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1454 - Solo für den Satan

1454 - Solo für den Satan

Titel: 1454 - Solo für den Satan
Autoren: Jason Dark
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die Hölle einen Sieg errungen hatte.
    Dutton übte sein Amt schon lange aus. Er hatte sich mit seinem Beruf immer identifiziert. Das sollte auch weithin so bleiben. Doch jetzt sah er seine Felle davonschwimmen, denn diese Frau hatte wohl nicht übertrieben. Als er in ihr Gesicht schaute, da war es für ihn zugleich das Antlitz des Satans. Sie hatte ein Solo für den Satan gespielt, und er musste es akzeptieren.
    Wieder lächelte sie.
    »Weißt du jetzt Bescheid, Pfaffe, wer hier das Sagen hat? Der Teufel in Form seiner Tochter. So und nicht anders ist es. Ich hoffe, du hast mich begriffen.«
    Wut wallte in ihm hoch. Er wollte einfach nicht aufgeben.
    »Nein!«, keuchte er. »Nein, verdammt noch mal! Die Hölle wird nicht gewinnen. Der Teufel hat es noch nie geschafft, verstehen Sie? Es mag vieles falsch gelaufen sein, aber letztendlich hat die Kirche überlebt und nicht das, dem Sie huldigen.«
    »Das bleibt abzuwarten, Pfaffe. Ich schwöre dir, dass ich die Siegerin sein werde!«
    Peter Dutton war ein friedliebender Mensch, der alle Gewalt verachtete. Doch hier und jetzt dachte er um und wunderte sich dabei über sich selbst.
    Ein scharfes Zischen drang aus seinem Mund. Seine Augen waren weit geöffnet, die Lippen verzogen. Er sah das böse Funkeln in den Augen der Frau. Dieses Spiegelbild der Hölle in ihrem Blick war für ihn so widerlich, dass er alle Beherrschung verlor.
    Er schrie auf und schlug zu!
    Dabei vergaß er seine Schmerzen. Er vergaß überhaupt seinen gesamten angeschlagenen Zustand. Er wollte nur endlich diese schlimme Person loswerden.
    Er schnellte zusätzlich noch in die Höhe und seine Fäuste erwischten die Sängerin unter dem Kinn an Brust und Hals.
    Mit dieser Attacke hatte Ricarda nicht gerechnet. Die Wucht des Treffers trieb sie zurück. Sie glitt mit ihren Stöckelschuhen aus und prallte auf den Rücken.
    Auch die Gitarre landete auf dem Boden. Die Saiten schlugen auf und erzeugten einen dumpfen Klang, der durch das Innere der kleinen Kapelle wehte.
    Dutton stand auf. Sein Gesicht glich einer rot glühenden Herdplatte.
    »Verschwinden Sie endlich von hier! Sie haben hier nichts zu suchen! Gehen Sie – gehen Sie…«, er schnappte nach Luft, »gehen Sie endlich zum Teufel!«
    Ricarda lachte nur. Ja, sie lachte. Sie lag auf dem Boden und lachte gellend. Trotz seines Sieges fühlte er sich gedemütigt. Er war kein Mensch der Gewalt. Andere an seiner Stelle hätten die Frau vielleicht mit Schlägen und Geschrei aus der Kapelle getrieben, aber er konnte das nicht. Und so blieb er mit geballten Händen stehen, schaute nach unten und tat auch nichts, als sich Ricarda Hades wieder aufrichtete.
    Ihr Schreien war verstummt.
    Sie lächelte jetzt.
    Die Gitarre hielt sie mit der linken Hand fest. Die Augen waren zu Schlitzen verengt, und dadurch schien sich der böse Ausdruck in den Pupillen noch zu verstärken.
    »Das hast du nicht umsonst getan!«, flüsterte sie. »Nein, das hast du nicht…«
    »Gehen Sie!«
    »Ja, ich gehe!«
    Dutton wollte es kaum glauben. Wieso dieser plötzliche Sinneswandel? Wieso dieses Lächeln, auch wenn es ihm nicht gefiel? Was steckte dahinter?
    »Ob du es glaubst oder nicht, Pfaffe, aber ich bin dir noch etwas schuldig.«
    »Auf keinen Fall!«
    »Doch!«
    Dieses Wort war der Beginn einer brutalen Aktion, denn sie schlug zu. Mit einer spielerisch anmutenden Leichtigkeit hob sie die Gitarre an. Sie holte nicht mal weit aus, aber für diese Aktion reichte es.
    Die Gitarre wuchtete gegen den Kopf des Geistlichen.
    Peter Dutton spürte nichts mehr. Ihm war nur, als wäre er von einem Stein getroffen worden. Er flog schräg auf die fest im Boden verankerte Sitzbank zu. Mit dem Hinterkopf schlug er gegen das harte Holz und stieß noch einen wimmernden Laut aus.
    Der Körper rutschte nicht in die Bank hinein. Er glitt an der Außenseite entlang, bevor er auf dem harten Steinboden landete und der Aufschlag noch mal ein schreckliches Echo hinterließ.
    Danach wurde es still. Nur die schweren Atemzüge der Sängerin waren zu hören, denn sie war kein Teufel oder Dämon, sondern nur ein Mensch.
    Zuerst schaute sie nach ihrer Gitarre. Damit hatte sie zwar zugeschlagen, aber das Instrument selbst hatte nichts abbekommen. Sie würde auch weiterhin ihre Songs für den Teufel darauf spielen.
    Anders verhielt es sich mit dem Geistlichen. Er war auf den Rücken gefallen, sodass sie in sein Gesicht schauen konnte. Es war ein Gesicht, in dem es kein Leben mehr gab. Da zuckten die Lippen
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