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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers
Autoren: Jason Dark
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den Kopf, damit er die vier Männer auch sah.
    Die wussten genau, was sie zu tun hatten. Mit schnellen, zielsicheren Schritten näherten sie sich dem etwas erhöht stehenden Zentrum. Dabei gingen sie nebeneinander. Schon Sekunden später standen die in dunkle Anzüge gekleideten Gestalten vor der Bank.
    Auch wenn sie über den Besucher überrascht waren, so zeigten sie es nicht. Sie warteten, bis ihr Boss etwas sagte.
    Der deutete auf seinen Nebenmann. »Seht ihn euch an. Er hat mir erklärt, dass er ein Henker ist. Was sagst du dazu, Eric?«
    Eric war wohl der Anführer. Zumindest war er der Größte von den Männern. Sein blondes Haar hatte er nach hinten gekämmt, und in seinem Gesicht spannte sich die dünne Haut über den Knochen.
    »Er ist ein Henker?«
    »Ja, sogar das Beil passt dazu.«
    »Und wie kam er hier herein?«
    »Das will er mir nicht sagen. Er hat mir zwar viel gesagt, aber ich habe eher das Gefühl, dass es nicht die Wahrheit ist. Die möchte ich aber von ihm wissen.«
    »Verstehe!«
    »Ihr könnt ihn auf eure Art und Weise befragen. Später sagt ihr mir dann Bescheid.«
    »Geht in Ordnung.«
    Vic Morrow wusste, dass er sich auf seine Leute verlassen konnte, und lehnte sich deshalb recht entspannt zurück in das weiche Polster.
    Lincoln Lester hatte alles gehört. Er zeigte nicht die Spur von Angst.
    Das hätte die andere Seite warnen sollen, doch die war sich ihrer Macht zu sicher und zu arrogant.
    »Hoch mit dir!«
    Der Henker blieb sitzen.
    Eric war es gewohnt, einen Befehl nur einmal zugeben. Danach gab es nur noch die Gewalt.
    Er wehrte die anderen ab, die ihm helfen wollten. Ein blitzschneller Griff, und er hatte die Haare des Henkers erwischt. Die drehte er so um seine Finger, dass er den Mann in die Höhe ziehen konnte.
    Es gab wenige Menschen, die so etwas kommentarlos über sich ergehen ließen. Lincoln Lester gehörte dazu. Er wehrte sich nicht, nur der Blick seiner roten Augen wurde noch düsterer.
    Das Beil hatte er nicht losgelassen, aber die Klinge stand jetzt nicht mehr auf dem Boden. Sie schwebte leicht darüber.
    »Ich möchte dir nur mitteilen, dass ich der Henker bin«, flüsterte Lincoln.
    »Das weiß ich. Und mit Henkern beschäftige ich mich besonders gern. Irgendwann werde ich dir den Schädel spalten.«
    »Schaff ihn erst mal weg!«, befahl Morrow.
    »Okay.«
    Eric hatte so seine Methoden, und die waren nicht eben sanft. Der Schlag sollte den Henker am Kopf treffen, und das passierte auch.
    Die Faust des Schlägers hieb gegen die Stirn, und Lester kippte nach hinten. Er landete auf dem Boden, wobei jeder damit rechnete, dass er bewusstlos geworden war, denn Erics Schläge waren als Hammerschläge bekannt.
    »Los, schafft ihn nach hinten!« Eric rieb seine Knöchel, drehte sich um, wollte schon vorgehen und an der Bar noch einen schnellen Drink kippen, als er die leisen Warnrufe hörte, stehen blieb und sich umdrehte.
    Der Henker stand wieder.
    Nur wurde er nicht festgehalten. Er stand von allein und hatte wahrscheinlich auch keine Hilfe gebraucht, um aufzustehen.
    »Du bist Eric, nicht?«
    »Klar.«
    »Dann bist du gleich ein toter Eric!«
    Es war nicht zu sehen, ob die Männer die Warnung ernst nahmen.
    Aber der Henker hatte sie ernst gemeint, und er zeigte, wie schnell er war. Einen Schritt ging er nach vorn. Dabei löste sich das Beil mit der schweren Klinge aus seiner Position und glitt schräg in die Höhe. Man konnte von einem gedankenschnellen Vorgang sprechen, der hier ablief, und Eric war nicht in der Lage, der Klinge auszuweichen. Vielleicht sah er noch das Blitzen des Metalls, dann traf ihn die blanke Klinge voll und spaltete seine Stirn genau zwischen den Augenbrauen.
    Erics Mund klaffte auf. Die Zunge schnellte hervor. Er stand wie eine Statue, das Beil noch in der Stirn, wobei sich an den Seiten der Klinge die ersten Blutfäden zeigten.
    Der Henker sah, wie entsetzt die anderen waren. Er ließ die Klinge noch einige Sekunden an ihrem Platz und zerrte sie dann mit einer kurzen Bewegung wieder hervor.
    Erics Gesicht hatte sich in eine Totenmaske verwandelt, deren Stirn blutverschmiert war. Der Anführer der Leibwächter kippte steif zurück und rollte über die Kante des Podests hinweg.
    Mit der Mondwaffe in der Hand drehte sich der Henker zu Vic Morrow herum und fragte mit leiser Stimme: »Willst du mir nun vergeben…?«
    ***
    Morrow konnte nicht antworten. Er glaubte, ersticken zu müssen.
    Nie zuvor hatte er sich so schlecht gefühlt. Er war nie persönlich
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