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146 - Winterkrieger

146 - Winterkrieger

Titel: 146 - Winterkrieger
Autoren: Ronald M. Hahn
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hübsche blaue Babyaugen, die entzückend naiv wirkten und Ayris gefielen.
    Der Bursche war ein paar Jahre jünger als sie und spielte als Sergeant natürlich nicht in ihrer Liga, aber er war auf eine Weise attraktiv, die zum Knuddeln einlud. Außerdem war er mit dem Chef des Nationalen Sicherheitsrates verwandt.
    Vielleicht war es angebracht, ihn näher kennen zu lernen. Der Blick, mit dem er sie musterte, kündete jedenfalls davon, dass sie ihm gefiel. Vielleicht gefiel ihm aber auch nur ihr Busen.
    Ayris nickte. »Setzen Sie sich doch.«
    »Gern.« Paddy nahm Platz. Aus der Nähe betrachtet sah er wirklich so aus wie etwas, das man gern mit ins Bett nahm.
    »Wie alt sind Sie?«
    »Dreiunddreißig.« Paddy errötete.
    Zwei Jahre jünger als ich. Er muss eins der letzten Kinder gewesen sein, die damals geboren wurde. Vor dem Einsatz des Immun-Serums und seiner fatalen Nebenwirkung. »Wieso kennen wir uns nicht aus dem Hort?«
    »Wir kennen uns aus dem Hort. Sie haben mich nur nicht beachtet, weil ich ein rotznasiger kleiner Fettklops war. Was Sie mir einmal sogar gesagt haben.«
    Ayris lachte. »Ich wüsste zu gern, was Sie früher von mir gedacht haben.«
    »Kuck dir nur mal die hässliche Ziege mit den vorstehenden Zähnen an…«
    Ayris lachte noch lauter.
    Paddy fiel in ihr Lachen ein. »Das hab ich damals aber über alle Mädchen gedacht«, relativierte er schnell. »Später war ich dann endlos lange als Protokollführer und Standortbürokrat für Captain Lynne Crow tätig. Ist natürlich streng geheim, was die und ihre Leute so alles gemacht haben, deswegen darf ich nicht darüber reden.« Er grinste. »Ich sag nur eins: Oberwelt-Expeditionen und Verfolgung von Staatsfeinden erster Garnitur.«
    »Running Men?«, fragte Ayris.
    Paddy nickte. »Außerdem die Jehovaa, ein besonders lästiger Verein, den nicht mal die Eiszeit hat ausrotten können.«
    »Ich seh schon, Sie haben mehr auf dem Kasten als ein typischer Sergeant von dreiunddreißig Jahren«, sagte Ayris.
    Paddy schnalzte mit der Zunge. »Das will ich meinen.« Er lehnte sich zurück. »Ich hab zum Beispiel sofort erkannt, dass Sie genau so aussehen wie die Frau auf dem Bildschirmschoner von Präsident Crows Monitor.«
    »Wie bitte?« Ayris musste sich zusammenreißen, um Paddy nicht anzugaffen. »Wann haben Sie das gesehen?«
    »Oh!« Paddy griff sich an die Stirn. »Hab ich nicht erwähnt, dass ich in Präsident Crows Vorzimmer arbeite? – Natürlich nicht allein!« Er hüstelte. »Ich bin sein ›Mädchen für alles‹. Ich koch Muntermacher und so was. Natürlich geh ich auch öfter bei ihm rein, um Staub zu putzen.« Er schaute Ayris an. »Da hab ich es gesehen. Das Bild, meine ich. Präsident Crow hat ‘ne Menge Bildschirmschoner. Sie schonen seinen Monitor eigentlich überhaupt nicht. Sie dienen nur dazu, ihm eine hübsche Ansicht zu liefern, wenn er grad mal nichts zu tun hat.«
    Er hat ein Foto von mir? Der mächtigste Mensch in diesem Bunker hat ein Foto von mir? Ayris war fassungslos. Was hatte das zu bedeuten? Sie war Crow nie begegnet. Sie hatte nie ein Wort mit ihm gewechselt.
    Moment. Lynnes Verabschiedung! Lynne Crow war vor über zwei Jahren zu einer Geheimmission am anderen Ende der Welt aufgebrochen, und bei der Verabschiedung war sie, Ayris, dabei gewesen. Vielleicht hatte dort jemand die Aufnahme gemacht, die nun Präsident Crows Monitor zierte. Doch warum, verdammt noch mal?
    Paddy beugte sich neugierig vor. »Sind Sie mit dem Präsidenten bekannt oder verwandt? Hat er Sie deswegen zu seiner Adjutantin gemacht?«
    »Was?« Ayris hatte keinen Schimmer. Doch konnte es ihr schaden, wenn sie den Eindruck erweckte, Crow näher zu kennen? Sie zuckte die Achseln. »Na ja…«
    Paddy grinste wie jemand, der etwas zu wissen glaubt und doch nicht weiß, wie ahnungslos er ist. »Ich versteh schon.« Er zwinkerte Ayris zu. »Ich sag nix, keine Bange.«
    Ayris trank ihren Muntermacher aus. Paddy leerte seine Wasserflasche. »Sollen wir gehen? Wir haben doch gleichen Weg… Dann kann ich Ihnen auch das Personal vorstellen.«
    »Schön.« Ayris schloss sich Paddy an. Je länger sie mit ihm zusammen war, desto sympathischer wurde er ihr, aber sie merkte auch, dass er intellektuell eigentlich nur ein neugieriger Siebzehnjähriger in einer maßgeschneiderten Uniform war.
    In der Administrationsebene, die Ayris nun zum ersten Mal betrat, wurde sie sorgfältig überprüft. Dann salutierten die Männer und Frauen und übergaben ihr das Kommando über
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