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1461 - Katakomben des Wahnsinns

1461 - Katakomben des Wahnsinns

Titel: 1461 - Katakomben des Wahnsinns
Autoren: Jason Dark
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zu Gesicht bekommen.
    Den Schlüssel hatte er mitgenommen. Als er ihn aus der Tasche zog, schaute er sich noch mal um. Nicht weit entfernt sah er den dunklen Schatten eines Waldstücks. Zwischen ihm und dem Gelände der Schreinerei lag noch eine Weide, auf der hin und wieder Schafe grasten.
    Der Himmel zeigte seine dunkle Farbe. Einige wenige Sterne funkelten, und als der Schreiner aufschloss, dachte er daran, was ihm Betty noch erzählt hatte.
    Es hatte einen Unfall gegeben. Ein Motorradfahrer war tödlich verunglückt. Ihn selbst hatte man nicht gefunden, dafür seine völlig zerstörte Maschine, und Alan konnte sich gut vorstellen, dass sein Besucher etwas mit dem Unfall zu tun hatte.
    Zweimal drehte er den Schlüssel, dann war die Tür offen. Der Schreiner betrat die von Schatten beherrschte Werkstatt und schaltete erst mal das Licht ein.
    Nicht alle Lampen wurden hell. Die Hälfte reichte ihm völlig aus.
    Links neben dem Eingang lag das Büro. Der Glaskasten war in die Halle hineingebaut worden. Zwei Schreibtische mit PCs darauf standen sich gegenüber. Es gab an der Rückwand noch Aktenschränke, und sogar ein Zeichenbrett hatte noch Platz. Das Licht im Büro knipste er nicht an. Der Mann nahm hinter seinem Schreibtisch Platz, wartete und verschränkte die Arme.
    Er war pünktlich gewesen. Sein Gast ließ sich zumeist einige Minuten Zeit, und so war es auch heute. Da Alan Duke in seine Schreinerei hineinschaute, sah er die Blätter einer Säge, die selbst bei diesem Licht blank schimmerten. Er wartete auf den Besucher.
    Der war plötzlich da. Alan hatte ihn nicht hereinkommen sehen, doch als er vor der Tür mit dem Glaseinsatz stand, konnte er ihn nicht übersehen.
    Der Bleiche war gekommen!
    ***
    Wie immer bei seinem Erscheinen, schrak Alan Duke auch in dieser Nacht leicht zusammen.
    Bei dem schummrigen Licht wirkte der Besucher wie ein Gespenst.
    Das Gesicht geisterhaft bleich. Dunkel der Umhang mit der Kapuze.
    Der Besucher öffnete die Tür und trat ein.
    Der Schreiner hielt für einen Moment die Luft an, denn es war kein Geräusch zu hören gewesen. Er ging völlig lautlos. Vielleicht schwebte er sogar. Mittlerweile traute Alan ihm alles zu.
    Der Bleiche ging weiter und blieb vor dem Schreibtisch des Schreiners stehen.
    Alan Duke war nicht in der Lage, einen Satz zu sagen. Die Kehle saß ihm zu. Es war nicht seine erste Begegnung mit dem Bleichen.
    Er fühlte sich bereits als dessen Handlanger und machte sich Vorwürfe, und wie immer musste er in das Gesicht des Bleichen schauen. Es war wie ein Zwang, er konnte sich ihm nicht entziehen.
    War es ein Gesicht, oder trug er eine Maske?
    Diese Frage stellte er sich immer wieder. Eine Antwort hatte er bisher nicht finden können. Er war fast der Ansicht, dass die gesamte Gestalt so etwas wie eine Maske war. Sie existierte zwar, aber sie lebte nicht richtig – als hätte eine Statue Leben angenommen.
    Augen gab es auch, doch sie waren leer. Da gab es keinen Blick, der ihn erfasst hätte. Er hätte auch in eine schreckliche Leere hineinschauen können, es wäre das Gleiche gewesen. Die starre Haut, der kalkige Teint, die lang gezogene Nase, die in Wirklichkeit keine war, zusammen mit einem Mund ohne Lippen, der offen stand.
    Aber dieser unheimliche Besucher hatte eine menschliche Stimme, und deshalb ging Alan Duke davon aus, dass er es nicht mit einem Roboter zu tun hatte.
    »Du weißt, weshalb ich zu dir gekommen bin?«
    »Ich denke schon.«
    »Ich brauche einen Sarg!«
    Die Antwort überraschte den Schreiner nicht. Trotzdem durchzuckte ihn wieder ein Schreck, den er bis zu seinem Magen hin spürte.
    Es war so schnell gegangen. Es lag noch gar nicht so lange zurück, als er dem Bleichen den ersten Sarg besorgt hatte.
    Und jetzt wieder…
    Er schluckte den Speichel und nickte dabei. Erst dann konnte er sprechen.
    »Sofort?«
    »Ja…« Die Antwort war mehr ein Zischen. Beinahe hätte sich Alan Duke umgedreht, um zu schauen, ob jemand eine Gasflasche geöffnet hätte. Das war natürlich nicht der Fall.
    »Kannst du ihn besorgen?«
    Der Schreiner stemmte sich hoch. Jetzt merkte er, dass er schwitzte, denn das Hemd klebte am Rücken unter der Lederjacke. Auch seine Knie zitterten, aber das kannte er. So war es leider immer, wenn er diesen makabren Besuch erhielt.
    Getan hatte ihm der Bleiche nie etwas. Er wusste auch nicht, woher die Gestalt kam, die ja nicht nur von ihm gesehen wurde. Auch anderen Leuten war sie schon erschienen, doch niemand von ihnen hatte einen
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