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1448 - Der Kaiser von Karapon

Titel: 1448 - Der Kaiser von Karapon
Autoren: Unbekannt
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ersten Blick ansah, daß sie die Residenz eines Herrscherhauses war, das sich selbst für den Mittelpunkt des Universums hielt. Hier blieb offenbar nichts dem Zufall überlassen. Alles war darauf angelegt, den Palast und die sonstigen kaiserlichen Bauten hervorzuheben, wobei man geteilter Meinung darüber sein konnte, ob sich dieser Aufwand lohnte.
    Es war selbst aus dieser Entfernung deutlich zu erkennen, daß diese kaiserlichen Bauten höchst unterschiedlichen Alters waren und die sich im Wandel der Zeiten ändernden Vorstellungen ihrer Erbauer von Architektur widerspiegelten. Aber wahrscheinlich hatte das auch seine Vorteile, denn auf diese Weise bot die Stadt jedem ihrer Besucher, welchem architektonischen Ideal er auch huldigen mochte, irgend etwas, das ihm gefallen mußte. Im übrigen hätte es der besonderen Hervorhebung dieser Gebäude mittels freier Plätze, Prunkstraßen und Parks gar nicht bedurft, denn ihr kaiserlicher Status ließ sich auch so sehr leicht erkennen: Sie waren alle miteinander mindestens doppelt so groß wie alle anderen Bauten, und sie waren gelb.
    Gelb schien die bevorzugte Farbe der Herrscher von Karapon zu sein - selbst die Parks erstrahlten ausschließlich in allen denkbaren Schattierungen dieser Farbe.
    Es schien nicht erlaubt zu sein, Laipan in größerer Höhe zu überfliegen. Alle Gleiter bewegten sich dicht über dem Boden und hielten sich an den Verlauf der Straßen.
    Auch das Gefährt, in dem die beiden Kartanin saßen, senkte sich dem Boden entgegen.
    Sie mußten fast die gesamt Stadt durchqueren, ehe sie endlich den kaiserlichen Palast erreichten.
    Angeführt von Del-Mion, begleitet von Sar-Teh, den zwölf Soldaten aus dem Schiff und einigen Karaponiden, die offenbar der Palastwache angehörten, schritten sie durch eine riesige, langgestreckte Halle. Vor einer goldenen, reichverzierten Tür blieben sie stehen.
    Zwei bis an die Zähne bewaffnete Karaponiden der Palastwache, legten den beiden Kartanin Handfesseln an - ein wohl eher symbolischer Akt, denn was hätten sie gegen eine solche Übermacht an Gegnern unternehmen sollen?
    Die Soldaten und Sar-Teh mußten vor der Tür zurückbleiben. Nur Del-Mion, zwei Angehörige der Palastwache und die beiden Gefangenen durften die Tür durchschreiten.
    Sie waren am Ziel
     
    3.
     
    Nach alldem hatten sie erwartet, einen herausgeputzten Popanz auf irgendeinem überdimensionalen Thron vorzufinden, umgeben von einer Hundertschaft Soldaten und einer mindestens gleichgroßen Schar von Höflingen. Sie waren auf einen Thronsaal gefaßt, der von den Schätzen versklavter, ausgeraubter Planetenvölker überquoll, auf eine prunkvolle, aber zugleich auch düstere und bedrückende Szenerie.
    Statt dessen gelangten sie in einen großen, hellen Raum, kühl und nüchtern wie ein Büro. Ein paar Bilder hingen an den Wänden - sie zeigten fremdartige Landschaften. Ein riesiges Fenster bot eine herrliche Aussicht auf einen blühenden Park, der hinter dem Palast lag und im Gegensatz zu allen anderen „Gelbanlagen" der Stadt einen beruhigend normalen Anblick bot.
    Dao-Lin-H'ay hatte bei diesem Anblick die verrückte Idee, daß dieser Park einer der Gründe dafür war, daß Besucher die Stadt in einem weiten Bogen anzufliegen hatten. Ein kaiserlicher Park, der andere Farben als Gelb in allen Variationen zu bieten hatte - den Karaponiden war eine solche Entscheidung zuzutrauen.
    Hinter einem großen Arbeitstisch saß ein ziemlich kleinwüchsiger Karaponide mittleren Alters, der eine schlichte, hellgraue Kombination trug und die Ankömmlinge mit neugierigen Blicken musterte.
    Del-Mion und die zwei Palastwachen verneigten sich tief, und Dao-Lin-H'ay und Ge-Liang-P'uo sahen es mit Befremden.
    Die beiden Wachen schielten zu ihnen hinauf und versetzten ihnen zornige Rippenstöße. „Verneigt euch!" zischten sie.
    Es war durchaus nicht so, daß sie den Sinn dieser Aufforderung nicht begriffen, aber die beiden Kartanin waren an derart demütige Gesten nicht gewöhnt.
    Ge-Liang-P'uo musterte mit flinken Blicken den Raum, um für alle Fälle über Hintertüren und eventuelle Fluchtwege informiert zu sein. Dao-Lin-H'ay dagegen erwiderte die neugierigen Blicke des Karaponiden hinter dem Arbeitstisch frei und offen.
    Das war also der Kaiser von Karapon.
    Er sah eher aus wie ein Beamter aus der Verwaltung. Das einzige Zeichen seiner kaiserlichen Würde - wenn man es denn als solches deuten wollte - war der goldgelb eingefärbte Fellstreifen, der sich über seinen
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