1465 - Der Blutschwarm
Ereignis, das er nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte. Er konnte es nicht fassen, denn er war sicher, die Tür zugezogen zu haben. Zwar nicht verschlossen, aber sie war ins Schloss gefallen.
Jetzt war sie offen.
Es gab nur eine Möglichkeit. Jemand hatte die Tür geöffnet und war in sein Haus geschlichen, wo er jetzt auf ihn lauerte. Das konnte er gut im Halbdunkel, denn die nicht eben großen Fenster ließen entsprechend wenig Licht durch.
Die Tür kam zum Stillstand.
Der Reverend bewegte sich auch in den folgenden Sekunden nicht.
Er schaute einzig und allein auf die Tür und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
Das schaffte er nicht. Deshalb dachte er darüber nach, was er unternehmen sollte.
Bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag konnte er nicht am Ende der Treppe stehen bleiben, um darauf zu warten, dass etwas passierte.
Da musste er die Dinge schon selbst in die Hand nehmen. Das war leichter gesagt als getan, denn sein eigenes Haus kam ihm plötzlich feindlich vor.
Mittlerweile hatte sich Angstschweiß auf seine Stirn gelegt.
Preston wischte über seine Augen. Er wollte unbedingt einen klaren Blick behalten. Er ging weiterhin davon aus, dass er vor einer sehr wichtigen Entscheidung stand, was seine Zukunft anging.
Wer konnte die Tür geöffnet haben und in sein Haus eingedrungen sein? Das war die Frage, die ihn beschäftigte. Er wollte eine Antwort haben, aber die musste er sich selbst geben. Hier gab es niemanden, der ihm helfen konnte.
War es die fremde Frau mit ihrer Nichte gewesen? Der Gedanke an die beiden kam ihm sehr schnell, denn sie gehörten nicht zur Dorfgemeinschaft. Aber sie hatten sich sehr interessiert gezeigt und gesagt, dass sie im Ort übernachten wollten. Und das musste schon einen Grund haben.
Das Bild der beiden verschwand aus seinen Gedanken und machte Platz für ein anderes.
Joel Dancer!
Zugleich mit ihm tauchte das Bild auf von ihrer Begegnung auf dem Friedhof. Und Dancer wusste angeblich Bescheid über die blutgierigen Wesen. Steckte er möglicherweise dahinter? Und wenn ja, dann wäre Toby McGuire für ihn zu einem unliebsamen Zeugen geworden, den man schnell ausschalten musste.
Der Reverend erschrak über seine eigenen Gedanken, weil er bereits so folgerte wie ein Polizist. Aber die Möglichkeit wollte ihm nicht aus dem Kopf. Er hatte Dancer stets akzeptiert, ohne ihm allerdings näher gekommen zu sein. Zum Gottesdienst war er nie erschienen, was nicht viel zu sagen hatte. Wenn es jemand unbedingt wollte, dann konnte er auch in die Kirche gehen, wenn sie leer war.
In der Nacht gab es dazu viele Gelegenheiten.
Er hielt sich in einer Stille auf, die an seinen Nerven zerrte. Kein Geräusch lenkte ihn ab. Genau bis zu dem Augenblick, als er hinter sich das Flattern wahrnahm. Der Geistliche wusste genau, wie es sich anhörte, wenn jemand mit den Flügeln schlug.
Auf der Stelle fuhr er herum!
Er brauchte eine Sekunde, um seinen Mund zu öffnen. Der Schrei blieb ihm trotzdem in der Kehle stecken, als er die riesigen Wesen in seiner Nähe sah.
Es waren zwei übergroße Fledermäuse, die ihn praktisch in die Zange genommen hatten. Sie lauerten links und rechts vor ihm und warteten nur darauf, anzugreifen.
Plötzlich schmerzten die kleinen Wunden wieder. Auch wenn es nur Phantomschmerzen waren, egal, sie jagten durch seinen Körper wie eine Warnung.
Es gab nur eine Chance, den blutgierigen Gestalten zu entkommen.
Hinein ins Haus!
Das war wie ein Befehl, den der Reverend augenblicklich umsetzte. Er gab sich den letzten Schwung und sprang mit einem Satz nach vorn und über die Türschwelle hinweg. Errechnete damit, dass man ihn verfolgen würde, und hoffte, dass noch Zeit genug war, um die Tür schließen zu können.
Ian Preston schmetterte sie zu!
Der laute Knall tat ihm gut, aber das nachfolgende Echo stammte nicht daher. Das waren die Fledermäuse, als sie gegen die Tür gerammt waren. Er hörte noch das Kratzen der Krallen, aber er achtete nicht weiter darauf. Für ihn zählte nur, dass er sich in Sicherheit gebracht hatte, alles andere war vorerst unwichtig.
In seinem eigenen Haus fühlte er sich wie ein Fremder. Er stand in dem schmalen und nicht sehr langen Flur. Die alten Balken unter der Decke strömten einen Holzgeruch aus, ebenso wie die enge, aber rustikale Treppe, die in die erste Etage führte, wo es drei Zimmer gab, die mehr Kammern waren.
Es war still geworden. So konnte er weiterhin lauschen. Von oben drang kein Geräusch an seine Ohren, und in seiner
Weitere Kostenlose Bücher