Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1456 - Catwalk in die Hölle

1456 - Catwalk in die Hölle

Titel: 1456 - Catwalk in die Hölle
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Mensch.
    Dass eine Frau vor uns lag, war auf den ersten Blick auch nicht zu erkennen. Die Haut zeigte tatsächlich keine schwarze oder graue Farbe, sie hatte sich durch das Feuer zusammengezogen, hatte einen leicht gelblichen Ton angenommen und war trotzdem nicht von den Knochen geglitten, sondern nur an einigen exponierten Stellen.
    Das, was einmal Marsha gewesen war, lag auf dem Rücken. Der Mund stand offen, und so konnte ich in die Rachenhöhle schauen, die keine Brandspuren aufwies.
    Auch Glenda hatte genau hingesehen und sagte mit leiser Stimme:
    »Da ist nur die Außenhaut verbrannt. Und das hat ausgereicht.«
    »Stimmt.« Ich konzentrierte mich auf die Augen. Sie waren ebenfalls nicht in Mitleidenschaft gezogen worden, nur sahen sie inmitten dieses veränderten Gesichts völlig fremd aus.
    Dr. Lancaster war in unserer unmittelbaren Nähe geblieben. Wir hörten seinen schweren Atem und wenig später sein Flüstern.
    »Als Mediziner habe ich keine Erklärung, aber was sagen Sie als Laien dazu? Stehen Sie nicht auch vor einem Rätsel?«
    »Das kann man wohl sagen«, gab ich zu.
    »Haben Sie denn eine Vermutung?«
    Ich hob die Schultern.
    »Sie wollen es nicht sagen, oder?« Der Arzt trat an meine rechte Seite und schaute zu mir hoch.
    »Es würde Sie keinen Schritt weiterbringen, Doktor. Man kann Vermutungen haben, und sie können auch der Wahrheit entsprechen. Aber sie zu begreifen ist verdammt schwierig, wenn nicht unmöglich. Daran sollten Sie einfach denken.«
    »Dann bezieht sich das auch auf den Tod der Frau?«
    »Ja.«
    »Ein Feuer, das nur sie verbrennt«, sagte der Arzt. »Welche Arten von Feuer kann es noch geben?« Er schaute auf eines der drei Fenster. »Oder welche Verbindungen, die man als Wort mit Feuer eingehen kann? Wenn es nicht so verrückt wäre, würde ich es aussprechen.«
    »Sagen Sie es nur, Doktor!«, forderte Glenda ihn auf. »Kann ja sein, dass Sie gar nicht so falsch liegen.«
    Er sprach das Wort mit leiser Stimme aus. »Höllenfeuer. Das meine ich. Aber lachen Sie nicht.«
    »Nein, warum?« Glenda blickte ihn direkt an. »Wahrscheinlich sind Sie damit der Wahrheit ziemlich nahe gekommen.«
    Dr. Lancaster schwieg. Ich wusste, dass er jetzt nachgrübelte. Er war Mediziner. Was hier geschehen war, ging über seinen Horizont.
    Gedankenverloren strich er über seinen Lippenbart hinweg, während er nickte. Danach drehte er sich abrupt um.
    »Und was geschieht jetzt mit der Toten?«, fragte er.
    »Ich werde sie abholen lassen. Unsere Pathologen werden die Frau untersuchen. Ob es dann ein Ergebnis geben wird, kann ich Ihnen nicht versprechen.«
    »Eher nicht«, sagte der Arzt. »Normales Feuer hinterlässt Rückstände, aber das ist hier nicht der Fall.« Er wies auf das Bett. »Sie können die Tote hochheben, da ist nichts verbrannt oder auch nur angesengt.«
    »Aber es muss jemanden gegeben haben, der diese Person angezündet hat. Oder dafür sorgte, dass das Feuer entstehen konnte.«
    Glenda hatte dieses Thema angeschnitten, und damit waren wir wieder bei der Polizeiarbeit angelangt.
    Uns fiel zudem auf, dass Dr. Lancaster noch blasser wurde und sich gegen die Stirn schlug.
    »Ist Ihnen etwas eingefallen?«, fragte ich.
    »Ja, mein Gott, das ist es! Jemand hat sich in das Krankenhaus eingeschlichen.«
    »Wissen Sie das genau?«
    »Natürlich. Außerdem haben wir hier eine Videoüberwachung.«
    Er schüttelte den Kopf. »Dass mir das erst jetzt einfällt! Einer unserer Pfleger wurde niedergeschlagen und in eine Wäschekammer gesperrt. Ich hörte davon. Man hat ihm auch den Kittel ausgezogen.«
    »Wo können wir den Mann finden?«
    »Ich erkundige mich.«
    Glenda lächelte, als der Arzt das Zimmer verlassen hatte. »Das sieht ja doch nicht so schlecht aus, oder?«
    »Stimmt. Ich gehe sogar davon aus, dass der Mann von der Person niedergeschlagen wurde, die auch für das Feuer gesorgt hat. Und hinzu kommt noch das Videoband.«
    »Falls es gut genug ist, um etwas darauf zu erkennen«, sagte Glenda.
    Ich winkte ab. »Spielen wir in diesem Fall man die Optimisten. Es kann ja nicht immer alles gegen uns laufen.«
    »Du sagst es, John…«
    ***
    Der niedergeschlagene Mann hieß Freddy Bones. Wir fanden ihn in einer Kaffeeküche, wo er in einem Rollstuhl hockte und sich ausruhte. Eine Wunde an seinem Kopf gab es nicht, und so benötigte er auch keinen Verband oder ein Pflaster. Er hatte Schmerzmittel genommen und sollte sich ausruhen.
    Dr. Lancaster war mit uns gegangen. Mit uns Fremden hätte der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher