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1457 - Ediths Leichenwelt

1457 - Ediths Leichenwelt

Titel: 1457 - Ediths Leichenwelt
Autoren: Jason Dark
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kaum glauben, dort führt tatsächlich eine Bahnlinie vorbei. Es ist ein urwüchsiges Gelände, keine offizielle Müllkippe, aber auch kein Land, um eine Party zu feiern. Man hat damals einen kleinen Bunker in einen Bahndamm hineingebaut. Der war allerdings weniger für Menschen gedacht, sondern mehr für den Nachschub. So wurden dort Lebensmittel und andere Dinge aufbewahrt, die für das Überleben der Menschen wichtig waren.«
    »Und jetzt ist der Bunker leer?« fragte Suko.
    »Klar. Die Zeiten des Kalten Krieges sind vorbei. Wer braucht heute noch einen Bunker?«
    Ich hob die Schultern. »Vielleicht ein Ghoul?«
    »Klar, der schon.«
    »Weißt du, wie wir dort hinkommen?«
    »Ja, das hat man mir auch gesagt.« Er gab uns die Beschreibung und nannte uns die ungefähre Entfernung von fünf Meilen. Das überraschte keinen von uns.
    »Dann los«, sagte Suko nur.
    Tanner verzog säuerlich das Gesicht. »Ich würde ja gern bei euch sein, aber ich habe nachher noch einen Termin. Eine dieser tollen Konferenzen, bei der nichts herauskommt.«
    »Wir geben dir Bescheid.«
    »Das will ich auch hoffen.«
    Endlich hatten wir ein Ziel. Suko und ich spürten die Adrenalinstöße, die uns vorantrieben. Bis zur Haustür waren es nur wenige Schritte. Ein Uniformierter stand dort als Wächter und achtete darauf, dass kein Unbefugter das Haus betrat.
    Der Rover stand noch immer auf demselben Platz und wartete auf uns. In der Nähe trieben sich die Typen herum, die uns bei unserer Ankunft an der Haustür erwartet hatten.
    Ich öffnete zwar die Türen des Rover mit Hilfe der Fernbedienung, stieg aber noch nicht ein.
    »Wollt ihr was von uns?«
    »Nicht direkt.«
    »Sondern?«
    »Wir suchen Kat.«
    »Ach.« Ich musste lachen, bevor ich fragte: »Ist das nicht eure Freundin mit den grünen Haaren?«
    »Ja.«
    »Und warum fragt ihr uns?«
    »Ihr seid doch Bullen.«
    »Reiß dich mal zusammen. Wieso kommt ihr auf uns?«
    »Wir haben gedacht, dass ihr Kat festhaltet. Sie – sie – ist nämlich verschwunden.«
    »Na und? Aber ich kann euch beruhigen. Wir haben sie nicht verhaftet und halten sie deshalb auch nicht fest, obwohl es Gründe genug dafür geben würde.«
    »Dann weiß ich es auch nicht.« Der Typ, der strohgelbe Haare hatte, drehte sich zu den anderen um.
    »Muss sie euch denn immer sagen, wohin sie geht?«, fragte Suko.
    »Nein. Sie wollte nur mal eben zu den Containern. Da ist sie aber nicht mehr.«
    »Euer Pech.« Ich fragte nicht, was sie da gewollt hatte. Möglicherweise gab es dort ein Versteck für bestimmte Waren, deren Besitz strafbar war.
    Es interessierte mich in diesem Augenblick nicht. Ich stieg ein und klemmte mich hinter das Steuer. Es dauerte nicht lange, da waren wir unterwegs.
    Wir fuhren um die Siedlung herum, und als die vier hohen Häuser hinter uns lagen, brach Suko sein Schweigen.
    »Du wirst lachen, ich habe schon ein komisches Gefühl in mir.«
    »Dreht es sich um den Bunker?«
    »Nein. Es geht um das Verschwinden des Mädchens mit den grünen Haaren.«
    Ich winkte ab. »Vergiss sie.«
    Er blieb hart. »Kann ich aber nicht.«
    »Warum nicht?«
    »Das kommt mir seltsam vor.«
    »Du glaubst, dass ihr Verschwinden und das Erscheinen des Ghouls in einem Zusammenhang stehen?«
    »Das könnte möglich sein.«
    »Und weiter…«
    »Edith ist auf der Suche nach Nahrung. Vielleicht hat sie mit den beiden Typen aus den Einkaufswagen nicht genug. Kann ja alles sein, wenn man ein wenig quer denkt.«
    »Ja«, murmelte ich, »das könnte ich unter Umständen unterschreiben. Wir haben die Container zwar nicht gesehen, aber sie stehen nicht gerade dort, wo die Action ist.«
    »Dann könnte Edith Jacum unter Umständen gesehen haben, was sich vor dem Haus abgespielt hat, und dann ist es verdammt leicht, die richtigen Schlüsse zu ziehen.«
    Ich gab keine Antwort, aber so ganz fremd war mir Sukos Denkweise auch nicht…
    ***
    Der Twingo schaukelte auf der unebenen Strecke wie ein Schiff in mittelschwerer See.
    Edith Jacum störte das nicht. Sie hockte hinter dem Lenkrad, das sie mit beiden Händen fest umklammert hielt. Ihr Blick war nach vorn gerichtet. Hin und wieder leckte sie sich die Lippen. Dann löste sich der starre Blick und nahm einen gierigen Ausdruck an.
    Diese junge Frau mit den grünen Haaren war für sie ein Geschenk der Hölle. Sie nahm sich vor, Kat noch nicht so schnell zu töten. Sie wollte mit ihr spielen, ihr klar machen, was sie erwartete, und dann würde sie sich an Ihrer Angst weiden.
    Eine Zukunft,
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