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1452 - Die Vodoo-Mutter

1452 - Die Vodoo-Mutter

Titel: 1452 - Die Vodoo-Mutter
Autoren: Jason Dark
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kam stets auf ihre Stimmung an. Wenn sie Kilgo akzeptierte, war alles klar.
    Wenn nicht, hatte er schlechte Karten.
    Er hatte eine demütige Haltung angenommen, als er sich auf den Thron zu bewegte. Dabei schaute er die Mutter genau an. Sie legte stets Wert auf ein besonderes Outfit. In diesem Fall trug sie ein gelbes Kleid aus changierendem Stoff. Es bedeckte ihren Körper bis zum Hals hinauf. Ihre Kopfbedeckung bestand aus dem gleichen Stoff, den sie zu einer Art Turban zusammengedreht hatte.
    Darunter zeichnete sich ihr Gesicht ab. Ein glattes Gesicht. Eines ohne Falten, sodass sie fast alterslos wirkte. Immer, wenn sie ihre kleine Wohnung verließ, um in den Keller zu gehen, schminkte sie ihr Gesicht mit einer weißen Paste. Nur die Umgebung der Augen malte sie mit einem braunen Stift an, und in dieser Farbe waren auch die vollen Lippen und die breite Nase geschminkt.
    Da ihr Thronstuhl etwas höher und über dem normalen Niveau des Bodens stand, war sie in der Lage, auf ihre Besucher hinabzusehen. Nur den sehr großen begegnete sie in Augenhöhe.
    »Bleib stehen, Kilgo!«
    »Ja, natürlich.«
    Er hatte sich ihr gegenüber geöffnet und zumindest seinen Namen preisgegeben, weil er eine Basis des Vertrauens hatte herstellen wollen. Falschheiten und Lügen bestrafte die Mutter, und wenn sie einen Menschen anschaute, erlebte dieser etwas ganz Besonderes und bekam den Eindruck, dass sie ihm in die Seele schauen würde.
    Zu den Vertrauen bildenden Maßnahmen gehörte es auch, dass man der Mutter in die Augen schauen musste. Genau daran hielt sich Kilgo, und er sah in ein sehr dunkles Augenpaar, das durch die ebenfall dunkle Schminke in der Nähe noch intensiver, geheimnisvoller und auch gefährlicher wirkte.
    Kilgo hielt dem Blick stand. Die Mutter beobachtete ihn dabei genau. Sie redete nicht, sie bewegte sich nicht, ihre Arme lagen nach wie vor starr auf den Lehnen, und den Fettsack überkam ein Gefühl, als würde er sich immer mehr von der Realität entfernen. Es war schon mehr als ungewöhnlich, und er dachte darüber nach, woran es wohl liegen konnte. Vielleicht an der Luft mit ihrem fremdartigen Geruch.
    Einen Schwindel verspürte er nicht, jedoch eine gewisse Leichtigkeit, und er war froh, als die Mutter anfing zu reden.
    »Du kannst jetzt sprechen.«
    »Danke.«
    »Aber nur dein Problem will ich wissen. Erst danach entscheide ich, ob ich dir helfen kann oder nicht.«
    »Ich habe es verstanden.«
    »Dann höre ich.«
    Kilgo hatte sich schon vorher zurechtgelegt, was er sagen wollte.
    In der Theorie war alles wunderbar gewesen, jetzt aber, wo es ernst wurde, fielen ihm nicht die richtigen Worte ein.
    Er stotterte herum. Sein Gesicht rötete sich, es fiel ihm zudem schwer, dem Blick der Mutter Stand zu halten, aber er konnte sich wieder fangen und berichtete, was ihm in seinem Haus widerfahren war.
    Die Mutter hörte in aller Ruhe zu. Als Kilgo seinen Bericht beendet hatte, sagte sie eine Weile nichts. Sie wartete ab und wirkte dabei wie eine Frau, die sich noch nicht entschieden hatte.
    Mit der nächsten Frage überraschte sie ihn. »Du willst Rache?«
    »Ja, das will ich!«
    »Und du willst sie tot sehen?«
    »Alle!«
    »Und ich soll dir helfen?«
    »So ist es!«
    »Warum ich?«
    »Weil meine Feinde nichts von dir wissen. Weil du in der Lage bist, Menschen zu quälen und sie zu töten, ohne dich zu zeigen. Du bist eine Priesterin des Voodoo. Viele vertrauen dir, und ich gehöre ebenfalls dazu. Ich will, dass du sie quälst und später tötest.«
    »Du verlangst viel.«
    »Ja, das weiß ich. Aber du kennst meine Geschichte. Ich habe einen triftigen Grund, denn man hat mein Leben zerstört. Ich muss es erst wieder neu aufbauen. Ich habe bisher auf die Kräfte der Hölle vertraut, aber die haben mich leider verlassen.«
    Die Mutter lachte. Sie hatte ihren Mund weit aufgerissen und wurde von einem Lachanfall geschüttelt, wobei sie sogar mit den Händen um sich schlug.
    Der Lachanfall stoppte. Dann schüttelte die Mutter den Kopf. »Du irrst dich«, flüsterte sie. »Du irrst dich gewaltig. Die Macht der Finsternis ist groß. Es kommt nur auf den an, der sich ihrer bedient. Das bist du gewesen, aber wahrscheinlich hat man dir nichts zugetraut, weil du einfach zu schwach bist.«
    Hätte man ihm das vor ein paar Tagen gesagt, er wäre dem Sprecher an die Kehle gegangen. So aber sagte er nichts und schluckte nur. Er war der Diener, sie die Herrin.
    »Du hast die Namen?«
    »Ja.«
    »Wie lauten sie?«
    »Ich habe sie
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