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1455 - Das Gewissen des Henkers

1455 - Das Gewissen des Henkers

Titel: 1455 - Das Gewissen des Henkers
Autoren: Jason Dark
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lieber bleiben. Es könnte dir sehr schlecht bekommen.«
    »Verstanden.«
    Wir brauchten nur wenige Schritte, um zur Tür zu gelangen. Hinter ihr lag das Innere des Pavillons, aber wir erreichten zunächst einen Gang, den wir bis zu seinem Ende gehen mussten, denn dort befand sich eine weitere Tür.
    Dass sie geschlossen war, störte uns nicht. Wir würden sie schon irgendwie aufbekommen.
    Türen zu den Toiletten gab es hier auch. Die Beleuchtung war alles andere als gut, und wir waren verdammt gespannt, was uns in Vic Morrows Heiligtum erwartete.
    Irgendwie hatte jeder von uns die Ahnung, dass wir dem Henker bald gegenüberstehen würden. Wie wir uns dann verhielten, konnten wir jetzt noch nicht entscheiden.
    »Sie bleiben erst einmal zurück, Fiona«, entschied ich.
    Der Protest blieb nicht aus. »Moment mal, John, ich bin eine Polizistin…«
    »Trotzdem.«
    Sie blieb stur, und so tauschte ich nur einen kurzen Blick mit Suko, der mit den Schultern zuckte.
    Suko hielt bereits den Türgriff umfasst und drückte ihn nun nach unten. Er zog die Tür nur spaltbreit auf, aber so weit, dass wir in den Raum hineinschauen konnten.
    Auch wenn wir nicht alles sahen, kam er uns wie eine Bar vor. Irgendetwas musste hier abgegangen sein, denn hinter einer Glasscheibe standen zwei Männer wie zu Eis erstarrt und schielten auf einen bestimmten Punkt in der Mitte des Raumes.
    Im Hintergrund erkannten wir Teile einer Bar, und wenig später hörten wir eine leise, aber scharfe Männerstimme.
    »Willst du mir nun verzeihen, Vic?«
    Nachzudenken, wer diese Frage ausgesprochen hatte, brauchten wir nicht. Uns war klar, dass wir den Henker endlich gefunden hatten…
    ***
    Morrow war angesprochen worden, aber der Wettpate tat nichts. Er war einfach fertig, er konnte nichts mehr tun. In seinem Gehirn war absolute Leere, wie er sie bisher noch nicht gekannt hatte. Das war einfach unbegreiflich, denn mit ihm hatte jemand gesprochen, in dessen Körper drei Kugeln steckten und der eigentlich hätte tot sein müssen.
    »He, Vic, sag was!«
    Morrow stöhnte nur.
    Plötzlich stand der Henker wieder auf den Füßen. Das Beil hielt er jetzt anders. Er hatte es gekippt, sodass die Klinge jetzt schräg in die Höhe wies. Blut klebte am Metall, und es fiel sogar in kleinen Tropfen auf den Boden.
    Morrow schüttelte den Kopf.
    »Jetzt bist du stumm, wie?«, sagte der Henker.
    Vic nickte.
    »Wäre ich an deiner Stelle auch. Aber ich muss mich ja wehren, wenn man mich angreift. Und du hast diesen Angriff befohlen, Vic. Ausgerechnet du, der mir meine Taten von damals einfach nur verzeihen sollte. Das kann ich nicht begreifen, Vic. Wirklich nicht. Wie kannst du nur so dumm sein? Durch diese Torheit hast du tatsächlich in mir einen neuen Feind, und das dürfte dir nicht gefallen.«
    Der Henker lächelte. Er hatte nur Augen für Morrow. Die Bodyguards interessierten ihn nicht. Und so ließ er sich mit langsamen Bewegungen auf der Couch nieder. Seine Waffe legte er auf die Knie, hielt sie allerdings weiterhin fest.
    Um den Henker anschauen zu können, musste Vic Morrow den Kopf nach links drehen. Er bekam es mit der Angst zu tun, wenn er in dieses verwüstet wirkende Gesicht mit den roten Augen schaute, die ihm einen Gruß aus der Hölle schickten.
    »Ich hätte schon längst wieder weg sein können. Dass ich noch hier bin, ist deine Schuld. Du hast dich schlecht benommen und einen deiner Männer in den Tod geschickt. Hast du mich denn so unterschätzt, Victor? Hast du das?«
    »Hör auf!«
    »Nein, ich fange erst an, denn ich habe mein Ziel nicht erreicht. Ich gebe noch einmal zu, dass ich deiner Familie damals Böses angetan habe, und ich will mein Gewissen erleichtern, um die ewige Ruhe zu finden. Dann wird mich auch der Höllenengel nicht mehr quälen. Mehr wollte ich wirklich nicht.«
    Morrow sagte nichts. Ihm war leicht übel geworden. Er schaute seinen Besucher an und versuchte herauszufinden, ob das alles der Wahrheit entsprach, was er hörte. Glauben konnte er es nicht. Es war ihm einfach zu fremd.
    »Dir geht es nicht gut, wie? Ja, das sieht man dir an. Aber du solltest dir wirklich überlegen, ob du mir nicht verzeihen willst.«
    Morrow hatte sich so weit gefangen, dass er zumindest etwas sagen konnte. »Und dann? Was geschieht dann?«
    »Ich werde meine Erlösung haben. Zu lange habe ich darauf hingearbeitet.«
    Der Wettpate überlegte. Alles Mögliche schoss ihm durch den Kopf. Die Lage war ihm einfach zu fremd, denn so etwas hatte er noch nie
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