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1448 - Der Kaiser von Karapon

Titel: 1448 - Der Kaiser von Karapon
Autoren: Unbekannt
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Wachen faßten sich und wichen zur Seite, ließen Feng-Lu jedoch nicht aus den Augen. Der eine bückte sich und nahm blitzschnell die Waffe des Großadmirals an sich. Er sicherte sie und steckte sie weg.
    Thoy-P'ang gönnte den in seinem Büro angerichteten Schäden nur einen flüchtigen Blick. Er musterte Dao-Lin-H'ay. Del-Mion fing die Blicke seines Kaisers auf und ließ die Kartanin los.
    Thoy-P'ang stand auf, kam um den Tisch herum und begutachtete Dao-Lin-H'ays angesengte Schulter.
    Dao-Lin-H'ay beobachtete ihn dabei mit spöttisch funkelnden Augen. Sie hatte höllische Schmerzen, aber sie hätte sich eher die Zunge abgebissen, als dies auch nur mit einer Reaktion ihrer Augen zuzugeben.
    Thoy-P'ang betrachtete die Wunde und sah die Kartanin überrascht an. Ihre Blicke begegneten sich. Für einen Augenblick starrten sie sich schweigend an. Dann wandte Thoy-P'ang sich ab. „Du kennst also diese Kartanin", stellte er fest, indem er sich an Feng-Lu wandte. „Deine Antwort ist allerdings heftiger ausgefallen, als ich es erwartet hätte.
    Stammen die Kratzer in deinem Gesicht von ihren Krallen?"
    „Ja", erwiderte Feng-Lu düster. „Und darum wolltest du sie töten? Vor meinen Augen, ohne meine Erlaubnis?"
    Feng-Lu war so von seiner Rachsucht beherrscht, daß er selbst jetzt noch immer kein Zeichen von Furcht und Reue zeigte.
    Er schwieg. In seinen Augen standen Zorn und Trotz. „Nun gut", sagte Thoy-P'ang nachdenklich. „Vielleicht überlasse ich sie dir, wenn ich mit ihr fertig bin. Ist sie diejenige, die mir Auskunft über das zweite Bruchstück der Perle Moto geben kann?"
    „Sie weiß, wo es ist, und sie kennt sein Versteck", knurrte Feng-Lu. „Das war alles, was ich von dir wissen wollte", sagte Thoy-P'ang mit gefährlicher Freundlichkeit und wandte sich Del-Mion zu. „Betrachte dich als befördert. Ich brauche einen neuen Großadmiral."
    Feng-Lu wirkte wie versteinert.
    Immerhin hatte er seinen Verstand soweit zurückgewonnen, daß. er keinen Versuch unternahm, den Kaiser von Karapon umzustimmen - ein möglicherweise tödliches Unterfangen nach allem, was geschehen war.
    Aber es brodelte in ihm, und das sah man ihm an.
    Es war Feng-Lu gewesen, der die NARGA SANT gefunden und aufgebracht hatte, und er hätte das riesige Wrackteil auch fast als gigantische Beute nach Bentu-Karapau gesteuert. Er hatte Dao-Lin-H'ay kennengelernt und als wichtig eingestuft. Ohne ihn hätte Del-Mion niemals begriffen, welch kostbare Gefangene ihm da so unvermutet ins Haus geschneit war. Feng-Lu hatte Bentu-Karapau nicht im Stich gelassen - er war einem Ruf seines Kaisers gefolgt, der ihn aufforderte, die Perle Moto nach Karapon zurückzubringen.
    Hätte Feng-Lu diesen Befehl nicht erhalten...
    Es war schwer zu sagen, was dann geschehen wäre, aber Thoy-P'ang war wohl der Meinung, daß bei Feng-Lu einiges dafür sprach, daß er seinen Haß und sein Verlangen nach Rache obenangestellt hätte.
    Aber natürlich hatte Del-Mion gar nicht erst vor einer solchen Wahl gestanden. Ihm hatte Dao-Lin-H'ay schließlich auch nicht die Krallen über das Gesicht gezogen. „Was dich betrifft", sagte Thoy-P'ang zu Dao-Lin-H'ay, „so wirst du mir jetzt, auf der Stelle, alles mitteilen, was du über das Versteck und die Perle Moto weißt."
    „Ich weiß gar nichts", erwiderte die Kartanin, und das war die volle Wahrheit. „Es lohnt sich nicht für dich, mich zu belügen", warnte Thoy-P'ang. „Ich werde die Wahrheit auf jeden Fall erfahren. Es liegt an dir, zu bestimmen, auf welche Weise das geschehen wird. Ich würde dir dringend empfehlen, mit der Wahfheit herauszurücken, bevor ich die Geduld mit dir verliere."
    Dao-Lin-H'ay musterte ihn mit spöttischen Blicken. „Ich weiß nichts", wiederholte sie. „Aber selbst wenn ich etwas wüßte, wärst du der letzte, dem ich es verraten würde.
    Und wenn du glaubst, daß du mich zu einer Aussage zwingen kannst, dann irrst du dich, denn da ich nichts weiß, könntest du bestenfalls eine Lüge aus mir herausquetschen."
    „Du hast auf Bentu-Karapau behauptet, das Versteck der Perle Moto zu kennen.
    Du bist dort aufgetaucht, um ein Tauschgeschäft anzubieten. Wie konntest du das tun, wenn du die von dir angebotene Ware gar nicht liefern konntest?"
    „Es war eine List", erklärte Dao-Lin-H'ay ungerührt. „Eine Lüge."
    Thoy-P'ang starrte sie an. Dann blickte er auf ihre Schulter. „Es gibt weit Schlimmeres", sagte er leise. „Du solltest es dir ersparen."
    Sie schwieg.
    Thoy-P'ang seufzte.
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