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1448 - Der Kaiser von Karapon

Titel: 1448 - Der Kaiser von Karapon
Autoren: Unbekannt
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Kopf bis in die Stirn hinabzog.
    Oder nein, da war noch etwas anderes, weniger offensichtlich, eher zu spüren als zu sehen, obwohl es sich auch in seinen Blicken und in seiner Haltung ausdrückte: Eine innere Sicherheit, wie Dao-Lin-H'ay sie noch bei keinem anderen Wesen vorgefunden hatte - nicht einmal bei den Voica.
    Dieser Karaponide kannte keinerlei Selbstzweifel. Er war nicht einfach nur der Kaiser der Karaponiden, Kriegsherr und politisches Oberhaupt eines Sternenreiches - er war ein Gott, unfehlbar in allem, was er dachte, sagte und tat. Und er war dies nicht nur in der Vorstellung seiner Untertanen, sondern auch er selbst sah sich so.
    Kaiser Thoy-P'ang zeigte keine Spur von Zorn angesichts des despektierlichen Verhaltens der beiden Gefangenen. Er betrachtete sie mit großer Aufmerksamkeit.
    Was immer sie ihm auch berichtet haben - nervös hat es ihn bisher noch nicht gemacht! Eher neugierig. Er interessiert sich für uns. Besonders für dich.
    Dao-Lin-H'ay warf Ge-Liang-P'uo einen schnellen, ärgerlichen Blick zu. Sie fühlte sich in ihrer Konzentration gestört.
    Das merke ich selbst! dachte sie streng.
    Sei vorsichtig, wenn du mit ihm sprichst, warnte Ge-Liang-P'uo trotzdem. Er ist daran gewöhnt seinen Willen durchzusetzen - um jeden Preis und in jeder nur denkbaren Beziehung.
    Er wird sich an mir die Zähne ausbeißen, versprach Dao-Lin-H'ay bissig.
    Achte du nur auf dich selbst.
    Oh, auf mich hat er es nicht abgesehen.
    Ich bin schließlich auch keine ehemalige Wissende. „General Del-Mion!"
    Thoy-P'angs Stimme durchschnitt das Schweigen. Sie war tief und voll, und er sprach sehr deutlich. Da war ein Unterton, der jedem, der Thoy-P'ang hörte, vom ersten Augenblick an sagte: Wenn ich rede, dann hast du zuzuhören und nicht zu widersprechen. Und dahinter stand eine deutlich wahrnehmbare Drohung.
    Del-Mion hörte das auch. Er neigte sich noch tiefer hinab, und in seinen Gedanken war Furcht. Jetzt, in diesem Augenblick, war er sich seiner Sache längst nicht mehr so sicher wie an Bord der MARA-DHAO. „Du hast Bentu-Karapau verlassen", stellte Thoy-P'ang fest. „Ich habe deinen Bericht erhalten. Glaubst du, daß es klug war, unserem größten und wichtigsten Stützpunkt in Ardustaar ausgerechnet in dem Augenblick den Rücken zu kehren, in dem die Kartanin dort mit einer Kriegsflotte auftauchten?"
    „Verzeih mir, mein Kaiser", sagte Del-Mion, dem das Herz in die Hose rutschte. „Ich mußte eine Entscheidung treffen, und mir blieb keine Zeit, deinen unfehlbaren Rat einzuholen. Ich habe nach bestem Wissen gehandelt. Wenn meine Entscheidung falsch war, werde ich die Konsequenzen tragen."
    Das war eine völlig unnötige Erklärung.
    Del-Mion war ohnehin nicht imstande, frei über sein Schicksal zu entscheiden. Er würde tun, was sein Kaiser ihm befahl.
    Für Thoy-P'ang war das so selbstverständlich, daß er es nicht einmal für nötig hielt, Del-Mion auch nur mit einem Wort darauf hinzuweisen. „Was war das für eine Entscheidung?" fragte er.
    Del-Mion schluckte. Er hatte bereits alles in seinem Bericht erklärt, und er war sich nicht sicher, wie er Thoy-P'angs Frage deuten sollte. Erwartete der Kaiser eine zusätzliche Rechtfertigung von ihm? Das hätte bedeutet, daß ihm Del-Mions bisherige Erklärungen als nicht ausreichend erschienen, und wenn Thoy-P'ang unzufrieden war...
    Del-Mion brach diesen Gedankengang hastig ab. „Es ging um diese Gefangene", sagte er.
    Seine Stimme klang belegt. Er deutete auf Dao-Lin-H'ay. „Eine Kartanin", stellte Thoy-P'ang nüchtern fest. „Was ist mit ihr? Sie muß schon sehr wertvoll sein, wenn du ihretwegen Bentu-Karapau geopfert hast!"
    Das war reine Taktik, und auch Del-Mion wußte es, denn er hatte gerade diesen Punkt selbstverständlich auch in seinem schon vorher an den Kaiser ergangenen Bericht ausführlich erklärt. Aber er verkniff sich wohlweislich jede diesbezügliche Bemerkung. „Sie wäre auch einen noch viel höheren Preis wert, mein Kaiser!" beteuerte er hastig. „Sie weiß, wo sich das zweite Bruchstück der Perle Moto befindet. Die Kartanin kamen mit einer großen Kriegsflotte - es war von vornherein klar, daß wir Bentu-Karapau gegen diese Übermacht nicht halten konnten. Wir hatten vier Raumschiffe verloren, zwanzig weitere Schiffe waren in verschiedenen Missionen unterwegs, und mit Verstärkung war nicht zu rechnen. Die Kartanin dagegen konnten mit einem einzigen Funkspruch weitere Teile ihrer Flotte heranziehen. Wir hatten keine Chance, diesen
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