allein war, strafften sich meine Nervenstränge.
    Ich reagierte auf alles übersensibel, rechnete mit einem heimtückischen Angriff. Mit dem Colt Diamondback in der Hand ging ich von Tür zu Tür.
    Ich stieß sie immer blitzschnell auf und richtete den Revolver in den Raum, doch das schwarze Mündungsauge meiner Waffe erspähte kein Ziel.
    Als ich Bill Landers nirgendwo entdeckte, ergriff eine merkliche Erleichterung von mir Besitz. Wenn Metal den jungen Mann auch im Keller nicht fand, konnten wir zunächst einmal aufatmen.
    Vielleicht steckt bei Lenroc gar nicht soviel dahinter, überlegte ich, und er rasselte hier nur ein bißchen mit dem Säbel, um uns einzuschüchtern. Vielleicht weiß er besser als wir, wie gefährlich wir ihm werden können, und versucht uns deshalb von unserem Vorhaben abzubringen.
    Ich kehrte ins Erdgeschoß zurück, und Metal trat durch die Kellertür.
    Ich sah ihn fragend an. Er schüttelte den Kopf. »Nichts.«
    »Oben ist auch niemand«, sagte ich.
    »Damit wären wir hier fertig.«
    Ich nickte. »Gehen wir.«
    Wir schickten uns an, das Haus zu verlassen, doch dagegen schien Lenroc etwas zu haben. Wieder wurde er aktiv!
    ***
    Angie kreischte sofort wieder ihre Todesangst heraus. Bill Landers schleuderte die Tür zu und schob den Riegel vor. Der Selbstmörder mußte aus dem Fenster geklettert sein.
    »Wir sind verloren!« jammerte Angie. »Er läßt uns nicht fort! Wir schaffen es nicht bis zur Kirche!«
    »Noch hat er uns nicht!« quetschte Bill zwischen den zusammengepreßten Zähnen trotzig hervor. »Weißt du, was wir jetzt machen? Wir rufen die Polizei zu Hilfe. Sie wird uns deinen Vater vom Hals schaffen. Es ist noch nichts verloren, Angie. Hab Vertrauen zu mir.«
    Er begab sich in den Living-room. Sie folgte ihm rückwärtsgehend, weil sie die Haustür nicht aus den Augen lassen wollte.
    »Wir lassen uns nicht unterkriegen, Angie!« tönte Bill optimistisch. »Vielleicht werden wir in ein paar Jahren über all das lachen.«
    Angie sah ihn entgeistert an. »Darüber lachen? Niemals! Außerdem… Wir haben keine paar Jahre mehr!«
    »Das ist noch nicht raus«, sagte Bill trotzig und griff nach dem Telefonhörer. Er tippte den Polizeinotruf. »Hallo! Hallo!« rief er nervös in die Sprechrillen und drückte mehrmals auf die Gabel. »Hallo!« Es meldete sich niemand. Bill ließ den Hörer langsam sinken. »Tot«, sagte er enttäuscht.
    »Tot«, flüsterte Angie überzeugt. »Das werden wir auch bald sein, Bill.« Der junge Mann sah sie ärgerlich an.
    ***
    Es war so, als hätte Lenroc von hinten seine Fäuste gegen den großen Wandspiegel gerammt, aber es war mehr als das! Knirschend brach das Glas - in einer ganz bestimmten Form.
    Lenroc stieß uns zwei Spiegelgestalten entgegen, die sich nach Belieben bewegen konnten. Ihre Konturen fehlten auf der Spiegelfläche. Es hatte den Anschein, jemand hätte sie mit einer Glassäge herausgeschnitten.
    Die Spiegelmänner hatten Arme und Beine. Der eine war so groß wie Metal, der andere hatte meine Größe. Sie griffen uns an. Wir wichen zunächst einmal ins Wohnzimmer zurück.
    Ich muß gestehen, daß es Lenroc gelungen war, mich mit diesen Gegnern zu überraschen. Wenn mein Feind genau vor mir stand, sah ich mich in
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