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1468 - Tanz im Totenreich

1468 - Tanz im Totenreich

Titel: 1468 - Tanz im Totenreich
Autoren: Jason Dark
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keuchenden Laute stammten von einer Person, die ich nicht sah, obwohl ich jetzt wusste, wo sie sich befand. Ich sah es an den Bewegungen der Zweige, die auffällig wippten.
    Okay, es konnte losgehen. Ich lief hin und war dabei vorsichtig.
    Man hörte mich nicht. Das Keuchen blieb, manchmal unterbrochen von einem hässlichen Lachen. Dazwischen vernahm ich hin und wieder das leise Wimmern der Frauenstimme.
    Mit einem letzten Sprung gelangte ich in die unmittelbare Nähe der wippenden Zweige. Mit einer Hand räumte ich sie zur Seite und hielt sie auch fest. Zugleich schaltete ich meine Leuchte ein.
    Der Strahl war da. Er füllte die Mulde mit seiner Helligkeit fast völlig aus. Nur an den Rändern verlor sich das Licht in einem silbrigen Schimmern.
    Das junge Mädchen lag auf dem Rücken. Seine Haltung war verkrampft. Das Oberteil war zerrissen. Die Augen waren geschlossen, die Arme angewinkelt und die Hände zu Fäusten geballt.
    Aus ihrem Mund drangen Jammerlaute. Durch den zerrissenen Stoff schimmerte die dunkelbraune Haut, und der Kerl, der ihr Gewalt antun wollte, war ein Mittelding zwischen Punk und Glatze.
    Ein kahler Schädel, auf dem in der Mitte ein dünner, grün gefärbter Haarstreifen wuchs. Der Stiernacken, das Netzhemd, der Schweiß auf den mächtigem Muskelpaketen – das Mädchen hatte gegen diese rohe Gewalt nicht die geringste Chance.
    Dass er seine glänzende Lederhose noch normal trug, ließ mich aufatmen. Es war noch nicht zum Schlimmsten gekommen.
    Der Typ war irritiert. Nicht durch mich, sondern durch das Licht, mit dem er nicht gerechnet hatte. Und so brauchte er eine gewisse Zeit, um sich von der Verwunderung zu erholen oder sie abzuschütteln.
    Er fuhr zu mir herum und schrie zugleich.
    Ich schaute in ein von Gier und Wut entstelltes Gesicht. Er spie mir seine Worte förmlich entgegen.
    »Hau ab, du Arsch!«
    Ich blieb und sagte: »Lass sie los!«
    Als Antwort wehte mir ein heulender Laut entgegen. Plötzlich war das Mädchen für ihn unwichtig geworden. Mit einer geschickt angesetzten Drehung und dem nachfolgenden Sprung kam er auf die Füße und sah mich dicht vor sich stehen.
    Auf der Mitte seines schweißglänzenden Oberkörpers entdeckte ich eine Tätowierung. Sie zeigte einen in Flammen stehenden Totenschädel, und bevor ich noch einen Satz weiter denken konnte, griff er schon an.
    Er vertraute auf seine Kraft. Er wollte mich packen und zu Boden schleudern, doch darauf war ich gefasst gewesen. Zudem stand ich etwas erhöht und somit ideal für meinen Tritt.
    Der traf ihn am Hals und an der Brust und schleuderte ihn zurück in die Mulde.
    Seine Flüche erstickten in einem Gurgeln. Ich folgte ihm und sah, wie das Mädchen seine Beine anzog. Ihm schien weiter nichts passiert zu sein, aber allein die Absicht zählte.
    Der Irokese schüttelte sich. Er war so stark verschwitzt, dass sogar Schweißtropfen von seinem Gesicht flogen, als er den Kopf wild schüttelte.
    Er gab nicht auf.
    Er fasste nach hinten.
    Wahrscheinlich suchte er nach seinem Messer, mit dem er das Mädchen bedroht hatte, aber das lag am Boden.
    Auf mich achtete der Typ nicht. Erst wollte er wohl das Messer wieder in seinen Besitz bringen.
    Ich hatte inzwischen die Beretta gezogen. Genau im richtigen Moment schlug ich damit zu. Der Knauf knallte auf den Schädel und hinterließ ein Geräusch, als hätte ich auf den Boden eines leeren Topfs geschlagen.
    Der Schläger quiekte fast. Er kam nicht mehr hoch. Der Schlag hatte ihn niedergestreckt, und so blieb er zunächst bewusstlos liegen.
    Das würde auch noch eine Weile so bleiben, und ich atmete auf.
    Auf eine Schlägerei hatte ich mich nicht einlassen wollen.
    Stattdessen kümmerte ich mich um das Mädchen, das noch stark zitterte. Ihre Zähne schlugen dabei hörbar aufeinander.
    Ein Lächeln tut immer gut. Das kann eine große Feindschaft aufheben, aber auch beruhigen, und so lächelte ich dem Mädchen zu.
    Sie sah es, doch sie nahm es nicht so zur Kenntnis, wie ich es mir gewünscht hätte. Die Kleine zitterte weiter. Sie fing dann an zu weinen, und ich musste sie trösten, indem ich über ihr dunkles Haar strich.
    Es war nicht klar, ob sie ihren Vergewaltiger angezeigt hätte, da war die Angst vor Vergeltung einfach zu groß, aber ich würde es tun und den Kollegen Bescheid geben.
    Um den Irokesen brauchte ich mich vorerst nicht zu kümmern. Er schlief weiter. Ich legte ihm sicherheitshalber Handschellen an und durchsuchte ihn nach weiteren Waffen. Die fand ich nicht. Dann
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