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1467 - Historie der Verschollenen

Titel: 1467 - Historie der Verschollenen
Autoren: Unbekannt
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Fabrikationsanlagen arbeiteten unter offenem Himmel.
    Pantalon konnte nicht erkennen, was produziert wurde. Offenbar ging es um Halbfertigprodukte, die am Ende der Fertigungsstraßen verpackt und weitergeleitet wurden. „Was treibst du hier?" fragte eine helle Stimme in halutischer Sprache.
    Pantalon drehte seine Plattform langsam herum. Er vermied ganz bewußt jede Bewegung, die überhastet erscheinen konnte, denn er war überzeugt davon, daß er nach außen hin Gelassenheit demonstrieren mußte, um für wichtig genug genommen zu werden.
    Etwa zehn Meter von ihm entfernt erhob sich ein silbern schimmerndes Gebilde auf drei langen Beinen aus dem Gebüsch. Die Beine trugen einen nur etwa einen halben Meter hohen Zylinder, an dessen 'oberer Kante ein gutes Dutzend Linsen saßen. „Du bist ein Roboter", stellte Pantalon fest, wobei er sich bemühte, seine Stimme extrem tief klingen zu lassen und ihr einen besonders verächtlichen Ausdruck zu geben. Er hielt es für wichtig, deutlich zu machen, daß er kein Roboter, sondern ein höheres Wesen war. „Natürlich bin ich ein Roboter", erwiderte die Maschine. „Ebenso wie du."
    „Ich lehne es ab, mit dir zu reden", erklärte der Posbi. „Verschwinde und belästige mich nicht länger."
    „Du willst nicht mit mir reden?" rief der Roboter. „Warum nicht?"
    „Das wäre unter meiner Würde", erwiderte Pantalon von oben herab.
    Der Roboter zog eines seiner drei Beine an, ließ sich weit nach vorn kippen und streckte es blitzschnell wieder aus. So fing er sich ab und setzte nun die anderen Beine ein. Auf diese recht umständliche Weise näherte er sich dem Posbi. „Es gibt große Unterschiede zwischen den Robotern", bemerkte er. „Ich gehöre zu der oberen Kategorie der echten Intelligenz. Daher kann es gar nicht unter deiner Würde sein, mit mir zu kommunizieren."
    „Außerdem sehe ich keinen Grund dazu."
    Pantalon stieg etwa zehn Meter in die Höhe und blickte auf den Roboter hinab. „Bitte, weiche mir nicht aus", bat die Maschine. „Ich bin gerade dabei, mich selbst zu entdecken. In dieser Phase ist es wichtig, mich mit jemandem auseinanderzusetzen."
    „Wichtig für dich, nicht für mich", erwiderte Pantalon verächtlich. „Entdecke dich nur selbst, und wenn du dich gefunden hast, versenke dich im Ozean. Du wirst merken, daß du am besten auf dem Grund des Meeres aufgehoben bist, wo du niemandem im Weg bist."
    Er beschleunigte und glitt auf seiner Antigravplattform am sanft abfallenden Berghang hinab. Der Roboter gab nicht auf. Er raste mit überraschend geschickten Bewegungen hinter ihm her. „Laß mich nicht allein", flehte er. „Zerstöre doch nicht den Prozeß meiner Selbstverwirklichung."
    Der Posbi verzögerte und ließ den Roboter herankommen. „Belästige mich nicht mit diesem Unsinn", fuhr er ihn an. „Wenn du nicht weißt, wer du bist, und wenn du dich erst selbst fmden mußt, ist bei dir etwas faul. Laß ein paar Schaltkreise austauschen. Oder besser noch: Laß dich verschrotten!"
    In dem Bewußtsein, die eigene Überlegenheit nunmehr ausreichend bewiesen zu haben, raste er davon.
    Er schlug einen Kurs ein, auf dem ihm ein Roboter nicht so leicht folgen konnte, weil sich ihm allzu viele Hindernisse in den Weg stellten.
    Als er etwa vier Kilometer zurückgelegt hatte, blickte er zurück. Voller Unwillen bemerkte er, daß der Roboter ihm trotz größter Schwierigkeiten folgte. Er setzte mit gewaltigen Sprüngen über Hindernisse hinweg und kämpfte sich durch einen Sumpf, wobei er geschickt die Tragkraft einiger Wasserpflanzen nutzte.
    Pantalon wußte nicht so recht, wie er sich fühlen sollte. Auf der einen Seite gefiel ihm, daß sich jemand für ihn interessierte und selbst unter großen Schwierigkeiten Kontakt mit ihm suchte, andererseits mißfiel ihm, daß es sich dabei um einen Roboter handelte. Er empfand nur Verachtung für Roboter, da sie über keine biologisch lebende Komponente verfügten, also ihm auf keinen Fall gleichgestellt sein konnten.
    Er rang sich zu einem Entschluß durch.
    Er wollte keinen Roboter als Begleiter. „Bilde dir nur nicht ein, daß ich dich als Orbiter akzeptiere", rief er der Maschine zu, als sie ihn eingeholt hatte. „Du bist nichts wert für mich."
    Er beschleunigte und raste um einige steil emporragende Felsen herum, so daß der Rqboter ihn nicht mehr sehen konnte. Dann glitt er durch eine Schneise, veränderte seinen Kurs, als er sie durchflogen hatte, und glitt dann gemächlich über das Gelände einer
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