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147 - Cardia, die Seelenlose

147 - Cardia, die Seelenlose

Titel: 147 - Cardia, die Seelenlose
Autoren: A.F.Morland
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Angie.
    »Hör mal, ich mache mich doch nicht zuerst über die Leute, die vor ihrem Zelt stehen, lustig, und dann stelle ich mich hinter sie.«
    »Deine Schuld«, sagte Angie. »Du hast meine Neugier geweckt.«
    »Mit einem Gerücht, das unmöglich wahr sein kann«, sagte Bill kopfschüttelnd. »Ich krieg’ mich nicht ein.« »Bitte, Bill. Mach mir die Freude. Was ist denn schon dabei?« bettelte Angie. »Du brauchst ja nicht zu glauben, was Madame Cardia uns prophezeit.«
    »Das sowieso nicht. Aber ich sehe nicht ein, warum ich sie dafür bezahlen soll, daß sie mir die Hucke vollügt.«
    »Es ist ein Spaß. Jeder bekommt, was er möchte. Du hattest dein Bier, und ich möchte zu Madame Cardia.«
    Bill seufzte. »Na schön, aber nur dann, wenn wir nicht eine halbe Stunde anstehen müssen.«
    Sie kehrten um, und Angie stellte erfreut fest, daß die Schlange vor dem Zelt schon kürzer geworden war. Bill war sie jedoch immer noch zu lang.
    Er schlug vor, erst einen Rundgang zu machen und später noch einmal vorbeizuschauen. Wenn dann keine Leute mehr vor dem Zelt stünden, würde er mit Angie hineingehen, versprach er.
    ***
    Das Wesen aus der anderen Welt umklammerte verkohltes Holz. Hunger ließ seinen Magen knurren, und sein Gesicht verzerrte sich. Es hörte Stimmen, keuchte und spannte die Muskeln an.
    Ich muß mich bemerkbar machen, dachte es. Damit sie mich finden…
    ***
    »Die Gelegenheit ist günstig!« rief Angie Laszlo erfreut aus. »Jetzt steht überhaupt niemand mehr vor Madame Cardias Zelt.«
    Bill Landers ächzte. »Mir bleibt doch wirklich nichts erspart.«
    »Du hast es mir versprochen.« Widerwillig kaufte Bill zwei Eintrittskarten. Hinter einem kleinen Glasfenster saß ein alter Mann. »Sagen Sie mal, ist Madame noch nicht müde vom vielen Hellsehen?« fragte Bill. »Ich meine, sie hat heute doch schon eine Menge Leute abgefertigt. Kann es durch Übermüdung nicht zu Fehlern kommen? Meine Freundin hier ist an ihrer Zukunft interessiert, nicht an der von Lady Di.«
    Der alte Mann hob den Blick, und Bill schauderte. Die Augen des Alten waren zwei dunkle, kalte Schächte. Bill bekam eine Gänsehaut.
    »Nichts für ungut, Mister«, lenkte er ein. »Madame Cardia ist mit Sicherheit unfehlbar.«
    Sie begaben sich in das Zelt, an dessen Wänden Teppiche mit orientalischen Motiven hingen.
    Es gab keine Sitzgelegenheit. Auf dem Boden lagen dunkelgrüne Kissen. Die Hellseherin war nicht anwesend.
    »Madame haben sich aufs Ohr gelegt«, bemerkte Bill feixend. »Madame geruhen zu ruhen. Hauptsache, der alte Aasgeier da draußen hat uns die Moneten abgeknöpft.«
    »Bitte, Bill, benimm dich!« sagte Angie ernst. »Madame Cardia wird gleich erscheinen.«
    »Ich bin schon still«, sagte Bill und hielt tatsächlich den Mund.
    Gedämpft drang der Rummelplatzlärm durch die Stoffwände. Angie fühlte sich unbehaglich. Die Atmosphäre hier drinnen kam ihr unheimlich vor.
    Sie glaubte, die übernatürlichen Kräfte zu spüren, derer sich Madame Cardia bediente. Zwei Teppiche wurden jäh auseinandergeschlagen, und eine schöne Frau mit feierlichen Zügen erschien.
    Ihr Blick war geheimnisvoll und traurig. Großes Leid schien ihr schon widerfahren zu sein. Sie war spärlich bekleidet, und Bill hätte aus diesem Grund beinahe einen bewundernden Pfiff ausgestoßen.
    Madame Cardia trug einen orangefarbenen, hauchzarten Schleier, der einen Teil ihres pechschwarzen Haares bedeckte und vom Kopf über die wohlgerundeten Schultern fiel und bis zu den Hüften reichte.
    Ein weiterer Schleier floß von der Taille abwärts. In Cardias Diadem prangte ein blutroter Edelstein, und goldener Schmuck glänzte an ihrem Hals, an Ober- und Unterarmen, vor den Brüsten und um die Fußknöchel.
    Bill Landers fragte sich unwillkürlich, ob der schwere Schmuck echt war. Wenn ja, mußte er einen unschätzbaren Wert repräsentieren.
    Echt goldener Schmuck paßt nicht auf einen Jahrmarkt, sagte sich Bill. Es muß sich um Talmi handeln.
    »Der Schmuck ist echt«, sagte die Hellseherin mit einem sphinxenhaften Lächeln.
    Himmel, durchzuckte es Bill, sie kann Gedanken lesen. Junge, du mußt vorsichtig sein.
    »Wieso wußten Sie, daß ich mir diese Frage stellte?« erkundigte er sich, nachdem er sich gefangen hatte. Er wollte sich von Madame Cardia nicht in die Defensive drängen lassen. »Sie merkten es an meinem Blick, nicht wahr?«
    »Vielleicht«, antwortete die Hellseherin. Sie wies auf die Kissen und forderte Angie und Bill auf, Platz zu
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