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1468 - Zentralplasma in Not

Titel: 1468 - Zentralplasma in Not
Autoren: Unbekannt
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konnte.
    Punternat war weder besonders mutig noch besonders tapfer. Er war nie bereit, sein Schicksal geduldig zu durchleiden, und am allerwenigsten war er geneigt, dies auch noch schweigend zu tun. Außerdem war es nicht unbedingt nach seinem Geschmack, sich kommentarlos von irgendwelchen schleimigen Fremdwesen anstarren zu lassen.
    Diese Fremden dagegen schienen die Sache ganz anders zu sehen, denn sie rückten und rührten sich nicht. Sie gaben keinen Laut von sich. Sogar die Fühler hielten sie stilL Punternat kämpfte verzweifelt gegen die Lähmung an, die ihn befallen hatte, und nach einigen Minuten gelang es ihm tatsächlich, wenigstens ein kleines Stück seines Körpers von dem unbekannten Einfluß zu befreien. Dieses Stückchen war natürlich sein Sprechmund. „Laßt mich sofort frei!" zeterte er, sobald er dazu fähig war. „Ihr habt kein Recht, mich einfach einzufangen!"
    Das schien die beiden Fremden immerhin zu beeindrucken. Sie bewegten sich ruckartig, und ihre Fühler fuchtelten wild in der Luft herum. Der eine wanderte um Punternat herum und blieb hinter ihm stehen. „Du kannst sprechen", sagte eine etwas blechern klingende Stimme.
    Es war keine Frage, aber auch keine Feststellung, sondern einfach nur eine völlig emotionslos geäußerte Bemerkung. „Natürlich kann ich sprechen", keifte Punternat erbost. „Laßt mich sofort frei!"
    „Das geht nicht", erklärte dieselbe blecherne Stimme, und diesmal erkannte Punternat ganz deutlich, daß der Sprecher hinter ihm stand - beziehungsweise gegenüber der momentan augenlosen Seite seines Körpers. „Entweder", sagte Punternat, „gebt ihr mir meine Bewegungsfreiheit wieder, oder du kommst auf die andere Seite herüber."
    „Warum?"
    „Warum, warum!" äffte Punternat zornig nach. „Weil es ein Gebot der Höflichkeit ist, daß man einander ansieht, wenn man miteinander sprieht."
    „Deine Gebote sind uns fremd", lautete die Antwort. „Das merke ich", versetzte Punternat bissig. „Was wollt ihr von mir? Warum haltet ihr mich hier fest?"
    „Du bist hier ohne unser Einverständnis eingedrungen..."
    „Das wird ja immer schöner!" fiihr Punternat dem für ihn noch immer unsichtbaren Sprecher über den nichtvorhandenen Mund. „Wer ist wo ohne wessen Einverständnis eingedrungen, he?"
    „Ich verstehe dich nicht."
    „Ach ja?" höhnte Puntemat. „Dann will ich es dir erklären. Das hier ist unsere Anlage. Ihr habt hier nichts zu suchen. Wer hat euch die Erlaubnis gegeben, euch hier breitzumachen?"
    „Wir gehorchten Notwendigkeiten, die du nicht verstehen kannst."
    „Was sind das für Notwendigkeiten?"
    „Es hat keinen Sinn, es dir zu erklären. Du würdest es ohnehin nicht begreifen."
    Punternat fand, daß er dies schon entschieden zu oft gehört hatte. Es verlangte ihn sehr lebhaft danach, dies dem Fremden mitzuteilen, aber nach kurzem Überlegen verzichtete er darauf.
    Er hatte es nicht ganz umsonst sein ganzes Leben lang mit Posbis zu tun gehabt. Er hatte dabei zumindest eines gelernt: Mit Beschimpfungen allein konnte man gegen so viel geballte Arroganz nichts ausrichten.
    Er beschloß, es statt dessen mit Frageri zu versuchen. Er konnte sich zwar noch nicht recht vorstellen, daß er damit Erfolg haben würde, aber andererseits war es sicher eihen Versuch wert. Und etwas anderes konnte er im Augenblick sowieso nicht tun. „Was wollt ihr hier?" begann er. Jener Fremde, den Punternat sehen konnte, wackelte mit seinen metallenen Fühlern, und Punternat fühlte sich plötzlich emporgehoben. „Na schön", kommentierte er. „Bringt mich ruhig in euer Hauptquartier, aber bildet euch bloß nicht ein, daß ihr dort etwas aus mir herausbekommen werdet. Wenn hier jemand Fragen beantwortet, dann werdet ihr das sein. Ich habe schon ganz andere Leute iri Grund und Boden geredet. Mit euch nehme ich es zehnmal auf. Ich werde..."
    Er verstummte erschrocken, als er bemerkte, daß man ihn durch die vertrackte Tür expedieren wollte. „Nicht dort hinein!" schrie er entsetzt, denn er empfand noch immer eine völlig unerklärliche, aber äußerst intensive Abneigung gegen diese kahlen, leeren Räume.
    Er wurde herumgedreht, so daß er durch die nun offene Tür blicken konnte.
    Für einen Augenblick sah er noch den Raum, der dort sein mußte, und dann war da eine Bewegung, ein Flimmern und Schlingern, wie Punternat es noch nie zuvor gesehen hatte - ihm wurde fast übel dabei.
    Und dann war der Gang wieder da.
    Sie lassen mich gehen! dachte Punternat
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